Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) traf die Entscheidung am Donnerstag auf seiner laufenden 44. Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou.
Das Komitee begründete den Beschluss mit dem jüngst verfügten Verbot für die Kreuzfahrtriesen und mit den geplanten Massnahmen für langfristige Lösungen für den Schiffsverkehr, wobei Optionen ausserhalb der Lagune Vorrang haben und andere Häfen der Region angelaufen werden sollen.
Die Unesco ist besorgt über die Auswirkungen des Tourismus und der Kreuzfahrtindustrie und die möglichen Schäden für Gebäude sowie über geplante Infrastruktur- und Bauprojekte in Venedig. Auch wurde auf die Auswirkungen des Klimawandels und extremer Wetterereignisse auf Lagune und Bausubstanz verwiesen.[RELATED]
Die italienische Regierung hatte erst vor gut einer Woche das Durchfahrtsverbot durch einige der Kanäle rund um die Stadt für grosse Kreuzfahrtschiffe vom 1. August an verfügt. Das Verbot gilt auch für Schiffe, die gewisse Abgasnormen überschreiten. Andere dürfen aber weiter passieren.
Seit Jahren streiten Aktivisten, Einheimische und die Tourismus-Industrie um die Kreuzfahrtschiffe in der Lagune. Sie hat mehrere kleine Landstreifen und Inseln und ist weitgehend vom offenen Meer abgetrennt. Dort liegt auch die historische Altstadt Venedigs mit ihren Touristenattraktionen. Venedig und die Lagune geniessen seit 1987 den begehrten Status als Welterbe.
Kritiker beklagten, dass die Riesenschiffe die Lagune zerstörten, die Fundamente der Stadt beschädigten und die Luft verschmutzten. Der Kreuzfahrttourismus bringe wenig wirtschaftliche Vorteile, weil die Passagiere nicht in Hotels schliefen und oft nur wenig Geld ausgäben.
44. Tagung des Unseco-Welterbekomitees
Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli online und vor Ort. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Zustand eingeschriebener Stätten. Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangenen Jahr verschoben worden. Auf der Welterbeliste stehen aktuell 1 120 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Die Schweiz derzeit zählt 12 Welterbestätten.
Budapest erhält mehr Zeit
Auch Ungarns Hauptstadt Budapest mit ihrem Donauufer, dem Burgviertel und der Andrássy Allee entging zumindest vorerst einem Eintrag in die Rote Liste. Das Welterbekomitee will in einem Jahr wieder darüber beraten. Als Hauptgrund wurde genannt, dass ein Managementplan für die Welterbestätte aufgrund der Pandemie nicht wie vorgesehen fertiggestellt werden konnte. So wurde Ungarn mehr Zeit eingeräumt.
Die Unesco ist besorgt über grosse Bauprojekte, hohe Gebäude, Abrissarbeiten, unangemessene Entwicklung im jüdischen Viertel, unangebrachte Nutzung öffentlicher Anlagen, mangelnde Bemühungen zur Erhaltung und erhöhten Verkehr. In einem Dokument war von «unmittelbaren Bedrohungen» für den einzigartigen universellen Wert die Rede. Auch wurden Meinungsverschiedenheiten mit der ungarischen Seite über die Sorgen der Unesco genannt. (sda/dpa/npa)