Vor allem wetterbedingte Ausfallrisiken würden einem regelmässigen Linienflugbetrieb ab Samedan mit grösseren Flugzeugen ab 70 Plätzen einen Strich durch die Rechnung machen.
Dies habe eine Studie ergeben, teilt die Sektion St. Moritz/Oberengadin von Hotelleriesuisse Graubünden mit.
Der Schlussbericht der Studie halte fest, dass im Winter jeder dritte Passagier von einer Flugunregelmässigkeit betroffen wäre. Im Sommer liegt demnach die einzig relativ stabile Abflugzeit zwischen 8 Uhr und 9 Uhr morgens, was die Flexibilität bei der Flugplangestaltung stark einschränkt und mit den Gästebedürfnissen kaum in Einklang zu bringen sei.
Aufand hoch, gemessen am Wertschöpfungspotenzial
Aber auch weitere Restriktionen, wie die Luftraumnutzung durch die Luftwaffe von Montag bis Freitag und der Ausbaustandard des Flughafens stellen Hürden für einen Charterbetrieb ab Samedan dar, heisst es weiter in der Mitteilung. Diese Faktoren würden sich negativ auf den Business Case auswirken: Der finanzielle Aufwand gestalte sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen als hoch und stehe in einem ungünstigen Verhältnis zum touristischen Wertschöpfungspotenzial. Die Studie sei von der Oberengadiner Hotellerie und der Engadin Airport AG gemeinsam erarbeitet worden.
Das Ziel eines Ticketpreises von rund 1'000 Franken pro Retourflug ab einer europäischen Metropole sei aktuell kaum in Reichweite. Als vielversprechend zeigen sich alternative Modelle, etwa ein «Hotel Air Shuttle» mit kleineren Flugzeugen, die flexiblere Geschäftsmodelle zulassen und künftig nachhaltiger betrieben werden dürften - dank voraussichtlich grossen Technologiesprüngen in Zukunft. (mm/ua)
Versuchsweise New York-Samedan
Der Flughafen Samedan hat eine hohe regionalwirtschaftliche Bedeutung für das Oberengadin. Schätzungen aus dem Jahr 2011 ergaben, dass rund 8 Prozent der Oberengadiner Bruttowertschöpfung beziehungsweise 20 Prozent der Exportwertschöpfung direkt oder indirekt mit dem Regionalflughafen zusammenhängen. Heute finden rund 15’000 Flugbewegungen jährlich statt; 43 Prozent davon sind Helikopterflüge. Seit Jahren werden laut Mitteilung Überlegungen angestellt, wie der Tourismus im Tal noch stärker vom Flughafen profitieren könnte. Bereits in den 1980er Jahren wurden Linienflügen zwischen London Luton und Samedan und sogar versuchsweise ein Langstreckenflug zwischen New York und Samedan durchgeführt.