Kann man glücklich sein allein? Warum wird in einer Gesellschaft von Individualisten das Alleinleben als schambehaftetes Scheitern wahrgenommen? Können Freundschaften eine Antwort auf den Sinnverlust in einer krisenhaften Welt sein? Es sind Fragen wie diese, welche Essayist Daniel Schreiber in seinem neuesten Buch «Allein» erörtert. Der 44-Jährige ist dem Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Freiheit und dem nach Nähe unter anderem im Luzerner Hotel Beau Séjour nachgegangen, wo er im Januar 2020 während drei Wochen residierte. Es war die erste Literaturresidenz des Belle-Époque-Hauses an der Haldenstrasse, welche das Schreib-Gefäss seither jährlich einer Schriftstellerin oder einem Schriftsteller anbietet.

[IMG 2] Die Zeit in Luzern hat Schreiber, der auch als Kunstkritiker und Übersetzer tätig ist, offensichtlich inspiriert. Das zweite von insgesamt acht Kapiteln aus «Allein» dreht sich unter anderem um seinen Aufenthalt in der Zentralschweiz. «The Kindness of Strangers» – zu deutsch: Das Wohlwollen von Fremden – erzählt von den dunklen Phasen, die uns manchmal einholen können, vom oft unterschätzten Wert der Freundlichkeit und von transformativen Wanderungen durch die Berglandschaft um den Vierwaldstättersee. «Es war eine in vieler Hinsicht überraschende Zeit, die viel in Bewegung gebracht hat und an die ich wahrscheinlich immer zurückdenken werde», fasst Daniel Schreiber seine Erinnerungen an die dreiwöchige Arbeitszeit in Luzern zusammen. Hoteldirektor Manuel Berger war einerseits überrascht und andererseits gerührt, als er von der Verewigung im Buch erfahren hatte. «Es war ein wunderschöner Auftakt mit Daniel Schreiber», erklärt der 37-jährige Hotelier, «und wir freuen uns natürlich ungemein, dass aus der ersten Literaturresidenz so etwas Grossartiges entstanden ist, in dem unser kleines Haus sogar Erwähnung findet.»

Die Freude münzten Berger, Schreiber und dessen Verlag Hanser Berlin in eine Lesung um. Sie findet am Mittwoch, 01. Dezember, um 19.00 Uhr im Ballsaal des Hotel Beau Séjour statt und wird von Simone Meier moderiert. Die 51-Jährige wurde 2020 zur «Kulturjournalistin des Jahres» gewählt und veröffentlichte dieses Jahr ihren neuen Roman «Reiz» im Kein & Aber Verlag. (htr/bbe)