Die deutsche Regierung will angesichts rasch steigender Corona-Infektionszahlen über ein stärkeres Gegensteuern beraten. Die aktuelle Lage biete trotz der niedrigen Inzidenzen durchaus Anlass zur Sorge, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin.
Stand heute seien die Fallzahlen binnen einer Woche um 75 Prozent gestiegen. «Wenn sich diese Entwicklung so fortsetzt, müssen wir zusätzliche Massnahmen ergreifen.» Es gelte, alles zu tun, um eine Situation wie im Frühjahr zu vermeiden, sagte sie mit Blick auf die zurückliegende dritte grosse Corona-Welle. Sie betonte, die deutsche Regierung wolle «keine Impfpflicht durch die Hintertür».
Mehr Freiheiten für Geimpfte im Alltag?
Die steigenden Corona-Infektionszahlen haben die schon seit längerem geführte Debatte um mehr Einschränkungen für Ungeimpfte in Deutschland neu entfacht. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, befürwortete es etwa, Geimpften mehr Freiheiten im Alltag zuzugestehen.
Es gebe keinen Grund, Geimpften und Immunen ihre Grundrechte weiter vorzuenthalten, «nur weil ein paar ewige Skeptiker sich der Impfung entziehen», sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Es gehe nicht um Privilegien für Geimpfte, sondern um Grundrechtseinschränkungen.
Der Kanzlerkandidat von CDU und CSU für die Bundestagswahl am 26. September, Armin Laschet, betonte indes am Sonntagabend im ZDF-Sommerinterview: «In einem freiheitlichen Staat gibt es Freiheitsrechte, nicht nur für bestimmte Gruppen.» Ziel müsse es sein, die Pandemie so zu bekämpfen, dass alle Freiheits- und Grundrechte wieder in Kraft gesetzt werden. Man müsse jetzt alles tun, um die Menschen zu überzeugen, sich impfen zu lassen. «Wenn wir dann im Herbst sehen, die Impfquote ist immer noch viel zu niedrig, finde ich, muss man dann weiter nachdenken. Aber nicht jetzt.»
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen stieg nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Montagmorgen weiter auf 14,3 am Vortag betrug der Wert 13,8 und beim jüngsten Tiefststand am 6. Juli 4,9. (sda/bbe)