Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hotelièren und Hoteliers?
Sich etwas Zeit lassen mit der Karriere, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, und nicht unüberlegt den Job bei jeder vermeintlichen Gelegenheit wechseln. Erfahrungen und der Aufbau eines Netzwerks sind wichtig und kommen nicht über Nacht.
Was zeichnet eine gute Hotelière und einen guten Hotelier aus?
Einfühlungsvermögen für den Gast als auch für das Team, Anpassungs- und Improvisationsfähigkeit, innovatives Denken und Neugierde.
Die gebürtige Zürcherin absolvierte die Ecole hôtelière de Lausanne und lancierte ihre Hotelleriekarriere 1992 im «The Dolder Grand» in Zürich, wo sie als Sales Manager und später als Director of Sales & Marketing tätig war. Ab 2004 war sie Teil des Managements des Widder Hotel in Zürich und ab 2017 Executive Assistant Manager, Guest Relations. Anfang März 2021 übernimmt die 54-Jährige im Hotel La Réserve Eden au Lac Zurich die Position der Verkaufsdirektorin.
Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Welchen Stellenwert haben die Frauen im Tourismus heute?
Frauen sind in der Tourismusbranche effektiv sehr stark vertreten, obwohl sie anteilmässig bei Weitem nicht die entsprechenden Führungspositionen innehaben. Ein Team bestehend aus beiden Geschlechtern hat für mich eine motivierende Dynamik. Aber ganz wichtig: Unabhängig vom Geschlecht braucht es in der Tourismusbranche Freude und Leidenschaft für das Wohl des Gastes.
Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?
Dass er sich, gerade in dieser Krise, bei einer breiten nationalen und internationalen Klientel erfolgreich als Destination positioniert mit den schweizerischen Eigenschaften wie intakter Natur, Sicherheit, Zuverlässigkeit, Qualität und Gastfreundschaft.
Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?
Dass sie so stark konjunkturabhängig ist und dass sie so von äusseren Umständen beeinflusst wird.
Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?
Begegnungen mit Menschen aus aller Welt. Über die Jahre haben diese vielfältigen Begegnungen dazu beigetragen, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann.
Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?
Der ist da, wo man sich einbringen darf, wo man auch mal Bedenken äussern darf, Leute fördern darf und selbst immer wieder gefordert wird.
Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?
Ausrichten auf ein gemeinsames Ziel, sicherstellen, dass alle das gleiche Verständnis des Ziels haben, sodass sich jeder in seiner Funktion darauf zubewegen kann. Leidenschaft teilen für den Gast.
Wie sorgen Sie für eine Work-Life-Balance?
Ich gebe viel von mir, wenn ich mich mit meinem Arbeitsplatz stark identifiziere. Die herausfordernde Arbeit in einem erfolgreichen Hotel bereitet mir grosse Freude. Da kann es schon mal passieren, dass mich mein privates Umfeld ab und zu etwas «zurückholen» muss.
Welches Hotel inspiriert Sie und weshalb?
Das Luxushotel Bellagio in Las Vegas: Dort einem Bankett mit 4000 Personen beiwohnen zu dürfen, wo ein 3-Gang-Menü in 45 Minuten qualitativ einwandfrei und heiss auf den Tisch kommt und sogar noch Spezialwünsche zielsicher der richtigen Person serviert werden, ist beeindruckend. Die Organisation, Effizienz und Präzision inspirieren mich, auch für den kleinen Rahmen hier bei uns in der Schweiz.
Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?
Ich öffne die Fenster und orientiere mich.
Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?
Ich würde dem Winter nachreisen und auf allen Kontinenten Ski fahren wollen.
Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?
Ich hätte gerne ein fotografisches Gedächtnis, um Gelesenes abspeichern und jederzeit wieder abrufen zu können.
Was trifft eher zu: ein orgiastisches Bankett wie bei Asterix oder gesunde Karotten, wie Bugs Bunny sie knabbert?
Weder noch, ich bin selig, wenn es ein (grosses) Stück Fleisch vom Grill gibt.
Wofür würden Sie sich entscheiden: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?
Punk-Musik im 5-Sterne Hotel. Beide wollen individuell, auffallend und einzigartig sein.
Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Abend essen?
Mit dem Produzenten und Regisseur George Lucas, denn ich bin ein ausgesprochener «Star Wars»-Fan.
Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?
«On the Sunny Side of the Street», interpretiert von Frank Sinatra – ein Lebensmotto.
Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?
Als wir im Museum Rietberg in Zürich den Ausstellungsraum der Lötschentaler Masken zum Versteckspielen nutzten.
Was wollten Sie als Kind einmal werden?
Bäuerin auf einem grossen Hof mit vielen Tieren.
Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?
Mein hauchdünner Pashmina-Schal.
In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?
In die College-Loafers von Michael Jackson, um einmal so wie er tanzen zu können... (npa)