Dicke Reservenpolster sowie die stützenden Massnahmen der Politik dürften Zwangsverkäufe während der Coronakrise auf ein Minimum beschränkt haben, sagte Fredy Hasenmaile, Leiter Immobilienanalyse bei der Credit Suisse im Gespräch mit AWP. Die Pandemie habe vor allem das Geschäft der Stadthotels stark belastet.
Unsicherheit beherrscht den Markt
Am Immobilienmarkt ist die Coronakrise in den Köpfen der Akteure nach wie vor präsent. Hotelbesitzer, die verkaufen möchten, würden damit noch zuwarten, erklärte Gregor Strocka, Experte von Jones Lang LaSalle. Denn bei der derzeit geringen Hotelauslastung sei der Zeitpunkt für einen Verkauf schlecht.
Viele Käufer wiederum hofften dagegen auf günstige Gelegenheiten zur Übernahme in Not geratener Hotels. Insbesondere bei grösseren Hotels mit einer in der Regel stärkeren Kapitalbasis sei es aber - auch dank der Fördermassnahmen - gar nie zu Notsituationen gekommen, so Strocka weiter.
Dazu kommt, dass die Bewertungsgrundlage für Hotels in der Krise instabil geworden sei, was zu Schwierigkeiten bei der Preisermittlung führt. «Die aktuellen Unsicherheiten machen den Verkauf von Hotels nicht einfacher», fasste Hasenmaile die Situation zusammen.
Stadthotels international gesucht
Für internationale Hotelketten bleibe der Schweizer Markt laut Hasenmaile allerdings attraktiv. Diese seien in Städten wie Zürich und Genf ständig auf der Suche nach Expansionsmöglichkeiten, wie etwa das Beispiel der Mandarin Oriental Gruppe zeige, die das Management des Savoy-Hotels am Paradeplatz in Zürich übernommen hat.
Der hiesige Hotelsektor sei aber durch seiner Grösse beschränkt. Nur etwa 20 grössere Transaktionen habe es in den letzten drei Jahren gegeben. Dazu komme, dass Hotels weniger gut in gängige Investitionsmodelle passten. Die Käufer konzentrierten sich eher auf die traditionelle Immobilien wie Büros, Häuser und Geschäfte.
Weiter sehr schwierig haben wird es gemäss Hasemaile der Geschäftstourismus. Dieser dürfte erst in mehreren Jahren wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Eine deutliche schnellere Erholung erwartet er für die alpine Hotellerie. (awp/sda/bbe)