In den letzten beiden Jahren erlebte der Schweizer Tourismus einen Aufschwung. Die Logiernächtezahlen stiegen kräftig, und die Preise konnten wieder erhöht werden.
2019 wird sich dieser Aufschwung fortsetzen, wenn auch weniger deutlich, weil die konjunkturellen Rahmenbedingungen sich in diesem Jahr etwas verschlechtert haben, wie die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) im Auftrag des Staatssekretariats Seco ermittelt hat.
Insbesondere bei den Fernmärkten – einem Segment, das in den letzten Jahren stark zugelegt hat – erwartet die KOF tiefere Zuwächse. Ein hohes Wachstum sei aber nach wie vor bei den Gästen aus den USA zu erwarten.
Die Nachfrage der inländischen Gäste dürfte ebenfalls weiter steigen, allerdings weniger stark als in den letzten Jahren. Die KOF rechnet für die Tourismusjahre 2019 und 2020 mit einem Zuwachs der Logiernächte um je 1,8 Prozent. 2021 erwartet sie gar ein Plus von 2,2 Prozent.
Positive Prognosen für Sommer- und Wintersaison
Zum positiven Trend steuern auch die ermittelten Zahlen für die vergangene Sommersaison bei. Mit einer Zunahme der Logiernächte von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wird ein neuer Höchstwert erreicht. Dabei haben insbesondere die Übernachtungen inländischer Gäste kräftig zugelegt.
Für die kommende Wintersaison sind die Aussichtenn laut KOF verhalten positiv. Zwar haben die Abschwächung der Konjunktur und der etwas stärkere Franken Folgen für die Auslandsnachfrage. Im Inland dürfte sich der private Konsum aber weiterhin robust entwickeln, was zu entsprechenden Impulsen für die Tourismuswirtschaft führen wird.
Bei durchschnittlichen Witterungsbedingungen rechnet die KOF im nächsten Winter dennoch mit einem Anstieg der Logiernächte um 2,1 Prozent. Dabei könnten gerade auch städtische Gebiete im Winter zulegen. Die höchsten Zuwächse erwartet die Forschungsstelle in Graubünden und im Wallis.
Bergbahnen dank gutem Wetter Negativtrend gebremst
Obwohl die Schweizer Bergbahnen in der letzten Wintersaison insbesondere dank dem vorteilhaften Wetter mit 6,2 Prozent zum zweiten Mal in Folge mehr Ersteintritte verzeichnen konnte, rechnet die KOF mit einer geringeren Zunahme. Für die kommenden beiden Wintersaisons werden Ersteintritte von Plus 1,1 Prozent und 0,9 Prozent prognostiziert.
Dies unter anderem wegen dem erweiterten touristischen Angebot in den Bergen und der gesunkenen Schneesicherheit in tieferen Lagen.
Gründe für den starken Städtetourismus
Mit der am Dienstag vorgelegten Tourismusprognose publiziert die KOF eine Spezialanalyse zum Städtetourismus. Die städtischen Gebiete in der Schweiz erleben einen regelrechten Boom. Zwischen 2006 und 2018 konnten sie die Zahl der Logiernächte um 35 Prozent steigern.
Die alpinen und restlichen Gebiete litten währenddessen unter dem starken Franken und der ausländischen Konkurrenz. Die Zahl der Logiernächte wuchs hier im selben Zeitraum kaum. «Dieser Trend ist nicht Schweiz-spezifisch, sondern zeigt sich auch in anderen Ländern wie in Österreich», sagte KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm an der Präsentation der Analysen vor den Medien.
Die Analyse der Gästezahlen zeigt: Verantwortlich für diesen Trend sind eine veränderte Gästestruktur und der Geschäftstourismus, der immer bedeutender wird.
Eine wichtige Rolle spielen aber auch die Inländerinnen und Inländer. Die Zahl ihrer Logiernächte in den Städten stieg zwischen 2006 und 2018 um satte 45 Prozent und damit sogar noch stärker als im Durchschnitt. Ausserdem werden die Städte nicht nur im Sommer, sondern auch in der Wintersaison immer beliebter.
Insgesamt habe sich der Tourismus in der Schweiz in den Letzen zwei Jahren erfreulich entwickelt, heisst es an der Medienkonferenz weiter. «Wir haben dabei mit dem Marktwachstum in Europa wieder Schritt halten können», fasste Sturm zusammen. Es dürfe aber nicht vergessen werden, dass der Schweizer Tourismussektor auf längere Sicht in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich Marktanteile eingebüsst habe. (htr/sda)