Im Mai 2019 hatte der Bundesrat Massnahmen beschlossen zur Förderung des inländischen Arbeitskräfte-Potenzials. Eineinhalb Monate vor der Abstimmung über die Begrenzungsinitiative der SVP haben Bund und Kantone am Donnerstag vorläufig Bilanz gezogen.
Wenn möglich im Inland rekrutieren
Der Wunsch des Bundesrates sei, dass Unternehmen so viele Arbeitskräfte wie möglich im Inland rekrutierten, sagte Staatssekretär Mario Gattiker, Direktor des Staatssekretariats für Migration (SEM), in Bern vor den Medien.
Ein Teil der Projekte habe sich wegen der corona-bedingten hohen Belastung der Kantone verzögert, sagte Gattiker. Damit die Ziele dennoch erreicht werden können, sind die Laufzeiten der Projekte verlängert worden. Mehrkosten sind damit nicht verbunden, wie das SEM schreibt.
Das SEM. das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) setzen die Massnahmen um, zusammen mit den Kantonen und den Sozialpartnern.
Kostenlose Laufbahnberatung
Standortbestimmung, Weiterbildung und Ausbildung sowie Wiedereingliederung von schwer vermittelbaren und älteren Arbeitslosen sind geplant. «Die Laufbahnberatung ist Sache der Kantone, und die Verhältnisse sind unterschiedlich», sagte Josef Widmer, stellvertretender Direktor des SBFI.
Über 40-Jährige stünden zudem nicht im Fokus des Angebots. Eines der Projekte sieht deshalb eine neue, kostenlose Standortbestimmung und Laufbahnberatung für über 40-Jährige vor, mit einem landesweit ähnlichen Standard. Mit einem halben Jahr Verzögerung soll das Projekt ab Januar starten.
Stellenlosen ab 50 und schwer vermittelbaren Arbeitslosen sollen intensives Coaching sowie ein Wiedereingliederungsprogramm den Weg zurück in den Arbeitsmarkt ebnen. Wegen Corona stockten die Arbeiten am Projekt vorübergehend. Es wurde deshalb bis 2024 verlängert.
Der Fonds der Arbeitslosenversicherung (ALV) erhält vom Bund jährlich rund 70 Millionen Franken und für die gesamte Projektzeit über 250 Millionen Franken, wie Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, ausführte.
«Eine Erfolgsgeschichte»
Vorankommen sollen auch Ausländer, die bereits im Land sind. Seit 2018 gibt es die Integrationsvorlehre für Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, «eine Erfolgsgeschichte», wie Gattiker sagte.
Ab dem Ausbildungsjahr 2021/22 sollen auch junge Zugewanderte ausserhalb des Asylbereichs teilnehmen können. Das Programm soll bis 2023/24 verlängert und mit Branchen ergänzt werden, in denen Fachkräfte fehlen. Statt wie bisher 1000 werden neu 1500 Plätze angeboten. Pro Platz und Jahr übernimmt der Bund 13'000 Franken.
Mit Zuschüssen an den Lohn will der Bund zudem Geflüchteten mit besonderem Einarbeitungsbedarf den Weg in den Arbeitsmarkt ebnen. Ziel ist, jedes Jahr mindestens 300 Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Der Bund leistet von 2021 bis 2023 Pauschalbeiträge von insgesamt 11,4 Millionen Franken.
Das siebte Projekt ist die vom Parlament im Juni bewilligte Überbrückungsrente für Ausgesteuerte über 60, als Gegenmittel gegen die Begrenzungsinitiative der SVP, über die am 27. September abgestimmt wird. SVP-Exponenten haben gegen die Überbrückungsrente das Referendum ergriffen. Die Sammelfrist dauert bis zum 8. Oktober. (sda)