Weltweit schrumpfen durch den Klimawandel fast alle Gletscher immer schneller. Besonders in den Schweizer Alpen macht die Erwärmung den Eismassen zu schaffen: So schmolz die Oberfläche des Grossen Aletschgletschers im Wallis seit der Jahrtausendwende um mehr als 5 Meter pro Jahr in den unteren Lagen. Das hat weitreichende Folgen für den Wasserhaushalt und den Tourismus.
Um das Eis lokal zu schützen, werden in der Schweiz inzwischen neun Gletscher teilweise mit Textilplanen überdeckt. Das schreibt ein Team der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), der ETH Zürich und der Uni Freiburg im Fachmagazin «Cold Regions Science and Technology». So halten Planen etwa den Gurschenfirn im Skigebiet Andermatt-Gemsstock (UR) die Piste schneesicher oder sie bewahren die künstliche Eisgrotte auf dem Rhonegletscher (VS).
Effektive Methode
Nun haben die Forschenden berechnet, ob solche Massnahmen auf der Skala der Schweiz durchführbar und welche Kosten damit verbunden wären, wie die WSL am Mittwoch mitteilte. Denn tatsächlich bedecken solche speziellen Textilien derzeit nur gerade 0,02 Prozent der gesamten Gletscherfläche der Schweiz.
Das Fazit der Glaziologen: Grundsätzlich ist es eine wirksame Methode, denn unter den weissen Planen schmilzt rund 60 Prozent weniger Eis und Schnee als daneben.
Teures Unterfangen
Aber die Kosten sind schwindelerregend hoch. So koste es je nach Art der Abdeckung und deren Lage auf dem Gletscher zwischen 60 Rappen und 8 Franken jährlich, um 1 Kubikmeter Eis zu schützen. Demnach würde sich der Preis zum Schutz aller Schweizer Gletscher auf mehr als eine Milliarde Franken belaufen. Diese Symptom– statt Ursachenbekämpfung würde den Gletscherrückgang denn auch nicht stoppen, sondern bloss verlangsamen.
«Die einzige Möglichkeit, den globalen Rückgang der Gletscher wirksam zu begrenzen, ist die Verringerung der Treibhausgasemissionen und damit der Erwärmung der Atmosphäre», schlussfolgerte der Studienleiter und Glaziologe Matthias Huss. (sda og)