«Der genaue Verlauf des Weges zwischen Genf und Schaffhausen ist festgelegt, nun sei man daran festzulegen, auf welche Objekte von Bedeutung man entlang des Weges hinweisen will», sagt Urs Reinhard, der Geschäftsführer der Stiftung «VIA- Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser».
Ursprünglich sei geplant gewesen, dass der Weg 2014 begehbar sein wird. Dies sei aber etwas ambitioniert, meint Reinhard. Die Festlegung des Wegverlaufes ist eine Sache, die Information darüber eine andere.
Die Schweizer Wanderwege erlauben es nämlich nicht, dass die Stiftung eigene Wegweiser aufstellt oder Hinweise auf den Wanderwegschildern anbringt. Deshalb sollen die Leute mit einer Broschüre auf den Weg geschickt werden.
Von Genf bis Schaffhausen
Der Weg führt von Genf aus über Coppet und Morges nach Lausanne. Von dort geht es weiter via Echallens und Yverdon nach Neuenburg. Ein Teilstück führt von dort via La Neuveville und Biel nach Büren an der Aare, das andere via Murten, Bern und Aarberg.
Von Büren an der Aare gibt es wieder nur einen Weg über Bätterkinden, Solothurn, Langenthal und Aarau bis nach Brugg. Dort teilt sich der Weg erneut. Ein Ast erreicht Basel über das Fricktal, der andere führt via Mellingen, Zürich und Eglisau nach Schaffhausen.
Viele kleine Spenden
Ein weiteres Problem bei der Einrichtung des Hugenottenweges sind die Finanzen. Es gebe zwar viele Spender mit kleinen Beträgen, aber gesucht sei noch ein grosser Spender. Mindestens eine halbe Millionen Franken braucht die Stiftung VIA noch, um den Hugenottenweg zu realisieren.
Bei der Realisierung konzentriert sich die Stiftung VIA derzeit vor allem auf jene Gebiete, in denen der Kulturwanderweg auf ein starkes Interesse stösst. Dies sei vor allem in der Westschweiz der Fall, sagt Reinhard. Im Herbst wird zudem ein Teilstück in der Region Lenzburg verwirklicht.
1800 Kilometer lang
In Frankreich, Deutschland und Italien ist das Projekt dieses länderübergreifenden Kulturwanderweges bereits realisiert. Der 1800 Kilometer lange Weg wird nach der Fertigstellung in der Schweiz vom Kerngebiet der Hugenotten, der Dauphiné, sowie aus den Waldensertälern im Piemont, bis nach Nordhessen führen.
Die französischen Protestanten, die Hugenotten, waren stark von der Lehre Calvins beeinflusst. Ab 1530 wurden sie darum durch Klerus und König unterdrückt, ihre Kirchen zerstört oder geplündert.
Die Verfolgungen lösten eine Fluchtwelle von etwa einer Viertelmillion Hugenotten in die umliegenden protestantischen Länder aus. Eine der wichtigsten Routen führte durch die Schweiz.
Kein Gegenstück zum Jakobsweg
Der Hugenottenweg soll kein reformiertes Gegenstück zum katholischen Jakobsweg sein. Der Jakobsweg sei ein Pilgerweg, der Hugenottenweg hingegen eine Fluchtroute, auf der die Verfolgten viele Entbehrungen hinnehmen mussten, meint Reinhard.
Schon nach der Bartholomäusnacht im Jahr 1572 trafen über 2000 französische Familien in der Schweiz ein. Die Aufhebung des Ediktes von Nantes im Jahre 1685 löste dann eine Fluchtbewegung gegen Norden aus. Genf wurde das Haupteingangstor in die Schweiz.
Der einheimischen Bevölkerung wurden dafür grosse Opfer abverlangt. Der grösste Teil der Flüchtlinge wurde weiter nach Norden geschickt. Auf diesem Weg trafen sie Glaubensflüchtlinge aus dem Piemont, die reformierten Waldenser, die in Italien als Ketzer verfolgt wurden.
9000 Hugenotten in Schaffhausen
Die Stadt Schaffhausen wurde so zu einem Sammelbecken. Innerhalb von zehn Jahren nahm sie über 26'000 Flüchtlinge auf. Allein im Jahr 1687 lebten in der damals 5000 Einwohner zählenden Stadt 9000 Hugenotten. Nur wenige blieben, denn das Brot war knapp und die Zunftordnung verbot ihnen zu arbeiten. (sda/sjp)