Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hotelièren und Hoteliers?

Dass man den Beruf in der Gastgewerbebranche lieben, viele Erfahrungen in möglichst vielen Betrieben an verschiedenen Orten in verschiedenen Bereichen sammeln muss. Und dass man nach der Erfahrung eine Weiterbildung macht.

Was zeichnet eine sehr gute Hotelière aus?

Dem Gast das Gefühl geben, dass er willkommen ist, und immer authentisch sein. Wenn man den Beruf mit Leidenschaft ausführt und die Fachkompetenz seiner Mitarbeitenden nutzt und das Team auch einmal machen lässt.

Die junge Gastgeberin mit Bardiplom hat an ihrem 32. Geburtstag, dem 1. März, die Direktion des Centurion Towerhotel in Brugg AG übernommen. Sie trägt die Gastronomie in ihrer DNA. Ihr Grossvater Alfred Bättig führte jahrelang das Restaurant Harmonie in Windisch, die Mutter ist gelernte Köchin, und ihre Schwester Nadja wirtet im «Hirschen» in Villigen. Sandra Schuler absolvierte nach ihrer Ausbildung zur Restaurationsfachfrau die Belvoirpark Hotelfachschule in Zürich und ist seit 2012 diplomierte Hôtelière-Restauratrice EFZ. Die gebürtige Schwyzerin macht sich für den Branchennachwuchs stark. Sie ist seit 2015 Prüfungsexpertin für Restaurantfachleute (REFA/EFZ) des Kantons Aargau.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Dass jeder denkt, er könnte ein Restaurant oder Hotel eröffnen, und dass die Wertschätzung gegenüber dieser Branche fehlt. Bei einem Stundenansatz von 36 Franken sagen immer alle, es sei zu teuer, aber wenn man in eine Autogarage geht und der Stundenansatz bei 120 liegt, dann spielts keine Rolle.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Wir sollten noch offener sein gegenüber den Touristen – da gilt es auch, die Ladenöffnungszeiten zu überdenken und digitaler zu werden.

Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Welchen Stellenwert haben die Frauen im Tourismus heute?

Den genau gleichen wie auch die Männer – zumindest in der Schweiz. Für mich ist sowieso der Mensch und seine Kompetenz wichtig und nicht, ob er einen weiblichen oder einen männlichen Körper hat.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Dass man den Beruf auf der ganzen Welt ausführen kann, ich im Berufsalltag Abwechslung und soziale Kontakte habe, mit so vielen Kulturen zusammenarbeiten darf und so viele Weiterbildungsmöglichkeiten habe.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?

Ihnen zuhören, Verantwortung abgeben, transparent sein und ihnen Wertschätzung geben.

Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?

Wenn man gefordert und gefördert sowie wertgeschätzt wird. Und wo es eine direkte Kommunikation gibt.

Wie sorgen Sie für eine Work-Life-Balance?

Ich reise unheimlich gerne. Wenn dies nicht geht, liebe ich es, mit meinen Freunden und meinem Partner ein Glas Wein zu trinken oder mit ihnen wandern zu gehen.

Wofür würden Sie sich entscheiden: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Punk in einem 5-Sterne-Hotel. Zwar ist Punk nicht meine Musikrichtung, aber ich mag das Ambiente eines 5-Sterne-Hauses.

Was trifft eher zu: ein orgiastisches Bankett wie bei Asterix oder gesunde Karotten, wie sie Bugs Bunny sie knabbert?

Ganz klar Asterix! Ich liebe Fleisch, und daher passe ich auch gut zu unserem Restaurantkonzept Grill & Wine.

Welches Hotel inspiriert Sie – und weshalb?

Das Hotel In Lain in Brail. In Dario Cadonau’s Hotel fühlt man sich angekommen, zu Hause und einfach gut aufgehoben. Es ist alles mit Holz erbaut, und die Küche ist 1A. Das sollte man unbedingt ausprobieren.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Abend essen?

Mit den beiden Herren des Cabaret-Duos Divertimento, da hätte ich viel zu lachen.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?

Ich schaue mir das Badezimmer an, und dann die Roomservice-Karte. Dann kommen die ganzen Prospekte weg – ist ja sowieso alles digital.

Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?

Mein Schminkset.

Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?

Ich würde den Kontinent Asien von A bis Z bereisen.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Ich möchte alle Sprachen beherrschen, damit ich mit allen Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren kann.

Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?

«Jerusalema» von Master KG und «Don’t Worry Be Happy» von Bobby McFerrin. Diese Songs stellen mich auf und sagen mir, dass ich zwischendurch auch mal für mich Zeit haben darf.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Direktorin.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?

Dass wir einmal an Halloween rohe, kaputte Eier in einen Briefkasten gelegt haben.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

In die des Bundesrates, damit ich seine Entscheide besser verstehen kann. (npa)