(Keystone-SDA) Die Fluggesellschaft aus Bern «Flybair» hat verschiedene Optionen geprüft und wird folgend nicht verkauft. Zwei konkrete Kaufangebote lagen laut Mitteilung von «Flybair» vom Freitag unter dem Substanzwert oder enthielten Bedingungen für den Verkauf, welche das Unternehmen nicht im Vorfeld erfüllen konnte. Gespräche zeigten zudem auf, dass nur wenige Aktionäre von einem Kaufangebot Gebrauch machen würden.
Da keine weiteren potentiellen Investoren für eine Übernahme absehbar waren, hat sich der Verwaltungsrat für eine Fortsetzung der Geschäftstätigkeit entschieden, wie er in der Mitteilung weiter schreibt.
«Flybair» will sich im kommenden Sommer vor allem darauf konzentrieren, den Flugplan von Helvetic Airways ab Belp zu ergänzen. Das Unternehmen möchte zwei, bis drei Destinationen ab Bern anbieten. Die hohe Auslastung der Flüge ab Bern im laufenden Jahr stimme zuversichtlich, dass das Fliegen ab Bern auch im kommenden Jahr populär bleiben dürfte, zeigt sich «Flybair» überzeugt.
«Flybair» wurde 2019 dank einem Crowdfunding von einer Million Franken startklar gemacht. Doch noch bevor ein erstes Flugzeug abhob, schlug die Coronapandemie zu. Erst im Sommer 2020 hob ein erster Flieger Richtung Mallorca ab. Im Coronajahr 2021 ging «Flybair» in einen «Ganzjahresschlaf» und bot keine Flüge an. Erst 2022 hob «Flybair» ab. Das Unternehmen war im laufenden Geschäftsjahr mit der Buchungsplattform flybair.ch im Markt präsent. Die fünf Destinationen von Lübeck Air wurden erfolgreich über die Buchungsplattform vermarktet.
Eine virtuelle Fluggesellschaft als letzter Stohhalm
«Flybair» ist eine virtuelle Fluggesellschaft. Das heisst, sie selber besitzt keine Flugzeuge, sondern ist nur für die Vermarktung zuständig. Für den Flughafen Bern ist «Flybair» ein letzter Strohhalm, um wieder zu ständigen Flügen in europäische Städte zu kommen. Der Flughafen Bern-Belp ist für Fluggesellschaften wirtschaftlich kein einfaches Terrain. In den vergangenen 20 Jahren versuchten diverse Fluggesellschaften, sich dort mit Linienflügen zu behaupten.
1992 nahm die Air Engiadina ihren Betrieb auf. Weder ein Namenswechsel zu Swisswings noch eine Kooperation mit der holländischen Fluggesellschaft KLM konnte die Berner Airline retten, 2002 musste sie Konkurs anmelden. Ein herber Rückschlag für den Berner Flughafen bedeutete der Swiss-Rückzug aus Belp: 2003 kappte die Airline ihre Verbindungen zum Flugplatz der Hauptstadt.
Kürzere «Gastspiele» gaben die Fluggesellschaften InterSky, Cirrus, Air Alps und Darwin Airline. Schliesslich versuchte auch SkyWork ihr Glück. Im Sommer 2018 kam es dann zur unsanften Landung: das Unternehmen musste Konkurs anmelden.