Nur wenige Bereiche das Alltags haben sich mit der Pandemie so stark verändert wie unser Reiseverhalten. Viele Länder liessen oder lassen gar keine Touristen rein. Andere Destinationen haben sich durch Corona massiv verteuert. Und über allem schwebt die Unsicherheit, ob im Wunschreiseland schon bald die nächste Verschärfung der Schutzmassnahmen oder der nächste Lockdown ansteht.

Und trotzdem berichtet Booking.com von Optimismus: «Auch wenn die Corona-Pandemie noch lange nicht vorbei zu sein scheint, beginnt ein unermüdliches Gefühl der Hoffnung an ihre Stelle zu treten», schreibt das Online-Reisebüro in der Einleitung zu seiner Studie zum Reisen der Zukunft mit mehr als 24'000 Teilnehmenden in 31 Ländern und Regionen.

2022 werde das Jahr, «in dem man das Beste aus der Unvorhersehbarkeit macht und damit beginnt, verlorene Urlaubszeit in grossem Stil nachzuholen». 63 Prozent der Befragten haben angegeben, sie hätten Nachholbedarf punkto Reisen - ein Jahr davor sagten das erst 42 Prozent.

Diese 7 Reisetrends leitet Booking aus den Umfrageergebnissen ab.

1. Vitamin U wie Urlaub

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Mehr noch als tägliche Bewegung oder Meditation wird der Urlaub im Jahr 2022 zum Spitzenreiter für körperliches und seelisches Wohlbefinden. Knapp drei Viertel der Menschen (73 Prozent) geben an, dass Reisen dieses Wohlbefinden mehr fördere als andere Formen der Erholung und Entspannung.

Fast 60 Prozent gaben an, dass ihnen die Bedeutung des Reisens für ihr Wohlbefinden erst bewusst wurde, als es nicht mehr möglich war. Und 84 Prozent der Befragten sagten, dass sich allein das Planen eines Urlaubs positiv auf ihr emotionales Wohlbefinden auswirkt.

Für ein Viertel ist das Verlassen der eigenen Komfortzone der Grund dafür, dass sie durch eine Auszeit wieder zu Kräften kommen. Neue Orte, Kulinarik, Kulturen und Lebensweisen zu erleben, hilft demnach beim Energietanken.

2. Bleisure? Nein danke

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Im Jahr 2022 werden wir einen deutlichen Anstieg der Menschen sehen, die die Kontrolle über eine ausgewogene Work-Life-Balance zurückgewinnen wollen. Für drei Viertel der Reisenden (71 Prozent) muss der Urlaub im Jahr 2022 unbedingt arbeitsfrei sein, was im Jahr 2021 nicht immer der Fall war, als die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben im Homeoffice oft nicht ganz klar waren.

Trotz der Vorzüge des flexiblen Homeoffice bevorzugen 56 Prozent der Befragten einen kürzeren und dafür komplett arbeitsfreien Urlaub gegenüber einem längeren Aufenthalt, bei dem sie dafür Beruf und Freizeit (Business + Leisure = Bleisure) unter einen Hut bringen müssen. Und da 41 Prozent der Menschen angaben, während der Pandemie mehr Stunden gearbeitet und weniger Urlaubstage genommen zu haben, gibt es für 2022 grossen Nachholbedarf.

3. Die kleinen Dinge wertschätzen

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Erinnern Sie sich noch an das Gefühl, als Sie zum ersten Mal in ein Flugzeug gestiegen sind? Oder einfach nur, als Sie in ein Hotel eingecheckt haben? Nach der langen Zeit der Untätigkeit geniessen die Reisenden jeden Moment des Urlaubs, anstatt zu hetzen – von der Feinjustierung der Playlist für den Mietwagen bis hin zur Shoppingtour nach Süssigkeiten im Duty-Free-Shop. Ein Viertel der Befragten freut sich allein schon auf die Aufregung und Vorfreude, wenn ihre Reise beginnt.

Das Glücksgefühl beim Blick aus dem Zugfenster, während die Landschaft an einem vorbeirauscht, oder das Wirrwarr der verwinkelten Kopfsteinpflasterstrassen zu meistern, nur um den Schlüssel der Ferienwohnung abzuholen, ist für knapp 70 Prozent der Menschen wichtiger Bestandteil eines Urlaubs, bei dem sich die Anreise bereits wie Teil der Reise selbst anfühlt.

Die Mehrheit der Reisenden gibt an, dass einfache Freuden wie das Gefühl der Sonne auf der Haut (82 Prozent) oder der Anblick eines Gewässers (79 Prozent) ihre Stimmung unmittelbar heben. Sogar die Herausforderung, sich in einer neuen Stadt in einer fremden Sprache im öffentlichen Nahverkehr zurechtzufinden, wird von der Hälfte als angenehm empfunden.

4. Die lokale Gemeinschaft im Vordergrund

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Da die Reisebeschränkungen in vielen Teilen der Welt zu einer Beeinträchtigung des Reiseverkehrs führten, zwang uns die Pandemie dazu, das Beste aus dem zu machen, was wir vor unserer Haustür vorfinden. Das hat die Beziehung zur Umgebung gefestigt, sei es durch die Unterstützung regionaler Unternehmen oder dadurch, dass wir mehr Zeit als je zuvor im nächstgelegenen Park verbringen.

Im Jahr 2022 wird sich dieser Wunsch nach einer authentischen Begegnung mit der lokalen Gemeinschaft auch im Urlaub fortsetzen. Knapp die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass ihre Reise der lokalen Gemeinschaft an ihrem Reiseziel zugutekommen müsse. Darüber hinaus möchten zwei Drittel, dass ihr auf Reisen ausgegebenes Geld in die lokale Gemeinschaft zurückfliesst, und 67 Prozent möchten authentische, für die lokale Kultur typische Erlebnisse erleben.

Ein Viertel der Reisenden will sich im Jahr 2022 verstärkt darüber informieren, wie gut der Ort, an dem sie übernachten, lokale Unternehmen unterstützt oder wie sich ihre Tourismusausgaben auf lokale Gemeinschaften auswirken oder diese verbessern.

5. Flirten und neue Leute kennenlernen

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Für viele bedeutete die Pandemie, eine lange und intensive Zeit mit den engsten Freunden und Angehörigen. Der Urlaub im Jahr 2022 steht ganz im Sinne einer Abwechslung, bei der man neue Kontakte knüpfen kann. Knapp die Hälfte wollen im Urlaub neue Leute kennenlernen. Dabei greifen viele auch im Urlaub 2022 auf ihre bevorzugten Dating-Apps zurück, um die Gelegenheit eines Urlaubsflirts nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. 39 Prozent hoffen gar auf eine Urlaubsromanze.

6. Offen für Neues

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63 Prozent der Befragten wollen 2022 die gewohnten starren Urlaubsroutinen aufgeben und eine flexible Reise geniessen, bei der man den Dingen ihren Lauf lässt, anstatt ein gut geplantes Programm voller Aktivitäten zu haben. Knapp die Hälfe der Befragten sind offener für neue Arten von Urlaub als vor der Pandemie und für 65 Prozent ist das Reiseziel egal, solange die Art der Reise stimmt und sie von Zuhause wegkommen.

Mehr als die Hälfte (56 Prozent) stimmt zudem zu, dass sie jede Urlaubsmöglichkeit wahrnehmen möchten, wenn es das Budget erlaubt. Und für die 45 Prozent, die seit Beginn der Pandemie wegen fehlender Urlaube massiv gespart haben, ist Geld kein Thema für die Reisen im Jahr 2022.

Im Jahr 2022 wird vor allem die Technologie die Spontanität der Reisenden unterstützen. 44 Prozent nutzen Reisetools, um sich von diesen überraschen zu lassen.

7. Mehr Flexibilität von Anbietern erwartet

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Die Ungewissheit bleibt auch im Jahr 2022 eine Konstante im Reiseverkehr, die es zu akzeptieren gilt. Fast die Hälfte ist der Meinung, dass Technologie hilft, Bedenken vor dem Reisen zu lindern. Von Übersetzungstools, die es einem ermöglichen, bei kurzfristigen Planänderungen trotz Sprachbarrieren direkt mit der Unterkunft oder dem Autoverleih zu verhandeln, bis hin zu Automatismen, die die Gastgeber über eine spätere Ankunft aufgrund eines verspäteten Flugs informieren, wird die Technologie unvorhergesehene Stolpersteine aus dem Weg räumen.

Die Unsicherheit verändern aber auch die Anforderungen der Reisenden an die Anbieter: 40 Prozent erwarten eine Zusicherung, kein Geld zu verlieren, 39 prozent die Möglichkeit, eine Buchung zu stornieren, und 32 Prozent die Möglichkeit einer kostenlosen Umbuchung. (htr/stü)