Der Kälteeinbruch während der Hauptblüte sowie der heisse und regenarme Sommer haben eine grössere Ernte im vergangenen Jahr verhindert. Die gute Aromatik und der hohe Zuckergehalt der Trauben verspricht dafür aber einmal mehr einen Top-Jahrgang. Das schreibt das Bundesamt für Landwirtschaft am Montag. Insgesamt konnten Trauben für 84 Millionen Liter geerntet werden. Die Erntemenge liege damit 13 Prozent unter dem zehnjährigen Mittel und sei die zweitkleinste in den vergangenen zehn Jahren.
Nur die Ernte im Jahr 2017 war noch tiefer gewesen. Damals setzte der Frost den Trauben stark zu. Gegenüber dem Vorjahr beträgt der Rückgang ein Minus von 14,8 Prozent.
Frühling sorgt für guten Start
Der Frühling sei für den Weinbau klimatisch noch ideal gewesen, schreibt das BLW. Dieser habe die Entwicklung der Reben kräftig vorangetrieben. Vielerorts habe die Blüte daher bereits sehr früh – Ende Mai oder Anfang Juni – begonnen.
In der Hauptphase der Blüte sei das Wetter jedoch problematisch gewesen, es war nass und kalt. Dies habe je nach Lage und Sorte dazu geführt, dass die Reben ausserordentlich viele Blüten und kleine Beeren nicht weiterentwickelt konnten und sie abstiessen. Es blieben entsprechend weniger Beeren zur Weiterentwicklung an den Reben übrig.
Sommer sorgt für gute Qualität
Die sommerlichen Temperaturen, die sich bereits früh einstellten, hätten dann dafür gesorgt, dass die Trauben danach schnell reifen konnten. Der heisse und trockene Sommer sei dann für die Traubenqualität sehr förderlich gewesen. Allerdings führten diese Bedingungen dazu, dass die Trauben kleiner und saftärmer wurden als in den vergangenen Jahren. Somit ist die Menge also geringer, dafür von «hervorragender» Qualität, wie das BLW schreibt.
Insbesondere die Ostschweiz, allen voran der Kanton Graubünden (minus 23,3 Prozent), verzeichnete grosse Einbussen. Auch das Wallis war stark betroffen. Bereits im Januar teilte die Walliser Staatskanzlei mit, dass eingekellerte Weinmenge von 38,2 Millionen Kilogramm 17,1 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt liege.
Corona sorgt für wenig Absatz
Die Ernte begann zudem ungewöhnlich früh, in einigen Regionen drei Wochen früher als in anderen Jahren. Im Kanton Bern etwa wurde die Weinlese gemäss der Wirtschaftsdirektion bereits Anfang Oktober abgeschlossen, so früh wie schon lange nicht mehr. Dort wurden 1340 Tonnen Traubengut geerntet – 19 Prozent weniger als im Zehn-Jahres-Schnitt, hiess es im November.
Auch die Corona-Krise hatte Einfluss auf die Ernte. So haben die Kantone, welche die erlaubten Maximalerträge festlegen, die potentielle Menge für die Erträge – also die Anzahl Kilogramm Trauben pro Quadratmeter – gegenüber dem Vorjahr reduziert. Die Kantone haben dabei den Rückgang des Weinverkaufs durch die geschlossenen Restaurants und die nicht stattfindenden Grossveranstaltungen berücksichtigt.
Gemäss einem Gesamtüberblick des Dachverbands Handel Schweiz vom 22. März büssten die Weinhändler in der Gastronomie und im Fachhandel bis zu 45 Prozent an Umsatz ein. Zugelegt hätten die Weinverkäufe nur im Detailhandel.
Angaben zum genauen Wein-Konsum will das BLW demnächst veröffentlichen. (sda/npa)