Vom Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden Franken, die der Bundesrat der Swiss und ihrer Schwester Edelweiss zugestanden hat, werde man wohl etwa die Hälfte brauchen, sagte Binkert. «Zurzeit liegen wir deutlich darunter.» Dass die Kreditlimite eher grosszügig berechnet ist, gibt der Swiss in dieser schwierigen Zeit Sicherheit. Binkert denkt, dass man bereits nächstes Jahr mit der Rückzahlung beginnen kann.
In Bezug auf den Geschäftsverlauf hofft der Finanzchef ab sofort wieder mit Gewinnen in einzelnen Wochen oder Monaten. «Die nächste wichtige Hürde ist, Verluste zu vermeiden und über das Gesamtjahr eine schwarze Null zu erreichen. Das setzen wir uns für 2022 zum Ziel», sagte er.
Damit sollte die Swiss spätestens ab 2023 wieder auf dem Gewinnpfad zurück sein. «Dass wir im zweiten Quartal schon einen positiven operativen Cashflow erreicht haben, zeigt, dass es in die richtige Richtung geht», sagte Binkert weiter. Im ersten Halbjahr verbuchte die Swiss noch ein operatives Minus von 398,2 Millionen Franken. «Diese Verluste waren im Anbetracht der externen Umstände zu erwarten», sagte Binkert.
Grossteil der Kündigungen ausgesprochen
Im Zuge der Coronakrise drückt die Swiss bekanntlich kräftig aufs Sparpedal und baut das Unternehmen um. Insgesamt will sie die Kosten um 500 Millionen Franken reduzieren. «Bei der Umsetzung sind wir weit fortgeschritten», sagte Binkert. Inzwischen habe man zahlreiche Sparpotenziale identifiziert und setze die Massnahmen in den meisten Bereichen schon um. Gespart wird etwa bei Vertragsverhandlungen, Projekten oder Marketingkosten.
Grundsätzlich sei er sehr zufrieden, wie es mit der Restrukturierung und Redimensionierung vorangehe, sagte Binkert. Zum Sparprogramm gehört auch der Abbau von hunderten Vollzeitstellen inklusive Kündigungen. «Bis Ende 2021 werden wir die geplanten 550 Stellen abgebaut haben», erklärte er.
Gerade dieser Stellenabbau durch Kündigungen, der laut Binkert zu einem grossen Teil im zweiten Quartal vollzogen wurde, verursacht aber auch Kosten, zum Beispiel für Abfindungen, welche die Swiss den Entlassenen zahlt. Dies trug dazu bei, dass die Swiss im zweiten Quartal trotz eines um fast 50 Prozent höheren Umsatzes als im Vorjahr mehr Verlust ausweisen musste.
Dazu hat aber auch beigetragen, dass der Betrieb wieder hochgefahren wurde. «Der Ausbau des Netzwerks und das Hochfahren des Betriebs verursacht natürlich Kosten. Beispielsweise müssen Mitarbeitende geschult und Flugzeuge wieder für den Einsatz vorbereitet werden», so Binkert. [RELATED]
Passagiergeschäft welkt, Frachtgeschäft blüht
Erfreulich sei derweil die hohe Nachfrage im Frachtgeschäft. «Denn die Restriktionen auf der Langstrecke sind sehr einschneidend und ohne das Frachtgeschäft könnten wir nicht so ein umfangreiches Flugprogramm anbieten, wie wir es aktuell tun», sagte er. So helfe das Frachtgeschäft zumindest teilweise, die schwache Passagiernachfrage auszugleichen.
Damit auch das Passagiergeschäft wieder mehr auf Touren kommt, ist es laut Binkert nun wichtig, dass die USA ihre strikten Einreisebeschränkungen wieder aufheben. «Aktuell haben wir zwar teils sehr gut gebuchte Flüge, weil wir US-Amerikaner in ihre Heimat befördern, für den Tourismus aus Europa sind die USA allerdings nach wie vor nicht offen.» (awp/sda)