Michel Péclard, Sie und Ihr Team werden im März mit dem «Pic-Chic» ein neues innovatives Konzept nach Zürich bringen. Beschreiben Sie in zwei bis drei Sätzen, weshalb das neue Konzept erfolgreich sein wird?
Alle Welt liebt die Foodhalls. Jeder schwelgt in Erinnerungen, wenn er von den Metropolen dieser Welt nach Hause kommt. Dieses einmalige Gastro-Erlebnis sollte an der Bahnhofstrasse nicht fehlen. Denn wo ist die Schweiz mehr Metropole als an der Bahnhofstrasse?

Sie sind ein gastronomischer Hansdampf nicht nur in Zürichs Gassen. Sie dozieren an der Hotelfachschule Luzern, beraten und entwickeln einfallsreiche Konzepte für Gastronomiebetriebe in der Stadt, auf dem Berg, am und auf dem See, übernehmen und eröffnen neue Lokale am Laufmeter. Wie erholen Sie sich nach einem anstrengenden Tag?
Erholung? Doch, das gibts sogar bei mir. Zweimal im Jahr gönne ich mir eine Ayurveda-Kur. Das ist der totale Reboot. Und dann mache ich früh morgens mein Stand-up-Paddling auf dem Zürichsee. Auch bei ein wenig «Spinning» im Fitnesscenter über Mittag finde ich Erholung. Aber fast am besten erhole ich mich auf meinen weltweiten Reisen, wenn ich nach neuer Inspiration «scoute».

Zur Person
Michel Péclard ist in Kirchberg (ZH) geboren und absolvierte in Luzern die KV-Lehre in einem Treuhandbüro. Es folgten Praktika im Gastgewerbe und Ausbildungen an der Hotelfachschule Luzern (SHL), wo er 1994 die Leitung Administration/Finanzen übernahm und noch heute im Finanzwesen als Dozent und Referent tätig ist. Mit der Gründung der Pumpstation Gastro GmbH im Jahr 1998 entwickelte er zusammen mit Geschäftspartner Florian Weber zahlreiche innovative Gastro-Konzepte. Von 2016–2017 war Péclar VR-Mitglied der Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG. Der heute 49-Jährige ist Vater von zwei Söhnen (14 und 18).

Ihr Imperium zählt derzeit 12 Betriebe, zwei neue kommen im Frühling dazu (siehe unten), wie viele dürfen es noch werden?
Das müssen Sie Florian Weber fragen. Mein Geschäftspartner sagt, wann es genug ist. Wir haben tausend neue Ideen. Aber wir haben eben auch ein gutes Gefühl entwickelt, ob und wann wir eine Idee umsetzen. Dabei hat Flo als beteiligter Partner volles Gewicht. De facto führt er das Unternehmen. Ich spinne bloss etwas rum. Und wenn Flo mal die Nase voll hat und davonläuft, dann zottle ich einfach hinterher. Egal, wie viele Betriebe es noch werden, es muss einfach Freude machen.

Wie sieht ihre Traum-Lokalität aus und was bietet sie?
Eben: traumhaft. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Erlebnis im Zentrum steht. Food & Beverage, das muss stimmen und die inneren Träume der Gäste berühren. Eine Traum-Lokalität muss wunderbare Träume auslösen.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?
Zu merken, dass man Gästen die erwähnten Träumereien hat bieten können. Und dass man jeden Tag mit spannenden Menschen zu tun hat. Mit Gästen, und tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Mit welcher historischen Person würden Sie gerne Nachtessen?
Mit Joan Mirò. Mich würde interessieren, was er am liebsten bestellen würde, in welchem Restaurant er am liebst isst. Ob seine Art mit Farben und Formen zu spielen, sich auch in seinem Geschmack wiederfinden. Und dann einfach lachen und plaudern und den Menschen kennenlernen. Denn ich glaube, wer so gemalt hat, muss ein spannender Mensch gewesen sein.

Welche menschlichen Werte liegen Ihnen am Herzen?
Ehrlichkeit. Ich hasse es, hintergangen zu werden. Man darf hie und da ein Schlitzohr sein, das aber bitte korrekt. Es gibt nicht viele, die das drauf haben.

Pumpstation Gastro GmbH: Portofolio
1998: Eröffnung Rest. Pumpstation
2001: Eröffnung Rest. Tramstation
2004: Eröffnung Rest. Kiosk
2006: Eröffnung Coco Grill&Bar
2009: Übernahme Café Schober
2010: Übernahme und Umbau Camping Seebucht zu Fischer's Fritz
2015: Eröffnung «Milchbar» am Paradeplatz ergänzt mit einem Hotelzimmer
2015: Eröffnung Rooftop-Restaurant
2015: Übernahme «The Beach», Thalwil
2015: Übernahme und Umgestaltung Rest. Alpenblick, Arosa
2017: Eröffnung «Mönchhof» am See, Kilchberg
2017: Eröffnung «Portofino»
2018: Umgestaltung «Picnic» an der Zürcher Bahnhofstrasse zur Street-Food-Markthalle Pic-Chic (Eröffnung März 2018)
2018: Eröffnung Betrieb in Männedorf bei der Schiffstation (voraussichtlich im Mai)
 

Wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten, worauf achten Sie am meisten?
Auf die ersten Eindrücke beim Reinkommen. Ein Hotelzimmer muss Spannung verbreiten. Es muss auch etwas Schräges, etwas Eigentümliches haben. Die meisten Hotelzimmer sind leider ziemlich langweilig, mutlos. Sie wollen allen gefallen und gefallen darum niemandem wirklich.

Was war Ihr grösster Fehlentscheid?
Das gibt es ein paar. Da war die Partnschaft mit einem sehr erfolgreichen Gastronomen, der aber nicht die gleiche Sprache sprach wie ich. Das konnte nicht klappen. Wir erlitten beinahe Totalkonkurs.Dann die Übernahme des «Café Schober», beziehungsweise der Conditorei Péclard im Schober. Wir haben da die Rechnung ohne den Vermieter gemacht. Fortan gibt es immer mindestens ein Dinner mit der Vermieterschaft. Man muss sich kennen und wissen, wie man tickt. Oh, und nie irgendwelchen Food-Trends folgen, die man selber gar nicht mag. Wir eröffneten die «Milchbar» «glutenfrei», was ein kleines Vermögen kostete. Aber man muss selber essen wollen, was man anbietet. Das ist zwingend!

Hätten Sie gern einmal ein Jahr frei? Was würden Sie dann machen?
Bevor das soweit ist, werde ich diesen Herbst drei Monate mit meinem älteren Sohn (18) die Welt umreisen. Es ist sein Matur-Geschenk – ich bin sehr stolz auf ihn! Drei Monate aber sind genug, weil sonst vermisse ich meinen jüngeren Sohn (14) zu fest. Und meine Gastro-Familie. In Zukunft gibt es mehr davon. Es brauchte eine ganz dumme Scheidung und einen mir sehr Nahe gehender Todesfall, um zu erkennen: «Ich lebe nur einmal und will darum jeden Tag geniessen».

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen – und warum?
Ich möchte wie ein Delphin durchs Meer schwimmen können. Endlos durch die blauen Weiten schweifen. Und dann vielleicht mal vor Portofino gucken, wer so alles da ist ...

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Was bringt Sie auf die Palme?
Wie bereits erwähnt, wenn ich hintergangen werde. Man kann Fehler machen. Aber Ausreden und Lügen liegen nicht drin. Sowas bringt mich auf die «Mammutpalme».

Wem würden Sie gerne einmal Ihre Meinung sagen?
Da gibt es ein paar Politiker. Vor allem die Schreibtischtäter, die keine Ahnung haben, wie es ist, ein Unternehmen zu führen. Wenn es nur immer darum geht, politische Spiele durch das Einführen von neuen Regulierungen und Gesetze zu gewinnen, dann wird an Menschen und Unternehmen vorbeipolitisiert. Das bringt letztlich auch die Politik nicht voran. Vielleicht müssten wir die Politikerlöhne anheben? Das würde vielleicht mehr Talente anziehen?

Wen bewundern Sie und warum?
Rudi Bindella. Bindella ist ein richtiges Gross-Unternehmen, das immer noch sehr familiär geführt wird. Man gehört als Mitarbeiter auch ohne Verwandtschaft zur Familie. Der Spirit bei Bindella ist einfach nur toll. Hätte ich Flo nicht und würde darum unsere Firma den Bach runter – ich würde mich sofort bei Bindella bewerben. Vorausgesetzt, er wäre so wahnsinnig, mich überhaupt anzustellen.

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An welchen persönlichen Dingen hängen Sie besonders und weshalb?
An meinen Kindern. Und dass meine unternehmerischen Ideen umgesetzt werden können. – Materielles? Ich habe seit der Trennung von meiner Frau nur noch wenige Dinge. Ein paar Kleider. Kleine Wohnung. Und damit ganz viel Freiheit. Ich liebe das sehr.

Welches ist ihre Lieblingsmusik-Gruppe oder Musiker und warum?
Ich bekenne mich als grosser Tina Turner Fan. Mir gefällt auch Michael Jackson's Musik. «Off the Wall» ist einfach ein Jahrhundert-Album. Turner und Jackson versetzen Hörer in eine andere Welt. Mit Charme und einer unglaublichen, künstlerischen Urkraft. Faszinierend!

Was wollten Sie als Kind einmal werden?
Bauer. Ganz klar. Ich war mit fünf Jahren bereits mit meiner Cousine verheiratet, und wir hatten die grössten Bauernhofpläne.

Was ist Ihr Lieblingsessen in einem Restaurant?
Frische Nüdeli mit weissem Trüffel. Einfach, intensiv, umwerfend, ewig gut. Oder weisse Trüffel auf ein Spiegelei gehobelt: Wahnsinn.

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Was empfinden Sie als stillos?
Wenn man sich Vorteile zusammenzimmert, und das dann schamlos ausnutzt.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?
Als Bub hatte ich bei einem hohlen Baum in der Kilchberger Seeanlage Bendlikon gezäuselt. Mein Vater hatte gerade eine Sitzung bei der Feuerpolizei. Es brach ein riesiges Feuer aus.

In welche Rolle möchten Sie für einen Tag schlüpfen – und warum?
Vielleicht in jene von Charlie Chaplin. So unkompliziert, so leicht, so unglaublich schalkhaft und voller Träume.

Welches Lied zieht Sie am ehesten auf die Tanzfläche?
«Don't stop till you get enough» von Michael Jackson. Davon kann ich echt nie genug bekommen.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?
«Le Grand Hôtel de Rêves». Ich würde schon gerne mal ein Hotel eröffnen. Mein eigenes Taumhotel. So richtig nach meinen Phantasien und Träumen. Aber das Geld dazu werde ich vermutlich nie haben. (npa)