Bekannt ist, dass rohe Morcheln giftig sind. Sie enthalten Hämolyse, also Stoffe, die rote Blutkörperchen zerstören. Diese werden aber abgebaut, wenn man die Pilze sechs Monate trocknen oder fünf Minuten kochen lässt. Das Kochwasser sollte weggegossen werden.

Weniger bekannt ist, dass Morcheln auch im gekochten Zustand ein neurologisches Vergiftungssyndrom auslösen können. Es macht sich etwa fünf Stunden nach dem Verzehr durch Bauchschmerzen, Brechreiz und Durchfall bemerkbar. Nach etwa 12 Stunden kommen neurologische Symptome wie Zittern, Schwindel und ein Trunkenheitsgefühl dazu.

Betroffene berichten von Sehstörungen wie Verschwommensehen, Lichterscheinungen oder Augenzittern. Auch unsicheres Gehen und Stehen sowie Sprachstörungen kommen vor. Nach weiteren zwölf Stunden ist der Spuk meist vorbei. Dieses seltene Syndrom haben französische Wissenschaftler beschrieben, die 300 Fälle aus 30 Jahren untersucht haben.

Keine grosse Mengen essen
Deshalb empfiehlt es sich, keine grossen Mengen von Morcheln zu essen: Maximal sechs grosse Morcheln, rät Siegmar Berndt von der deutschen Gesellschaft für Mykologie. Alte, angegammelte Exemplare sollte man im Wald stehen lassen – was generell für alle Pilze gilt. Der Auslöser, vermutlich ein hitzebeständiges Neurotoxin, sei noch unbekannt. Bei Vergiftungserscheinungen sollte das Tox-Zentrum kontaktiert werden.

Morcheln gehören zu den ersten Pilzen, die im Frühling spriessen. In der Schweiz kommen fünf Arten vor, die bekanntesten sind die Spitz- und die Speisemorchel. Sie lassen sich an ihrem hell- oder dunkelbraunen, hirnartig gerippten Hut und dem hellen Stiel erkennen. (npa/sda)