Nach fast 30jährigem Bestehen wird die Interessengemeinschaft Tourismus Graubünden (ITG) per Ende Juni definitiv aufgelöst. Die rund 50 Mitglieder folgten am Mittwoch an der 26. und letzten Generalversammlung einem entsprechenden Antrag des Vorstandes. Somit ist die Institution, die vor rund 30 Jahren aufgrund der Kantonalen Initiative «Schnee ohne Kanonen» von Touristikern ins Leben gerufen wurde, Geschichte.
Die ITG hat sich in den vergangenen Jahren gemäss eigenen Angaben «erfolgreich für eine branchenübergreifende, koordinierende Interessensvertretung im Tourismus» eingesetzt - unter anderem mit der Gründung und Betreuung des Tourismusclubs des Grossen Rates. Mit der Community-Plattform GR Home wählte sie einen eigenen Ansatz für die Tourismussensibilisierung. In den Jahren 2020 und 2021 koordinierte die ITG im Auftrag des Amts für Wirtschaft und Tourismus Graubünden (AWT) das Covid-Impulsprogramm Tourismus und initiierte Projekte, mit dem Fokus der Sicherung der Wertschöpfung im Wintergeschäft.
Netzwerk statt fixe Struktur
Wiederholt habe sich der Vorstand intensiv mit der inhaltlichen und organisatorischen Ausrichtung des Vereins befassen müssen, teile die Organisation am Donnerstag mit. «Die Frage der Notwendigkeit einer
branchenübergreifenden, touristischen Interessenvertretung und deren Aufgabenausgestaltung war in den vergangenen Jahren immer wieder Brennpunkt diverser Diskussionen», heisst es in der Mitteilung.
Schliesslich hat sich der Vorschlag der drei Organisationen Gastro Graubünden, Bergbahnen Graubünden und HotellerieSuisse Graubünden für eine Strukturanpassung durchgesetzt. Künftig werden die tourismuspolitischen Fragen themenspezifisch ad-hoc bearbeitet. Das Denken und Handeln in Netzwerken ersetzt die fixen Organisationsstrukturen. Die drei Partner haben sich zur «Tourismusallianz Graubünden» zusammengeschlossen und werden themenspezifisch weitere Branchenorganisationen, Wirtschaftsverbände, Dritte oder den Kanton einbinden.
Die Tourismusallianz wird ebenfalls den von der ITG aufgebauten Tourismusclub des Grossen Rates übernehmen und weiterführen. Nach den Grossratswahlen vom 15. Mai 2022 wird die Tourismusallianz die bestehenden und neuen Mitglieder organisieren.
Schlussstrich für GR Home
Derweil fand die ITG für die im Dezember 2017 ins Leben gerufene Community- und Freizeitplattform GR Home keine neue Trägerschaft. Das Projekt, das auf die Einheimischen und Zweitheimischen fokussierte, wird deshalb nicht weitergeführt. Zwar seien der Nutzen und die Wirkung von GR Home seitens der Partner nicht infrage gestellt worden, so die Mitteilung, auch die inhaltliche Neuausrichtung sei begrüsst worde. «Es ist jedoch niemand bereit, als Träger die organisatorische und finanzielle Verantwortung zu übernehmen.»
Aufgrund der neuen Ausgangslage habe der ITG-Vorstand beschlossen, die Plattform per sofort einzustellen. Die Freizeittipps von GR Home werden von Somedia übernommen und den Mitgliedern von GR Home wird die Nutzung dieses Angebots weiterhin offen stehen. Die Somedia wird ihren Freizeitcontent in den nächsten Monaten ausbauen. Mit dem Community- und Content-Transfer bleibe ein wesentlicher Grundstein von GR Home bestehen, so die ITG.
Mit dem Aufbau einer Community verfolgte GR Home einen neuartigen Ansatz in der Tourismussensibilisierung. Emotional statt rational, digital statt analog, war das Motto. GR Home setzte auf ein aktives Community-Management mit Content, Reward-System und Exklusivitäten. Erstmals wurden dabei auch die Zweitheimischen ins Zentrum einer aktiven Kommunikation gerückt. Während der Coronapandemie entwickelte sich GR Home mit dem Angebot GR Help zu einem wichtigen Informationskanal über Öffnungszeiten, Hilfsangebote und Lieferdienste für Ein- und Zweitheimische. (htr/stü)