Die Airline hat eine bestehende Bestellung von vier Maschinen des Typs Embraer E190-E2 auf die grössere E195-E2 umgewandelt. Mit der Embraer E195-E2 können gemäss den Angaben 134-135 Passagiere transportiert werden.
Die kleinere E190-E2 bietet hingegen nur Platz für 110 Passagiere. Die Flugzeuge gehören zu einer Bestellung von zwölf Maschinen, die das Unternehmen bereits 2018 aufgegeben hat. Fünf Maschinen wurden bereits geliefert, die restliche Bestellung erfolgt nun ab Herbst.
Helvetic-Besitzer Martin Ebner erklärte am Mittwoch vor den Medien, dass die Mehrkosten durch dieses Upgrade rund 2-3 Millionen pro Flugzeug betragen. Doch er erhofft sich eine Rendite: «Meine grossen Erfolge im Anlagegeschäft traten immer ein, weil ich strukturelle Veränderungen antizipiert habe.» Und eine solche strukturelle Veränderung habe die Coronakrise eben im Flugverkehr verursacht.
Wollen DER Wetlease-Partner sein
Die Branche hat wegen der Coronakrise aufgrund der Reisebeschränkungen in vielen Ländern und ausbleibenden Passagieren stark gelitten. Viele Fluggesellschaften gingen konkurs. «Die Fluggesellschaften in Europa werden in den nächsten Jahren keine Neuanschaffungen tätigen können», erklärte Helvetic-Chef Tobias Pogorevc. Sie müssten erst Schulden zurückzahlen, bevor sie wieder eigene Flugzeuge kaufen könnten.
In diesem Marktumfeld sieht Helvetic seine Chance. Die Fluggesellschaft führt zwar auch selber Flüge durch, verleiht aber Flugzeuge samt Crew auch an andere Gesellschaften wie beispielsweise die Swiss. Dieser Verleih wird «Wetlease» genant.
«Wir wollen DER Wetlease-Anbieter werden in Europa», kommentierte Helvetic-Besitzer Martin Ebner.
Zur Änderung der Bestellung hätten aber auch andere Faktoren beigetragen, wie Pogorevc sagte. Einerseits habe das Flugzeug eine «hervorragende Performance» und sei besonders umweltfreundlich. Zudem habe es eine grössere Reichweite und eröffne der Airline damit neue Märkte, zum Beispiel im Nahen Osten oder in Afrika.
Auch der niedrige CO2-Verbrauch des Flugzeugtyps habe beim Entscheid eine Rolle gespielt. In immer mehr Ländern müssten Airlines anhand ihres Ausstosses CO2-Abgaben tätigen. Gleiches gilt auch für Lärm: Die Lärmabgaben hängen von der Lärmemission der Flugzeuge ab. Diese sei beim E195-E2 beispielsweise rund 60 Prozent geringer als bei einem Airbus A319 oder A320.
Früh vorbereitet für Nach-Corona
«Als die Coronakrise losging, war Helvetic mitten im Wachstum», sagte Pogorevc. Bis im Sommer wollte die Airline 16 Flugzeuge haben. Mit der Krise und den ausbleibenden Passagieren kam dann ein Einstellungsstopp, Kurzarbeit und Ende März wurde die gesamte Flotte gegroundet.
Die Massnahmen seien jedoch früh genug eingeleitet worden, sagte Pogorevc. Vor allem die Sicherstellung der Liquidität sei sehr wichtig gewesen, betonte er: «Wir haben offene Forderungen, zum Beispiel von Reiseveranstaltern, innert weniger Wochen zurückgezahlt.»
Im Gegensatz zu anderen Gsellschaften habe Helvetic zudem keine staatliche Hilfe benötigt, sagte Ebner. Bei der Liquiditätssicherung sei der Helvetic zugute gekommen, dass sie einerseits teils eigene Flugzeuge besitze, aber auch keine Destinationen auf eigene Rechnung anbiete, sagte Ebner.
Neues Konzept
Damit Piloten ihre Lizenz behalten können, müssen sie innerhalb von 90 Tagen mindestens drei Starts und Landungen vorweisen können. Diese wurden bei Helvetic zwar im Simulator sichergestellt. «Allein diese sogenannte Recency, also die fortlaufende Flugerfahrung, kostet das Unternehmen rund 1 Million Franken pro Halbjahr», so Pogorevc.
Under anderem aus diesem Grund habe sich die Fluggesellschaft dazu entschieden, das Personal wieder bei richtigen Flügen einzusetzen und bietet neu sogenannte Pop-up-Flüge an. Das sind Angebote für kurze Reisen mit Pauschalpreisen für Flug und Unterkunft, die sehr kurzfristig buchbar sind. Zudem werden sie bei Änderung der Reisevorschriften wieder annulliert und die Kunden erhalten das Geld zurück. (awp/sda)