Dossier: Schlüsselübergabe
Die Erbfrage: Lust oder Last?
Die Jungen übernehmen
Gabriella Egger Vörös: «Wir sprangen ins kalte Wasser und legten los»
2008 übernahm Gabriella Egger Vörös mit ihrem Mann Gregor den elterlichen Betrieb. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Dank dem Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wurde, fanden die jungen Hoteliers ihren eigenen Weg und Erfolg. [RELATED] Gabriella Egger Vörös, wann war für Sie klar, dass Sie den elterlichen Betrieb übernehmen? Dass ich eines Tages den elterlichen Betrieb übernehme, war für mich lange Zeit nicht…
Meine Meinung
Es geht weiter
Aktuell gebe ich die operative Führung unseres Familienbetriebs an die nächste Generation weiter. Es ist eine herausfordernde Aufgabe. Über viele Quartale hinweg fühlte es sich an, als ob ich mich mit nichts anderem beschäftigte. Das Gröbste ist inzwischen abgeschlossen, und ich bin zuversichtlich, dass es gut kommt. Dennoch hat es mich überrascht, wie viel konzeptionelle Arbeit, wie viele Auseinandersetzungen in so einer Übergabe stecken. [RELATED]
Umso grösser sind mein Respekt und meine Freude, wenn ich andere gelungene Beispiele von Betriebsübergaben sehe. In meiner Funktion als Stiftungsratspräsidentin der Schweizer Berghilfe habe ich viele solcher Fälle erlebt. Die Berghilfe unterstützt Kleinbetriebe, Einzelfirmen und Genossenschaften aus dem Berggebiet finanziell, wenn diese anstehende Investitionen nicht aus eigener Kraft stemmen können. Solche Investitionen sind besonders häufig, wenn eine neue Generation das Ruder übernimmt, Neues anpackt und in die Zukunft schaut. Gerade auch im Tourismus.
Über viele Quartale fühlte es sich so an, als ob ich mich mit nichts anderem beschäftigte.
Ein schönes Beispiel ist das Hotel Rössli in Alt St. Johann im Toggenburg. Vater Georges Schlumpf hat sich dort über Jahrzehnte mit seiner Küche und vor allem den Wildspezialitäten aus eigener Jagd eine treue Stammkundschaft aufgebaut. Riesig war seine Freude, als Tochter Josiane und ihr Mann Philipp – beide ausgebildete und erfahrene Gastronomen mit eindrücklichem Leistungsausweis – beschlossen, mit den Kindern zurück ins Toggenburg zu ziehen und das «Rössli» zu übernehmen.
Um auch in Zukunft effizient arbeiten zu können, bauten die Jungen die veraltete Küche um und erneuerten in einem zweiten Schritt die Hotelzimmer, die dem Standard des Restaurants in keinster Weise mehr entsprachen. Sie steckten ihr Erspartes in diese Sanierungen, aber finanziell tragbar wurden diese erst, als die Schweizer Berghilfe ihre Unterstützung zusicherte.
Dass erfolgreiche Nachfolgeregelungen nicht immer innerhalb der Familie stattfinden müssen, zeigt ein Blick ins Unterwallis. Dort, oberhalb von Bex, befindet sich das Hotel Restaurant Miroir d’Argentine. Mitten in der eindrücklichen Bergkulisse der Alpage de Solalex bieten Joelle und Martin Deburaux Gaumenfreuden auf Gault-Millau-Niveau und einige gemütliche Zimmer. Die Deburaux’ hatten bereits ein «Refuge» gepachtet, als die Besitzer des Hotels sie auf der Suche nach Nachfolgern kontaktierten. Einfach an irgendjemanden verkaufen wollten sie ihr Hotel nicht, aber weil sie über Jahre hinweg miterlebt hatten, wie gute Gastgeber Joelle und Martin waren, hatten sie das Vertrauen, dass diese ihr Hotel in ihrem Sinne weiterführen und weiterentwickeln würden. Auch hier waren Investitionen aber unausweichlich.
Es hat mich überrascht, wie viel konzeptionelle Arbeit, wie viele Auseinandersetzungen in so einer Übergabe stecken.
Es ist schön, dass es weitergeht. Bei diesen beiden Betrieben und in ganz vielen ähnlichen. Für die jungen Gastronomen, aber auch für die jeweiligen Regionen – insbesondere in den Bergen. Denn all diese Restaurants und Hotels bieten Arbeitsplätze, ihre Betreiber kaufen bei lokalen Produzenten ein und sorgen damit unter anderem für den Stiftungszweck der Schweizer Berghilfe: belebte Berggebiete.
Eva Jaisli ist Präsidentin des Stiftungsrats Schweizer Berghilfe.
Die Jungen übernehmen
Matthias Michel: «Müssen unsere eigenen Erfahrungen sammeln»
Die Leitung des Hotel Fiescherblick in Grindelwald bereitet die Brüder Matthias und Lars Michel auch auf die Übernahme des benachbarten elterlichen Hotel Gletschergarten vor. Transparenz und Wissenstransfer prägen die Nachfolgeplanung. [RELATED] Matthias Michel, wann war für Sie klar, dass Sie den elterlichen Betrieb übernehmen? Als mein Bruder Lars und ich uns entschlossen, im Dezember 2022 das Hotel Fiescherblick…
Generationenwechsel
Fliessende Übergänge im Oberthurgau
Die Rollen sind im Landgasthof Seelust im thurgauischen Egnach auch optisch verteilt: Thomas Hasen sitzt in Kochjacke am Tisch, Vater Martin in Freizeitkluft. «Ich fühle mich seit drei Jahren sehr wohl in der Rolle des Pensionierten, ohne Verantwortung im Tagesgeschäft», sagt der Senior. Und seine Frau Thérèse doppelt nach: «Wir mischen uns nicht ein, stehen aber auf Wunsch mit gutem Rat zur Verfügung.» Die Eltern…
Betriebsübergabe
Nachfolge im Bergtourismus: eine Herausforderung
Besonders in den alpinen Regionen wird die Betriebsnachfolge für die Schweizer Hotellerie und Gastronomie eine zunehmende Herausforderung. Ein 2021 im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft erstellter Bericht der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern (CRED-T) zeigt markante Unterschiede zwischen alpinen Gemeinden und anderen Schweizer Regionen in Bezug auf die Branchenstruktur und das Wachstum,…
Hotelmarkt im Wandel
Herausforderungen für Investoren in der Schweiz
Der Vollbluthotelier Rolf Brönnimann leitete exzellente Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Beispielsweise das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken oder, bis zu seiner Schliessung für die Totalsanierung, das Hotel Savoy Baur en Ville in Zürich, das heutige «Mandrin Oriental». Derzeit führt Brönnimann das nördlich von Stuttgart gelegene Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe, welches zur…
Betriebsübergabe
Liebe, Stolz, Konflikt – die emotionale Übergabe
Die Unternehmensnachfolge ist stark von Emotionen geprägt. In fast jedem Nachfolgeprozess zeigt sich, dass die Firmeninhaber zeitweise von Gefühlen überwältigt werden. Die Ursache dafür liegt meist in unterschiedlichen Sichtweisen, Missverständnissen in der Kommunikation, unausgesprochenen Bedürfnissen oder falschem Stolz. Dabei ergeben sich allerdings immer wieder die gleichen emotionalen Stolpersteine. [RELATED]
Die Suche nach dem geeigneten Nachfolger
Wer das Glück hat, eine Nachfolge in den eigenen Reihen zu finden, hat es sicherlich einfacher. Man kennt sich bereits und kann auch von einem gemeinsamen Wissensstand bezüglich des Betriebs ausgehen. Ist allerdings eine betriebsfremde Drittpartei in die Nachfolge involviert, wird es oft schnell emotional. Vor allem in der Due Diligence lassen scheinbar unvernünftige Fragen oder Forderungen den Nachfolgeprozess gerne eskalieren. Es ist entscheidend, auf kritische Fragen ruhig und sachlich zu antworten. Dadurch lassen sich Ängste und Vorbehalte des Gegenübers am effektivsten abbauen.
Die Verhandlung als Pulverfass
Auch bei Diskussionen über den Wert der Firma sind leidenschaftliche Reaktionen kaum zu vermeiden. Denn dabei prallt oft ein stark gefühlsgestütztes Werteempfinden auf eine emotionslose Kalkulation. Es ist essenziell, dass die eigenen Emotionen nicht die Überhand gewinnen, da ein sachlicher und diplomatischer Verhandlungsstil meist erfolgreicher ist und zudem die eigene Verhandlungsposition stärkt.
Als Angestellter in der eigenen Firma
Meist verbleibt, und sei es auch nur für eine kurze Zeit, der ehemalige Inhaber im Unternehmen. Dabei muss einem jedoch bewusst sein, dass bei der Firma, deren Geschicke man über Jahre geleitet hat, nun eine andere Person am Ruder steht. Diese wird die Dinge unzweifelhaft anders angehen, was oft als Kritik missverstanden wird.
Den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt aktiv angehen
Oftmals floss die ganze Energie in die eigene Firma, während das Privatleben vernachlässigt wurde. Dies kann dazu führen, dass man keine konkreten Pläne für die Zeit nach der Übergabe des Betriebs hat. Eine weiterführende Lebensplanung und die Entwicklung einer neuen persönlichen Vision helfen. Damit einher gehen auch persönliche Kontakte zu den Stakeholdern. Diese reduzieren sich nach dem Rückzug aus dem Unternehmen meist erheblich. Dementsprechend ist es wichtig, frühzeitig alte Beziehungen zu intensivieren und neue Kontakte zu knüpfen.
Fabian Rudin ist Gründungspartner der Business Transaction AG, die auf die gesamte Abwicklung von Unternehmenstransaktionen im KMU-Bereich spezialisiert ist. www.businesstransaction.ch
Fabian RudinBetriebsübergabe
Fünf Antworten zur Nachfolgeplanung in der Hotellerie
1. Wie wird der Unternehmenswert ermittelt? Die Ermittlung des Unternehmenswertes ist ein vielschichtiger Prozess, und es gibt verschiedene Herangehensweisen zur Berechnung des «richtigen» Wertes. Grundsätzlich lassen sich drei gängige Bewertungsmethoden unterscheiden:
Das Ertragswertverfahren: Die von der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) angewendete DCF-Bewertungsmethode (Discounted Cash Flow)…