Die Tessiner Spitäler seien nahe an der Auslastung, sagte Merlani am Donnerstag in der Sendung «Rendez-vous». «Es gibt nur noch knapp Plätze in den Spitälern, und wir können es uns nicht leisten, auch noch den Touristen Plätze zur Verfügung zu stellen.»
Insbesondere auf den Intensivstationen hätte es nicht mehr viele freie Betten. «Wir wünschen uns, dass die Deutschschweizer unsere Täler und Rustici kennenlernen und nicht unsere Intensiv- und Notfallstationen», resümierte Merlani.
Die Kurve würde sich zwar möglicherweise etwas verlangsamen, erklärte Merlani. Das bedeute aber noch lange nicht, dass sich die Spitäler leerten. «Wir fordern die Leute auf, zu Hause zu bleiben, damit sie sich im Tessin nicht anstecken.» Zudem sei es auch möglich, dass Deutschschweizer sich noch in der Inkubationszeit befänden und das Virus von zu Hause mitbrächten.
Höhere Krankheitshäufigkeit im Tessin
Merlani sagte weiter, er gehe von einer deutlich höheren Prävalenz – also Krankheitshäufigkeit – im Tessin gegenüber der Deutschschweiz aus. Seiner Einschätzung nach sind im Tessin zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen. «Das ist deutlich mehr als in der übrigen Schweiz.»
Bereits am Mittwoch hatte Stabsschef Matteo Cocchi dazu aufgerufen, über Ostern nicht ins Tessin zu reisen. Man erwäge, Deutschschweizer zurückzuschicken, sagte Cocchi. Die Stabsstelle plane zudem, auf Radio SRF Appelle zu senden, um die Deutschschweizer von Reisen ins Tessin abzuhalten. Wie genau die Strategie der Tessiner Stabsstelle aussieht, war bis Donnerstagmittag nicht zu eruieren.
In den letzten 24 Stunden sind im Tessin weitere neun Personen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. 76 Personen sind neu positiv auf das Virus getestet worden. Insgesamt wurden bis Donnerstagmorgen im Kanton Tessin 2271 Personen positiv auf das Virus getestet. 141 Menschen verloren bisher ihr Leben. (sda)