In den letzten zwei Wochen haben in den meisten Kantonen die Sommerferien begonnen. In dieser Hauptreisezeit vermeldete der Flughaben Zürich 10'915 Starts und Landungen. Dies ist ein Anstieg von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr und sogar von zwei Dritteln zum Corona-Jahr 2020, wie eine Auswertung der Nachrichtenagentur AWP zeigt.
Die Zahlen basieren auf einer täglich vom Flughafen aktualisierten Statistik, in der alle Flüge ausgewiesen werden, die nach Instrumentenflugregeln durchgeführt wurden. In diesem so genannten IFR-Verkehr sind neben dem Linienverkehr auch Fracht-, Geschäfts- und Privatflüge enthalten. Aus der Zahl der Flugbewegungen lässt sich nichts herauslesen über die Grösse der eingesetzten Flugzeuge respektive deren Auslastung.
Erholung erreicht Grenze
Zwar gab es zum Ferienbeginn deutlich mehr Flugbewegungen als in den Vorjahren, noch fehlen aber rund 20 Prozent zu den Werten vor der Corona-Krise. Nach einer deutlichen Erholung in den ersten Monaten des Jahres hat nun eine Stagnation eingesetzt. Bereits im Mai und Juni lag der Abstand zu den Vorkrisenwerten ebenfalls bei rund einen Fünftel.
An diesem Wochenende zählte der Flughafen Zürich zwischen 80'000 und 90'000 Passagiere, wie eine Sprecherin gegenüber der NZZ sagte. Dies sei ein Höchstwert seit Beginn der Pandemie. Vor der Krise flogen aber noch über 100'000 Passagiere täglich über den Flughafen Zürich und an Spitzentagen waren es sogar über 110'000, wie der Flughafen damals mitteilte. Auch bei den Passagieren sind die Vorkrisenwerte demzufolge noch rund 20 Prozent entfernt. Die Erholung in der Luftfahrt scheint zumindest in Zürich bei einer Vorkrisenauslastung von 80 Prozent ein Limit erreicht zu haben.
[IMG 2]Probleme in der Flugfahrt bremsen
Der Personalmangel in der Luftfahrt mag ein Grund für die weiterhin grosse Lücke sein. So hat etwa die Fluggesellschaft Swiss wegen fehlenden Personals im Juli und August 370 Flüge gestrichen. Andere Airlines, wie etwa die Swiss-Mutter Lufthansa, mussten ihren Flugplan teils noch stärker ausdünnen.
Ein weiterer Grund für den Rückstand ist laut einer Flughafensprecherin das Asien-Geschäft. Dieses hat sich noch nicht wieder erholt. So finden fast keine Flüge mehr nach China statt und auch in vielen anderen asiatischen Staaten ist das Flugaufkommen aufgrund von Corona-Einschränkungen deutlich verringert. Zudem ist seit Kriegsausbruch der Flugverkehr in die Ukraine und nach Russland ausgesetzt. Schwer wiegt zudem die Sperrung des russischen Luftraums für viele europäische Airlines. Durch Umleitungen steigt der Flugverkehr auf Ausweichrouten und es kommt zu Engpässen.
Die Auslastung der Infrastrukturen der Flugindustrie ist europaweit und auch global sehr hoch. Dies zeigt sich etwa bei Flugverspätungen oder langen Wartezeiten am Check-in. Am Flughafen Zürich hob in Juni beispielsweise fast jeder zweite Flieger zu spät ab. Laut einer Auswertung von AWP waren dies rund 6 Prozentpunkte mehr als vor der Krise.
Bereits damals kämpfte die Flugindustrie aber mit Verspätungen. In der Corona-Krise haben sich nun zusätzliche Probleme in der Luftfahrt angehäuft. So sahen sich viele Fluggesellschaften und Flugdienstleister gezwungen, Personal abzubauen oder Krisen-Gesamtarbeitsverträge zu erlassen. Nun drohen Personalmangel und Streiks. Somit dürfte sich die Situation wohl erst entspannen, wenn diese Probleme gelöst sind. (awp/sda/npa)