Die allermeisten gastgewerblichen Betriebe verzeichnen Umsatzeinbussen infolge der Zertifikatspflicht. Die Mitglieder von GastroSuisse erwarten, dass sich die Geschäftslage weiter verschlechtern wird. Grosse Sorgen bereiten den Unternehmen die sinkenden Temperaturen, die Stornierungswelle und die aufgebrauchten Reserven.
Mehr als vier von fünf gastgewerblichen Betrieben (81.3 %) melden nationalen Wirteverband GastroSuisse zurück, dass sie wegen der Ausweitung der Zertifikatspflicht Umsatzeinbussen erlitten haben. Annähernd die Hälfte dieser Betriebe (46.4 %) verzeichnet einen Umsatzrückgang von mehr als 30 Prozent, wie eine Befragung von GastroSuisse bei 2'337 Mitgliedern ergeben hat. Die Umfrage lief vom 6. bis 11. Oktober 2021.
Über alle Umfrageteilnehmenden hinweg betragen die Umsatzeinbussen seit dem 13. September durchschnittlich 27,6 Prozent. Am stärksten betroffen sind die Betriebe in ländlichen Regionen mit durchschnittlichen Umsatzeinbussen von 31,5 Prozent. Am wenigsten stark fielen die Umsätze in den Seeregionen (- 24.4 %) und in den Städten (- 24.8 %). Nur 3,4 Prozent der befragten Betriebe verzeichnen seit der Ausweitung der Zertifikatspflicht eine Umsatzzunahme.
Düstere Aussichten wegen der Zertifikatspflicht
Dabei sind die Reserven bei vielen Betrieben aufgebraucht. Von Beginn der Pandemie an verfolgt GastroSuisse, wie die Mitglieder des Branchenverbandes ihre eigene Liquidität bewerten. Seit Mai 2021 verschlechtert sich die Liquidität wieder deutlich, nachdem die Härtefallmassnahmen kurzzeitig entlastet haben.
Die gastgewerblichen Betriebe beurteilen ihre Liquidität im Januar 2022 so schlecht wie seit Februar 2021 nicht mehr, sollte die Zertifikatspflicht weiter bestehen. Grosse Sorgen bereiten den Mitgliedern die aktuelle Stornierungswelle. Mehr als 75 Prozent der Umfrageteilnehmer (78.6 %) verzeichnen seit der Ausweitung der Zertifikatspflicht eine Zunahme an Stornierungen von Reservationen.
Samuel Wenger, Geschäftsführer von 1001 Freizeit AG hofft deshalb auf eine baldige Aufhebung der Zertifikatspflicht: «Unser Betrieb muss während den Wintermonaten die Hauptumsätze generieren. Sämtliche Reservationen von grossen Firmenanlässen wurden nun storniert.» Zudem beklagen die Umfrageteilnehmenden, dass die Umsätze anfangs Oktober wetterbedingt bereits markant zurückgegangen sind.
Härtefälle brauchen weitere Entschädigungen
Gemäss den Umfrageresultaten trifft die Zertifikaftspflicht die gastgewerblichen Betriebe unterschiedlich stark. Angesichts der grossen Unterschiede greifen Durchschnittswerte zu kurz, um die aktuelle Lage im Gastgewerbe zu beurteilen. Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse, fordert: «Die stark betroffenen Unternehmen benötigen nun dringend neue Härtefallentschädigungen. Die Verzweiflung in der Branche wächst von Tag zu Tag wieder.»
Nebst den Umsatzeinbrüchen verursacht die Zertifikatspflicht zusätzliche Lohnkosten. 86,2 Prozent der Betriebe melden zurück, dass sie einen Mehraufwand verzeichnen. Ebenfalls als problematisch wahrgenommen wird laut der Umfrage das Konfliktpotenzial. 4 von 10 Betriebe melden, dass es in ihrem Betrieb bereits zu kritischen Auseinandersetzungen gekommen sei. (htr)