Die Fallzahlen müssten unbedingt wieder sinken, sagt Pascal Strupler, der Direktor des Bundesamts für Gesundheit. Eine Maskenpflicht für Läden sei eine mögliche Massnahme. Mit den neu gemeldeten Fällen sei am Donnerstag erstmals seit dem 23. April wieder die 200er-Marke überschritten worden, erklärte Strupler vor den Bundeshausmedien. Damit habe sich die Situation verschärft und die Lage sei ernst.
Die Positivitätsrate habe bei den innert 24 Stunden gemeldeten Test drei Prozent betragen. Das sei eine deutliche Zunahme gegenüber den Werten von vergangener Woche, wo innerhalb eines Tages zwei bis 2,3 Prozent der Tests positiv ausfielen. Das sei eine gewisse Trendwende, sagte Stupler. Eine zweite Welle sei es hingegen nicht.
Mit der besonderen Lage obliege die Eindämmung der Pandemie wieder den Kantonen. Ihnen sei bewusst, dass die Fallzahlen rasch und nachhaltig sinken müssen. Einzelne Kantone hätten schon schärfere Massnahmen ergriffen. Es brauche indessen einheitliche und widerspruchsfreie Verhaltensregeln, sagte Strupler. Das bedürfe einer gewissen Koordination und das BAG suche mit den Kantonen nach Lösungen.[RELATED]
Maskenpflicht und Kontaktdatenkontrolle
Die aktuellen Vorschläge des Amts seien in Bezug auf diese Harmonisierung einmal eine Maskenpflicht auch in Geschäften oder sogar in allen öffentlich zugänglichen Räumen. Sodann schlage das BAG eine obligatorische Kontrolle der Kontaktdaten in Ausgehlokalen vor sowie eine maximale Gästezahl von 100 Personen in diesen Lokalen.
Das öffentliche Leben solle keineswegs heruntergefahren werden. Ein tieferes Niveau der Fallzahlen und das Verhindern eines Massenausbruchs seien indessen für das weitere Funktionieren der Rückverfolgung der Ansteckungswege essentiell. Obwohl die meisten Ansteckungen in der Familie, im Ausland, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen erfolgten, sei die Kontrolle in Clubs und Bars wichtig, da es dort sehr schnell zu einem Massenausbruch kommen könne.
Kantone prüfen Maskenpflicht und passen sie den Gegebenheiten an
Die Kantone prüfen eine Maskenpflicht in Geschäften oder öffentlich zugänglichen Räumen und andere Massnahmen. Je nach regionalen Gegebenheiten würden sie entsprechende Verschärfungen auch verordnen, sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, zu neuen Vorschlägen des BAG. Die unterschiedlichen Vorschriften in den Kantonen erklären sich durch unterschiedliche Situationen, wie Hauri am Donnerstag vor den Bundeshausmedien sagte. Die Virusaktivität sei nicht überall gleich, führte der Präsident der Kantonsärztinnen und -ärzte der Schweiz aus.
Das Zurückverfolgen der Ansteckungswege durch das Contact Tracing funktioniere in den Kantonen gut. Alle hätten mit mehr Personal auf den Anstieg der Infektionen mit dem Coronavirus reagiert. Wenn aber viele Fälle auf ein Mal auftreten, seien die Kapazitäten schnell einmal erschöpft. Grosse Club-Anlässe mit mehreren hundert Gästen würden sehr rasch zu einer solchen Situation führen.
Bezüglich der Quarantäne für Heimkehrerinnen und Heimkehrer aus Risikoländern hielt Hauri fest, die Kantone hätten beim Tempo der Informationen über Passagierlisten von Flügen und Bussen Handlungsbedarf festgestellt. Die Kantone prüften stichprobenweise die Einhaltung der Quarantäne. Zuwiderhandlungen würden verzeigt. (sda)