Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hoteliers und Hotelièren?
Nutzt die Wanderjahre, indem ihr Erfahrungen von der Jugendherberge bis zur Luxushotellerie sammelt, Berg- und Stadthotels kennenlernt und im Ausland beruflich tätig seid.
Was zeichnet eine gute Hotelière oder einen guten Hotelier aus?
Die 360-Grad-Vielseitigkeit. Sie oder er versteht die Bedürfnisse der Gäste, kann Mitarbeitende motivieren und fördern, hat ein gutes Gespür für Trends, ist eine Zahlenjongleurin, ein Zahlenjongleur und schafft es dabei, ein ausgeglichenes Privatleben zu führen.
Nicoletta Müller ist in Flims GR aufgewachsen. Nach Abschluss der Hotelfachschule hat sie in diversen Hotels im In- und Ausland in verschiedenen Positionen gearbeitet, unter anderem auch als Direktorin. Seit dem Jahr 2014 ist die 47-Jährige selbstständig im Bereich Innovation, Sales und Marketing. Seit Anfang Februar führt sie ausserdem mit ihrer Firma die Geschäftsstelle der Schweizer Hotelgruppe Best 3 Star Hotels.
Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?
Noch mehr Überzeugungskraft der Inländer, die Schweiz als eine der vielfältigsten und schönsten Reisedestinationen zu vertreten.
Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?
Grandiose Ideen enden oft mit einer Miniversion der Ursprungsidee. Ich glaube, dadurch werden viele Chancen verpasst.
Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?
Die Vielfältigkeit der verschiedenen Mandate, sei es die strategische Arbeit, die operative Umsetzung oder als Dozentin – zusammen mit Hoteliers, Mitarbeitenden, Touristikern oder Studierenden, für Individualhotels oder Kooperationen. Und vor allem die Synergien, die dabei entstehen.
Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen – und warum?
Ich würde gerne mehrere Dinge gleichzeitig tun können, um Arbeit, Freunde, Sport, Klavierspielen, Reisen, Kultur und Kochen besser unter einen Hut zu bringen.
Wofür würden Sie sich entscheiden und warum: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?
Walzer in der Jugendherberge. Mich begeistert die Kreativität in ‹einfacheren› Betrieben immer wieder, genauso wie die Tradition eines Walzers.
Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?
Eine Tour durchs Zimmer – auf Entdeckungsreise nach all den Details, die zu einem perfekten Aufenthalt beitragen.
Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?
Mein Mann.
Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?
In aller Ruhe meine Weiterbildung Master Strategic Design abschliessen und zur Belohnung auf Reisen gehen.
Welches Hotel inspiriert Sie und weshalb?
Das Hotel Walserhuus Sertig in Davos und seine Besitzer. Sie haben zuhinterst im Sertigtal mit wenigen Zimmern, viel Gastronomie, teilweise mit erschwerten Bedingungen bezüglich Anreise und Saisonalität eine Hotelperle geschaffen. Eine klare Positionierung, viel Liebe zum Detail, ständige Investitionen und enormes Engagement stehen für ihren Erfolg.
Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Abend essen?
Queen Elizabeth II – und mit ihr eintauchen in die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten 100 Jahre.
Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?
Je nach Stimmung: «Shallow» (Lady Gaga & Bradley Cooper), «Felicità» (Albano & Romina Power) oder «The Köln Concert» (Keith Jarrett).
Was wollten Sie als Kind werden?
Kinderärztin.
Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?
Als wir heimlich durch die Hotelkorridore rasten und Gäste aus ihren Zimmern klopften.
In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?
In die Schuhe eines buddhistischen Mönchs im Königreich Mustang im Himalaja; um zu erfahren, was absolute Stille bedeutet. (og)