Ducrot ist seit Juni 2011 Chef der Freiburger Verkehrsbetriebe (TPF). Zuvor hatte er beim SBB Personenverkehr bereits eine leitende Funktion inne. So war er seit 1999 als Chef des Bereichs Fernverkehr tätig und dabei unter anderem an der grössten Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der SBB beteiligt: Den Doppelstockzügen von Bombardier, die später als Pannenzüge bekannt wurden.
Von 2009 bis 2010 führte Ducrot die Abteilung Personenverkehr ad interim. Und von 1997 bis 1998 amtete er als SBB-Delegierter für die Expo.02. Dabei setzte er ein Verkehrskonzept mit rund 1700 Extrazügen um, die zusätzlich zum Normalverkehr rund 3,5 Millionen Expo-Besucherinnen und Besucher in die Region brachten.
Ducrot ist gelernter Elektroingenieur der ETH, Witwer und Vater von sechs Kindern. Er wird sein neues Amt Anfang April 2020 antreten.
«Ich bin ein innovativer Bähnler»
Der neue SBB-Chef Vincent Ducrot hat sich vor den Medien glücklich und stolz über seine Ernennung gezeigt. Die SBB seien ein «unglaubliches Unternehmen» und «wahrscheinlich eine der besten Marken», die es in der Schweiz gebe.
Er freue sich auf die Aufgabe, zusammen mit den 38'000 Mitarbeitenden das Unternehmen weiterentwickeln zu können, sagte Ducrot am Dienstag vor den Medien in Bern. Aber der CEO sei nur «einer der vielen Leute, die dieses System erfolgreich machen».
Ducrot bezeichnete sich selber als «sehr kundenorientiert». Es sei ihm wichtig, seine Erfahrungen aus der Vergangenheit zu Gunsten der Kundinnen und Kunden einsetzen, sagte er.
Sicherheit, Qualität und Pünktlichkeit seien Begriffe, die er immer gepflegt habe und weiter leben wolle. Doch er sei auch ein Verfechter von Innovation. Diese beiden Eigenschaften wolle er einbringen. «Ich bin ein Bähnler, aber ein sehr innovativer Bähnler», sagte Ducrot.
Positive Reaktionen
Die ersten Reaktionen auf die Wahl fielen durchwegs positiv aus: Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga teilte mit, mit Ducrot sei eine Persönlichkeit gewählt worden, welche die Schweiz und die Bahnlandschaft sehr gut kenne und sich der Bedeutung des Service public und der Sozialpartnerschaft bewusst sei, hiess es in einer Mitteilung des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek).
Olivier Français (FDP/VD), Präsident der Verkehrskommission des Ständerats, bezeichnete Ducrot als ambitionierten Mann mit einer langfristigen Vision für die Bahn. Er kenne die Entscheidungsprozesse innerhalb der SBB sehr gut, sagte Français gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es liege nun an ihm, die Zukunft der Bundesbahnen aufzugleisen.
Er erwarte vom neuen SBB-Chef, dass er seine langfristige Vision für die Entwicklung des Bahnnetzes umsetze. Als erstes müsse nun aber das Vertrauen der Reisenden wieder hergestellt werde. Die Politik werde Ducrot zwar genügend Zeit lassen, um sich zu beweisen. Doch nach sechs Monaten im Amt erwarte er konkrete und realistische Vorschläge, sagte Français.
Gewerkschaften zufrieden
Auch die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV sprach von einem Entscheid «in die richtige Richtung» und einem «positiven Signal an die Mitarbeitenden». Der neuen SBB-Chef kenne den Service public und sei sich der Bedeutung der SBB bewusst. In diesem Sinne sei er für den SEV eine «gute Wahl.»
Der neue SBB-Chef habe aber sicher keine einfache Aufgabe vor sich, sagte SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag. Ducrot müsse nun Ruhe ins Unternehmen bringen.
Doch die Beziehungen zwischen dem SEV und Ducrot seien von gegenseitigem Respekt geprägt, hiess es in einer Mitteilung.
Deshalb sei der SEV zuversichtlich, dass es Ducrot gelingen werde, den Mitarbeitenden wieder mehr Gehör zu verschaffen und das Vertrauen in die Führung zurück zu bringen. (sda)