In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, an der sich elf Kantone beteiligten, ist von Einzelfällen, welche die Quarantäne-Vorgaben nicht einhalten, die Rede. Zur möglichen Dunkelziffer gibt es kaum Schätzungen.
In Quarantäne muss, wer Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person gehabt hat. Und seit dem 6. Juli muss sich in Quarantäne begeben, wer aus einem Risikoland in die Schweiz einreist oder zurückkehrt. Die Betroffenen müssen sich spätestens 48 Stunden nach der Einreise bei den kantonalen Behörden melden.
Wer sich nicht an diese Meldepflicht hält, riskiert eine Busse bis zu 10'000 Franken. Bei fahrlässiger Zuwiderhandlung sind es maximal 5000 Franken.
Bisher Daten von neun Flügen
Vor einer Woche hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) angekündigt, die Einhaltung der Quarantänepflicht in Stichproben zu kontrollieren, auf 20 bis 30 Flügen pro Woche. Bis Donnerstag gab es die Daten von neun Flügen an die Kantone weiter, wie Sprecher Daniel Dauwalder am Freitag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
Weitere Listen würden noch in dieser Woche folgen, schrieb Dauwalder. Ab kommender Woche würden auch Busverbindungen in die Stichproben aufgenommen. Am Freitag meldete das BAG, dass sich 5565 Personen nach einer Reise in eines von 42 aufgelisteten Risikoländern in Quarantäne begeben hätten.
Weitere 2335 Personen waren am Freitag Quarantäne, weil sie Kontakte zu Infizierten gehabt hatten. Die Zahlen stammen aus 21 Kantonen und Liechtenstein. Am Mittwoch hatte das BAG von 6000 Reiserückkehrern in Quarantäne gesprochen.
Einen Anstieg von Menschen in Quarantäne meldet in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Mehrheit der antwortenden Kantone. «Es fällt auf, dass in den letzten Tagen die Meldungen erfreulicherweise zunehmen», sagt etwa der Baselstädter Kantonsarzt Thomas Steffen.
Ob aus dem Ausland eingereiste Menschen der Grund dafür seien, lasse sich aber nicht analysieren. Der Anteil der Reisenden unter den Personen in Quarantäne lagen in den Kantonen, die Angaben dazu machten, zwischen 15 und 90 Prozent.
Schätzung von Dunkelziffer schwierig
Zur möglichen Dunkelziffer von Leuten, die sich wider die Vorschrift nach einer Reise nicht melden, machte BAG-Sprecher Dauwalder keine Aussagen. Er verwies auf die Kantone, die das Contact Tracing durchführen. In den Kantonen ist das Bild unterschiedlich, wie eine Umfrage zeigt. Die Zürcher Gesundheitsdirektion spielte den Ball an den Bund zurück und gab selbst keine Schätzung ab.
St. Gallen hingegen geht von einer nach wie vor hohen Dunkelziffer aus. «Ein aktuelles Problem in der Umsetzung der zehntägigen Quarantäne scheint die Angst vor Arbeitsverlust oder anderer Massnahmen der Arbeitgeber zu sein», schreibt Markus Wehrli von der Kommunikationsstelle des Ostschweizer Kantons.
Aus Sicht anderer Kantone, die an der Umfrage teilnahmen, ist die Frage schwer zu beurteilen. Es wurden aber bereits Verstösse bekannt. Zürich spricht von Einzelfällen. Liege ein Hinweis vor, werde diesem nachgegangen, teilte die Gesundheitsdirektion mit.
Kantone machen Kampagnen
In der Waadt ergaben die bisherigen Stichproben aus Passagierlisten, dass sich Einzelne nicht für die Quarantäne gemeldet hatten; im Kanton Graubünden ist ein einziger Fall bekannt. Genf, Bern und Solothurn dagegen merken an, dass sie bei ihren Stichproben noch keine Verstösse festgestellt hätten.
Graubünden geht auf Grund bisheriger Erfahrungen davon aus, dass die soziale Kontrolle – bei der Arbeit und unter Bekannten – gut funktioniere. In Basel-Stadt flogen im Zusammenhang mit Neuinfektionen einzelne «Quarantäne-Sünder» auf.
Etliche Kantone verstärken die Informationen, etwa über Soziale Medien, und sie stellen für Reiserückkehrer Online-Formulare zur Verfügung. Der Kanton Zürich nutzt neben digitalen Kanälen auch die Plakatwände, und auch der Kanton St. Gallen will den Gemeinden ein Plakat zum Aufhängen zur Verfügung stellen. Die Waadt, wo die Sommerferien bis zum 24. August dauern, plant eine Kampagne zum Ferienende.
Unternehmen eingebunden
Einige Kantone binden die Unternehmen in die Information und Sensibilisierung ein. In Genf sollen Arbeitgeber Angestellte, die aus Risikoländern zurückkehren, auf die Quarantäne hinweisen.
In Bern läuft diese Information über die Verbände. Sie sollen die Empfehlungen zur Quarantäne an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber weitergeben. Im Kanton Solothurn haben die Arbeitgeber einen Brief vom kantonsärztlichen Dienst erhalten. Sie sollen ihre Angestellten auffordern, nach der Heimkehr das Online-Formular auszufüllen.
«Die Arbeitgeber müssten aber eigentlich Interesse daran haben, dass die Quarantäne eingehalten wird», hiess es im Kanton St. Gallen. Denn wenn Covid-19 in einer Firma ausbreche, müsse diese unter Umständen geschlossen werden und dies könne grosse finanzielle Folgen haben. (sda)