Nach dem Grounding der Skywork verzichtet der Schweizer Reise-Verband (SRV) auf eine Klage gegen die pleite gegangene Berner Regionalfluggesellschaft und das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). Denn die Kosten für eine Klage wären zu hoch.
«Wir haben eine Amtsklage gegen das Bazl und eine Verantwortlichkeitsklage gegen das Skywork-Management geprüft», sagte SRV-Geschäftsführer Walter Kunz am Donnerstag auf einer Medienkonferenz in Zürich. «Denn beide wussten bereits am Montag, dass die Airline am Mittwochabend nach der Rückkehr der YB-Mannschaft aus Russland grounden wird.»
Und trotzdem seien während diesen drei Tagen weiter munter Flugtickets an die Konsumenten und Reisebüros verkauft worden, sagte Kunz: «Wir haben unsere Mitglieder aufgefordert, ihre gebuchten und bezahlten Tickets nur für diese drei Tage zu melden.
Aufgrund dieser Schadenssumme von circa 27'000 Franken haben wir gestern Abend entschieden, auf eine Klage gegen das Bazl und das Skywork-Management zu verzichten.»
«Wir hätten wirklich sehr gerne diesen Präzedenzfall durchgezogen», sagte Kunz. Aber die zu investierenden Mittel stünden in keinem Verhältnis zur Schadenssumme. Eine Klage hätte wahrscheinlich genauso viel gekostet wie die Schadenssumme durch die Ticketverkäufe in den drei Tagen.
Über halbe Million Franken Gesamtschaden
Der gesamte Schaden der Skywork-Pleite für die Reisebürobranche dürfte alleine bei den Berner Reisebüros weit über 500'000 Franken betragen, sagte Kunz. Denn die Reisebüros hätten nicht nur die Tickets eingebüsst, sondern auch für die Kunden Ersatztickets für Flüge anderer Airlines besorgen müssen. Diese seien nach einem Grounding wegen der hohen Nachfrage meistens doppelt so teurer, sagte Kunz.
Die Skywork-Pleite so kurz vor dem Herbst erscheine logisch, sagte SRV-Präsident Max Katz: Skywork habe das Geld für die Flüge im September und Oktober bereits im Voraus bekommen. Jetzt hätte sie die Leistung erbringen und die Flüge durchführen müssen.
Eigentlich hätte das Grounding bereits am Montag erfolgen müssen, sagte Katz. «Aber wahrscheinlich war der Lokalstolz grösser. Man wollte wahrscheinlich YB nicht in Russland zurücklassen».
Umsatzsteigerung trotz Wettbewerb und hohem Margendruck
Der Schweizer Reise-Verband kann aber trotzdem auf ein positives Geschäftsjahr 2017 zurückschauen, wie aus einer aktuellen Studie des Verbands in Zusammenarbeit mit dem Institut für Systemisches Management und Public Governance an der Universität St. Gallen hervorgeht.
So war zwar das Jahr 2017 für die Schweizer Reisebüros erneut geprägt von grossen Herausforderungen und hohem Margendruck. Dennoch hat im Jahr 2017 der durchschnittliche Umsatz der befragten Schweizer Reisebüros im Vergleich zum Vorjahr leicht zugenommen, nämlich um 3,3 Prozent, von 2,75 auf 2,84 Mio. Franken.
Der Umsatz pro Mitarbeiter stieg ebenfalls um über 3 Prozent, von 0,87 Mio. auf 0,90 Mio. Franken. Dank den leicht abnehmenden, jedoch im langfristigen Vergleich stabilen Beratungshonoraren konnten Brutto- und Nettorenditen mit 15,6 Prozent bzw. 1,1 Prozent im Wesentlichen gehalten werden, schreibt der SRV am Donnerstag in einer Mitteilung zur Studie. (sda/htr)