Er habe mit seinem Aufruf die politische Diskussion in Gang setzen wollen, erklärte Frank Bumann, Direktor von St. Gallen-Bodensee Tourismus, der Nachrichtenagentur sda. Das Angebot für eine in der ganzen Ostschweiz gültige «Ostwind»-Karte sei rasch umsetzbar und würde kaum etwas kosten, ist er überzeugt. Nun seien die Volkswirtschaftsdirektoren der Kantone gefragt.
Allerdings haben Gratis-ÖV-Angebote für Touristen in der Ostschweiz bisher einen schweren Stand. Auch ein von den Hoteliers in der Stadt St. Gallen schon länger gefordertes City-Ticket – eine «Ostwind»-Tageskarte für die Stadtzone – wird weiterhin nicht offeriert.
Botschaft an die Feriengäste
Die beiden Angebote hätten nicht viel miteinander zu tun, relativierte Bumann.Bei den «Ostwind»-Karten gehe es um ein Krisenmanagement wegen der schwierigen Währungssituation. Gefragt sei eine Botschaft an die Feriengäste, die wahrnehmbar sei und eine Alternative zu den vielen Einzelinitiativen von Hotels oder Bergbahnen darstelle. «Es wäre eine wichtige Goodwill-Aktion.»
Beim Angebot für ein City-Ticket, das etwa an die Kongressteilnehmenden in der Stadt St. Gallen abgegeben werden könnte, seien die Verhandlungen unter anderem mit den St. Galler Verkehrsbetrieben und dem Tarifverbund Ostwind noch nicht abgeschlossen.
Finanzierung ungeklärt
In wichtigen Punkten wie der Finanzierung liege man noch zu weit auseinander.Es sei geplant gewesen, die Kosten mit einer höheren Gasttaxe abzudecken. In der aktuellen Situation sei es aber müssig, über höhere Gebühren nachzudenken, so Bumann.
Ausserhalb der Ostschweiz haben sich gratis offerierte ÖV-Billette für Feriengäste bereits in vielen Regionen durchgesetzt. Seit Juni 2014 gibt es beispielsweise in der Bundeshauptstadt das Bern-Ticket, das jedem Hotelgast für die Dauer des Aufenthalts abgegeben wird. Finanziert wird das Gratis-Billett über einen Zuschlag von 1.50 Franken pro Gast auf die Übernachtungsabgabe.
In Basel und Luzern bereits Standard
Die Hotels in Luzern bieten ihren Gästen bereits seit 2012 ein kostenloses Ticket an. Es gilt für vier ÖV-Zonen – aber nicht für die Schifffahrt. Die Kosten trägt Luzern Tourismus. In Basel-Stadt erhalten die Hotelgäste das Mobility-Ticket des Tarifverbundes Nordwestschweiz, das für mehrere Zonen auf Stadtgebiet gültig ist.
Grosszügig gibt sich etwa auch die Tourismusregion Thunersee zusammen mit Interlaken. Jeder Hotelgast erhält seit März 2014 eine elektronische Gästekarte, die Panorama Card. Damit kann in der ganzen Region gratis mit Bus oder Postauto gefahren werden, dazu gibt es Ermässigungen von bis zu 50 Prozent auf Bergbahnen.
Halbtax für Touristen
Für Andreas Bieniok, Leiter des Amtes für öffentlichen Verkehr des Kantons St.Gallen, gebe es noch andere Möglichkeiten als Gratis-Tickets: Der öffentliche Verkehr zu Vollpreisen sei für Feriengäste fast schon unerschwinglich, findet er. Man müsste den Gästen mindestens die gleichen Möglichkeiten bieten, wie sie die rund zwei Millionen Besitzer von Halbtax-Abos haben. (sda/ad)