Was zeichnet eine sehr gute Hotelière oder einen sehr guten Hotelier aus?
Freude weitergeben, authentisch durch den Alltag gehen und in kleinen Dingen ein Vorbild sein. Wasser predigen und Wein trinken funktioniert nicht. Manchmal ist auch die Kunst gefragt, Dinge «leicht» aussehen zu lassen in Situationen, in denen es drunter und drüber geht.
Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hotelièren und Hoteliers?
Man muss den respektvollen Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen und die wechselnden Rollen mögen. Sei es als Gastgeberin, Teamplayer oder Teamleaderin. Es braucht Biss, Durchhaltewillen, Flexibilität und die Freude, mit seinem «Zutun» für andere ein schönes Erlebnis zu schaffen.
Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Welchen Stellenwert haben die Frauen im Tourismus heute?
Ich schätze, einen grösseren, als es in anderen Branchen der Fall ist. Gerade die Hotellerie bietet tolle Möglichkeiten und Aufstiegschancen im In- und Ausland. Ich kenne einige äusserst engagierte Frauen im Tourismus- und Hotellerie-Bereich.
Eveline Tischhauser
Über 20 Jahre führte die 51-jährige Eveline Tischhauser an der Seite ihres Mannes Roland erfolgreich das Baselbieter Hotel Bad Bubendorf. Nun schufen die beiden im Stadtbasler Ackermannshof Restaurant und Bar, den sie gepachtet, umgebaut und renoviert haben, gemeinsam mit ihrem ehemaligen Spitzenkoch vom «Bad Bubenborf», Flavio Fermi, eine kulinarische Insel in Rheinnähe. Das Lokal eröffnete am 5. Mai.
Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?
Es macht mich traurig, wenn Menschen in Dienstleistungsberufen allgemein zu wenig wertgeschätzt werden.
Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?
Man lernt unglaublich viele tolle Menschen kennen, lernt fürs Leben, wird flexibel, offen und spontan und manchmal auch zum Improvisationstalent. Wenn mir Gäste nach einem Mittagessen bei der Verabschiedung mitteilen, dass es sich für sie wie drei Tage Ferien angefühlt habe, dann macht es mich und mein Team glücklich.
Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?
Es ist ein Ort, an dem man sich wohl und willkommen fühlt. Ein Ort, wo man seine Fähigkeiten einbringen kann, sich gegenseitig anspornt, gemeinsam zum Erfolg beiträgt und bestenfalls an der Geschichte eines Hauses mitschreibt.
Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?
Dass er noch nachhaltiger wird und rücksichtsvoll in die Regionen integriert wird. Er soll zudem der lokalen Bevölkerung einen Mehrwert bringen. Weg von «billig» und Masse hin zu auserlesen und Qualität.
Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?
Indem ich als Vorbild unsere Werte im Alltag lebe, Erfolg und Freude teile, die Arbeit wertschätze und sie ermutige, immer wieder dazuzulernen.
Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?
Klima aus, Vorhänge zurück und Fenster auf.
Wofür würden Sie sich entscheiden: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?
Walzer in einem 5-Sterne-Hotel – einem Grandhotel. Diese geschichtsträchtigen wunderbaren Häuser üben immer wieder eine spezielle Anziehungskraft auf mich aus.
Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Abend essen?
Spontan fallen mir ein: Familie Obama oder Viola Amherd.
Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?
Schöne Orte bereisen, Trouvaillen entdecken, wandern, einen Gartenbaukurs besuchen, an den Fremdsprachen feilen, Klavier spielen lernen oder in einem Chor mitsingen.
Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen – und warum?
Simultan übersetzen. Ich mag Fremdsprachen. Das Vermitteln zwischen zwei Kulturen und das zeitgleich in zwei unterschiedlichen Sprachen wäre grossartig.
Was wollten Sie als Kind einmal werden?
Lehrerin.
In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?
In jene von Kamala Harris. Das Weisse Haus von innen zu erleben, stelle ich mir spannend vor... wohl fast wie ein Hotelbetrieb.
Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?
Kein Streich im eigentlichen Sinne – eher ein Versehen: Wir verfütterten übrig gebliebene Tomatenspaghetti an Schafe. Die fanden es lecker und liefen dann mit orange gefärbten Mäulern herum. (npa)