Die anhaltende Wirtschaftskrise könnte in diesem Winter den bislang florierenden Tourismus in den Alpen bremsen. In der Schweiz und in Österreich stellen die Gäste aus der Bundesrepublik in vielen Winterdestinationen nach wie vor die grösste oder zumindest eine der grössten Gruppen.

Eine Hauptursache ist nach Einschätzung von Ökonomen und Fachleuten die Verunsicherung der deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern, die ihr Geld derzeit lieber auf die Seite legen, als es auszugeben.

Skiferien besonders teuer
Vor allem Skiferien sind traditionell sehr teuer. Einer alten Faustformel zufolge kostet eine Woche im Skigebiet so viel wie drei Wochen Sommerurlaub. Nicht zuletzt wegen dieser hohen Kosten sparen etliche Menschen eher an den Winter- als an den Sommerferien. 

Das Reisevolumen schwanke weniger stark als die Ausgaben, sagt Dennis Utzerath, Tourismus-Fachmann der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). «Den Haupturlaub spart man in Deutschland nur sehr begrenzt ein. Die Leute wählen dann aber günstigere Ziele. Was leidet, sind die Kurzreisen, der Zweit- und Dritturlaub.»

Sommerferien haben oft Vorrang
Nach Reiseanalysen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) in der norddeutschen Stadt Kiel war bereits in den vergangenen beiden Jahren ein Trend zur Beschränkung auf eine Haupturlaubsreise im Jahr zu erkennen. 

«Während in den Vorjahren von vielen Reisenden mehrere Urlaubsreisen oder zusätzliche Kurzurlaubsreisen unternommen wurden, wird nun häufiger Wert auf die eine Hauptreise gelegt, bei der sich die Reisenden dann auch etwas gönnen möchten und nicht zu sehr auf den Preis achten», sagt Tourismusforscherin Friedericke Kuhn. «Da der Ski-Urlaub häufig eine Zweitreise neben dem Haupturlaub im Sommer darstellt, lässt sich hier ein Rückgang vermuten.»

Schneemangel im Gebirge schreckte die Gäste bisher nicht ab
In den vergangenen beiden Wintern fehlte es in den Alpen zwar vielerorts an Schnee, doch keineswegs an Gästen. Bei den Deutschen stehen die Zeichen in diesem Jahr - ganz allgemein und nicht nur in den Ferien - auf Sparsamkeit, obwohl viele Menschen wieder etwas mehr Geld in der Tasche haben. «Die Löhne sind in diesem Jahr stärker gestiegen als die Inflation», sagt Jürgen Michels, der Chefvolkswirt der Bayern LB. «Die Konsumentinnen und Konsumenten haben sich trotz höherer Realeinkommen aber zurückgehalten, die Sparquote ist gestiegen. Das mag widerspiegeln, dass die Haushalte zunehmend besorgt sind über die politische Lage, und dass auch die Sorge um die Arbeitsplätze hineinspielt.»

Auswirkungen auf die Schweiz und Österreich zu erwarten
Bei Reisen von Deutschland nach Österreich und in die Schweiz sei zu erwarten, «dass das nicht so gut wie im vergangenen Winter läuft», sagt BCG-Experte Utzerath. Der Buchungseingang in der Hotellerie war in den vergangenen Monaten nach Worten des Beraters schwach, allerdings ausgehend von einer starken Periode zu Jahresbeginn. Die Vorausbuchungen allein sind demnach auch kein zuverlässiger Indikator. Der Hintergrund: Etliche Menschen stornieren wieder, andere buchen kurzfristig um, und wieder andere entscheiden sich kurzfristig für oder gegen eine Reise. (keystone-sda)