Das EDA habe die belgischen Behörden umgehend kontaktiert und mit Befriedigung deren Entscheid, das Tessin von der «orangen Liste» zu streichen, zur Kenntnis genommen. Das teilte die Pressestelle am späteren Donnerstagnachmittag mit.
Als einziger Kanton aufgeführt
Bis zum Donnerstagmittag hatte das Tessin als einziger Schweizer Kanton auf einer «orangen Liste» von Belgien gestanden. Damit verpflichtete Belgien Rückkehrer aus dem Tessin zu einem Covid-19-Test und einer Quarantäne.
Wie der Südkanton als einzige Schweizer Region auf der Liste hatte landen können, ist noch unklar. Gemäss Aussage der Medienstelle des belgischen Federal Public Services werden alle Regionen aufgeführt, welche mehr als doppelt so viele Ansteckungen wie Belgien aufweisen – und zwar pro 100'000 Einwohner, wie eine Sprecherin auf Anfrage von Keystone-SDA sagte.
Die aktuellen Zahlen der bestätigten Neuansteckungen erhielten die belgischen Behörden jeweils vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten. Auf die Frage, weshalb ausgerechnet das Tessin und keine anderen Schweizer Kantone auf der Liste standen, hatte die Medienverantwortliche keine Antwort.
Tessiner Kantonsarzt wundert sich
Auch der Tessiner Kantonsarzt Giorgio Merlani konnte sich nicht erklären, wie das Tessin auf der «orangen Liste» hatte landen können. Die für die Einstufung des Tessins verwendeten Zahlen hätten unmöglich korrekt sein können. Auch insgesamt sei die epidemiologische Lage von Belgien mit jener der Schweiz vergleichbar, sagte Merlani.
Der Kantonsarzt glaubt, dass Belgien mit seiner orangen Liste auf die von der Tessiner Regierung verwendete Signaletik reagierte. Um die Bevölkerung auf die jeweils aktuelle Gefährdungssituation aufmerksam zu machen, arbeitet die Tessiner Regierung seit Beginn der Pandemie mit Farben.
Vor kurzem wechselten die Behörden bei der Verwendung ihrer Slogans vom entspannten Blau zurück auf Orange. Damit wolle man der Bevölkerung signalisieren, dass man erneut aufpassen müsse, erklärt Merlani. «Viele reisen jetzt während der Ferien ins Ausland und laufen Gefahr, das Virus erneut einzuschleppen.»
Zudem lebten im Tessin zahlreiche Personen mit Wurzeln im Balkan – einer Region, die derzeit viele Neuinfektionen aufweist. Es sei denkbar, dass die belgischen Behörden dieses Orange des Tessins falsch interpretiert hätten.
Tessin aktuell sicherer als andere Kantone
In der Tat gab zwischen dem 6. und 12. Juli unter anderem in den Kantonen Waadt, Schwyz und Jura deutlich mehr gemeldete Neuansteckungen als im Tessin. Dies zeigt der epidemiologische Bericht des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zur Woche 28. Pro 100'000 Einwohner waren es im Waadtland 10,3 Personen, in Schwyz
11,3 und im Jura gar 16,3 Personen, die sich neu infizierten. Im Tessin gab es auf 100'000 Einwohner lediglich 6,8 Neuansteckungen.
Gemäss der BAG-Pressestelle wussten die Schweizer Behörden nichts von der Platzierung des Tessins auf der orangen Liste. Weshalb das Tessin überhaupt auf der «orangen Liste" Belgiens aufgeführt worden war, konnte das EDA nicht sagen. (sda)