Patrick Jäger, Direktor Hotel Eden Spiez, achtet nicht allein auf den Umweltschutzaspekt, sondern auch auf die Anwendung und die Ergebnisqualität. «Ist ein Produkt zwar ökologisch sehr weit entwickelt, dafür aber kompliziert in der Anwendung, kommt es für uns nicht in Betracht. Auch nicht, wenn es viel Aufwand benötigt, bis das Ergebnis stimmt.» Im «Eden Spiez» sind die Reinigungsprodukte der Firma Diversey im Einsatz, welche als Konzentrat angeliefert und im Hotel in fest installierten Behältern dosiert werden. «Wir erzielen damit super Ergebnisse und haben weniger Arbeitsaufwand.»

Bei der Auswahl geht es aber nicht nur um das Mittel selbst. Die Kreislauffähigkeit des kompletten Produkts, von der Herstellung bis zur Wiederverwendung der Gebinde, spielt auch eine Rolle. «Unsere Reinigungsmittel sind Cradle-to-Cradle-zertifiziert», so Jäger.

Nachhaltig und gut für die Kommunikation
Mittlerweile gebe es viele nachhaltige Produkte auf dem Markt, die Chemiekeulen überflüssig machten. Die Reinigungsqualität lasse sich damit nicht nur konstant halten, sie verbessere sich sogar. Hinzu kommen im «Eden Spiez» finanzielle Einsparungen. Die Mitarbeitenden werden vom Lieferanten und den Herstellern regelmässig in der fachgerechten Handhabung geschult. Gerade die geschulten Fachkräfte dosierten dann richtig, nähmen also wenig Mittel, beobachtet Jäger. Sie wüssten: Das Reinigungsmotto «Viel hilft viel» sei völlig veraltet.

Das Thema lasse sich auch in der Kommunikation gut gebrauchen, findet Jäger. «Dass wir unsere Zimmer mit zertifizierten Produkten reinigen, machen wir für unsere Gäste sichtbar und nachvollziehbar. Dabei geht es nicht darum, alles neu zu erfinden. Wir möchten einfach zeigen, dass wir in vielen unterschiedlichen Bereichen nachhaltig handeln – auch bei den Prozessen, die eher im Hintergrund ablaufen.»

Umwelt und Ressourcen schonen
Im Hotel Glocke in Reckingen wird ebenfalls mit den Produkten der Firma Diversey gereinigt. Alle seien zu 100 Prozent ökologisch abbaubar und zudem pflanzenbasiert, betont Gastgeberin Sonja Schmid. Seit 2022 gehört das Hotel zur Gruppe der Responsible Hotels of Switzerland. «Schon allein deshalb verpflichten wir uns, hauptsächlich ökologische Reinigungsmittel zu verwenden.» Die Ergebnisse sind zufriedenstellend, was Schmid so zusammenfasst: «Nachhaltige Produkte schonen die Umwelt und sind trotzdem effizient.»

Eine Erkenntnis, die aber nicht überall angekommen sei. «Viele denken immer noch: Ein Mittel muss stark riechen und eine kräftige Farbe haben – nur dann wirkt es. Ein Irrtum, der unserer Natur unnötig schadet.» Die im Hotel Glocke verwendeten Mittel sind dagegen farblos, weder aggressiv noch ätzend und praktisch aromafrei. «So bleibt auch der natürliche Holzduft unserer Häuser erhalten. Ein schöner Nebeneffekt.»

Das Gerät erleichtert dem Personal die Arbeit.
Anne-Pierre Ackermann, Gastgeberin Romantik-Hotel Muottas Muragl

Auch bei den Reinigungsgeräten geht es im Hotel Glocke ganz ohne Chemie zu. Im Einsatz ist die Trockendampfmaschine Micro Cleaner, die nur mit bis zu 175 Grad Celsius heissem Dampf und mit über 9 bar Druck arbeitet. Im Betrieb wird der Dampf über einen Sprüharm auf die zu reinigenden Stellen gesprüht, auf Matratzen oder Oberflächen im Sanitärbereich. Die Maschine schaffe es, selbst hartnäckigen Schmutz zu entfernen, stellt Schmid fest. Etwa im Bad beim Lavaboablauf oder bei den Armaturenrändern.

Mehr Effizienz dank vereinfachten Prozessen
Anne-Pierre Ackermann, Gastgeberin im Romantik-Hotel Muottas Muragl, ist auch zufrieden mit der Trockendampfmaschine. «Sie kommt auch mit schwer erreichbaren Stellen klar. Nehmen wir die Küche. Da lassen sich die Fugen bei den Edelstahlflächen und Fliesen dank des heissen Dampfes ohne langes Schrubben reinigen. Wir erzielen hygienische Sauberkeit auf allen Oberflächen und Materialien.»

Zudem sei der Wasserverbrauch niedrig, da der Dampf einen Wasseranteil von maximal fünf Prozent hat. Die Maschine muss nur einmal im Monat gereinigt werden – das Gerät selbst zeigt an, wenn es so weit ist. Ein ganz wichtiger Punkt für Ackermann: Das Gerät erleichtert dem Housekeeping-Personal die Arbeit. «Die Mitarbeitenden müssen nicht mehr ständig Putzlappen und Reinigungsmittel wechseln, sondern brauchen nur noch ein Gerät mit verschiedenen, austauschbaren Aufsätzen. Das vereinfacht den Prozess und steigert die Effizienz.»

Der minimierte Arbeitsaufwand zeige sich sehr gut bei Flecken auf Sofas, die ohne die Maschine mehrfach behandelt werden müssten. Die Neuerung stösst auf Interesse: Auch Gästen ist das Reinigungsgerät schon aufgefallen. Sie fragen die Housekeeping-Mitarbeitenden, wie es funktioniert und ob sie es gerne benutzen. Das, so Anne-Pierre Ackermann, könne durchweg bejaht werden.


Nachgefragt

Sandra Burri, schenkt die Hotellerie dem Nachhaltigkeitsaspekt beim Reinigen genug Aufmerksamkeit?
Er scheint mir nur bedingt im Fokus zu stehen, obwohl er grosses Potenzial birgt. Die Fehler beginnen damit, dass Hotels den Begriff «Nachhaltigkeit» falsch verstehen oder zu eng fassen. Manche reduzieren ihn auf Reinigungsprodukte mit Labels wie «biologisch abbaubar» oder «umweltfreundliche Inhaltsstoffe». Ein herkömmliches Reinigungsprodukt einfach nur durch ein biologisches Produkt zu ersetzen, ist aber noch keine nachhaltige Reinigung! Es geht um mehr. [IMG 2]

Ein herkömmliches Reinigungsprodukt einfach nur durch ein biologisches Produkt zu ersetzen, ist noch keine nachhaltige Reinigung.

Worum genau?
Es geht um Kreislaufwirtschaft. Darum, dass Produkte, Geräte, Materialien und Oberflächen nachhaltig gestaltet sind, und zwar von der Anschaffung bis zur Entsorgung. Es geht auch um soziale Nachhaltigkeit. Also: Wie gehen wir mit den Mitarbeitenden um? Und es geht um Materialwirtschaft. Hotels sollten Materialien und Oberflächen auswählen, die nicht nur nachhaltig hergestellt, sondern auch nachhaltig zu bewirtschaften und langlebig sind.

Auf operativer Ebene braucht es ein Bewusstsein dafür – am besten bereits sehr früh, bei der Planung von Objekten. Es ist nötig, sich ganzheitlich Gedanken zu machen und es dann auch in der Firmenphilosophie abzubilden. Dadurch gewinnen Hotels viel: Sie können sich echte Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben.

Was sind die wichtigsten Punkte beim Geräteeinkauf?
Hotels sollten sich fragen: Brauchen wir Geräte mit elektrischem Antrieb? Oder reicht die manuelle Reinigung? Sie sollten nur professionelle Geräte kaufen, die robust genug für den täglichen Einsatz sind. Und sie sollten darauf achten, dass die Hersteller Ersatzteile liefern und Reparaturen anbieten. Zuletzt ein Vorschlag im Sinne der Shared Economy: Wie wäre es, sich mit anderen Hotelbetrieben zusammenzuschliessen und gemeinsam Geräte anzuschaffen?

Sandra Burri ist Dozentin für Housekeeping, Beschaffung & Bewirtschaftung, Kopas, Hotelfachschule Thun