Die Coronavirus-Pandemie führte im «Le Richemond», einer Ikone der Genfer Luxushotellerie, ab Mitte März zu einem Rückgang der Belegungsrate. Das 5-Sterne-Superior-Hotel erwägt deshalb eine vorübergehende Schliessung, um finanzielle Verluste zu begrenzen. Dies könnte zur Entlassung von 141 Mitarbeitern führen, wie die AWP am vergangenen Freitag mitteilte.
«Wir haben ein Personalberatungsverfahren eingeleitet, das bis zum 12. Juni dauern wird. Wir werden dann eine Bestandesaufnahme der Situation vornehmen und versuchen, die richtige Entscheidung zu treffen», sagte Hotelmanager André Cheminade gegenüber der Finanznachrichtenagentur AWP. «‹Le Richemond› wird nicht bankrott gehen», versicherte der Direktor weiter.
Die Untersuchungen betreffen das gesamte Hotelpersonal, mit Ausnahme von elf Personen mit befristeten Verträgen, Praktika oder Lehrstellen. Für die 141 Mitarbeitenden – einschliesslich des Managements – gelten derzeit Kurzarbeitsmassnahmen.
Das Genfer Luxushotel hat «katastrophale» Monaten hinter sich. Im April und Mai erreichte die Belegungsrate kaum 10 Prozent. «Im März konnten wir erneut von der Stammkundschaft, insbesondere aus dem Nahen Osten, profitieren. Diese Gäste wurden aber gezwungen, die Schweiz zu verlassen», erklärte André Cheminade, der seit Juli 2019 die operative Leitung des Hauses innehat.[RELATED]
Keine Sorgen um den Geldfluss
Eine vorübergehende Schliessung scheint unvermeidlich, auch wenn nichts in Marmor gemeisselt sei. Der 5-Sterne-Superior-Palast müsste für «mindestens sechs Monate» den Stecker ziehen. «Wir erhalten täglich Buchungsstornierungen. Für einige Monate liegt die Belegungsrate bei 3 oder 4 Prozent. Bis Ende des Jahres schaffen wir es vielleicht an manchen Tagen bis zu 8 Prozent zu erreichen», befürchtet André Cheminade.
«Kurz-, mittel- und langfristig gibt es keine Anzeichen für eine Verbesserung. Denn auch die Ausgabe des Autosalons 2021 ist ungewiss», bedauert er. Aufgrund dieser Situation habe die Gesellschaft Le Richemond unter Präsident Eric Favre, welche die Eigentümer des Hotels vertritt, die Direktion gebeten, Massnahmen zur Eindämmung der Verluste zu ergreifen.
Das Ziel sei die Wiedereröffnung, wenn die reichen Touristen nach Genf zurückkehren. Diejenigen, die entlassen wurden, sollen wieder eingestellt werden, zumindest diejenigen, die noch verfügbar seien. «Wir riskieren, wertvolle Mitarbeitende zu verlieren», räumt Cheminade ein.
Die Liquiditätslage des Hotels sei nach Angaben des Direktors nach wie vor gesund. Die Gehälter und die Lieferanten können weiterhin bezahlt werden. Die Firma Le Richemond würde bei Bedarf Bargeld zur Verfügung stellen, um den operativen Betrieb des 1863 eingeweihten Luxushotels zu gewährleisten, heisst es laut Agenturmeldung weiter. (awp/ats)