Zahlreiche Menschen – viele von ihnen mit Kerzen – trafen sich auf dem Marktplatz. Als das Rathaus-Glöcklein vier Uhr schlug, begannen manche einen Fasnachtsmarsch zu singen. In normalen Jahren beginnt exakt um diese Uhrzeit mit dem Morgenstreich die Basler Fasnacht, die dieses Jahr wegen des neuartigen Coronavirus abgesagt wurde.
Zu sehen waren vor dem Rathaus auch zwei Fasnächtler mit Steckenlaternen. Die Polizei markierte in Innenstadt Präsenz, schritt jedoch nicht ein. Ein Polizeifahrzeug folgte gar einem sogenannten «Schyssdräggziigli» aus drei Trommlern und einem Pfeifer, das musizierend vor dem Spiegelhof vorbeizog, dem Sitz der Basler Polizei.
Ordnungsbussen gab es keine, wie das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt später mitteilte. Sanktionen drohen indes einem Restaurant, das sich nicht an die seit dem Fasnachtsverbot geltenden regulären Öffnungszeiten hielt. Dieses Lokal werde dem Bau- und dem Gastgewerbeinspektorat gemeldet, heisst es im Communiqué.
Vor dem abgesagten Morgenstreich hatten sich in Basel am Sonntag zahlreiche Cliquen getroffen – für einmal nicht zum traditionellen Einpfeifen, sondern zu einem Eintrinken. Nur vereinzelte Gruppierungen zeigten dabei ihre Laternen, die sie eigentlich am Morgenstreich hätten durch die Stadt tragen wollen.
Neben dem Morgenstreich sind in Basel sämtliche weiteren Fasnachtsveranstaltungen abgesagt. Dies betrifft namentlich auch die beiden Umzüge von Montag- und Mittwochnachmittag. Auch die beliebten Schnitzelbänkler dürfen nicht auftreten.
Für die Wirte hat die Absage der Basler Fasnacht einen markanten Einnahmenausfall zur Folge. Mit Erleichterung dürften sie deshalb zur Kenntnis nehmen, dass diverse Cliquen sich in den einschlägigen Restaurants der Innenstadt zum Nachtessen treffen wollen.
Polizeiauto im Baselbiet beschädigt
Letzten Freitag hatte der Bundesrat im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sämtliche Veranstaltungen ab 1000 Personen vorerst bis zum 15. März verboten. Betroffen ist davon neben der Basler auch ein Teil der Baselbieter Fasnacht.
Da sich am Sonntag Fasnächtlerinnen und Fasnächter im Landkanton nicht an das bundesrätliche Verbot und weitere behördliche Anordnungen gehalten hatten – in Liestal und Sissach hatte die Polizei Ansammlungen von über 1000 Menschen auf der Strasse festgestellt – erliess die Baselbieter Regierung in der Folge für die Beizen in Liestal in Sissach ein Ausschankverbot. Dieses Verbot galt von Sonntag 19 Uhr bis Montag 6 Uhr früh.
«Dieses Eingreifen war richtig und nötig. Es gibt kein absolutes Recht auf Fasnacht – die Sicherheit der Bevölkerung geht vor und hat Priorität», sagte Regierungspräsident Isaac Reber (Grüne) am Montag vor den Medien.
Laut dem Baselbieter Polizeikommandanten Mark Burkhard zeigten sich die meisten Restaurantbesitzer einsichtig. In Sissach habe allerdings eine grössere Menschenmenge zwei Polizeifahrzeuge angegriffen – ein Fahrzeug wurde dabei beschädigt. Zudem habe ein Restaurantbetreiber in Liestal das Ausschankverbot ignoriert und die Beamten bedroht. Gegen den Mann läuft nun ein Verfahren wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte und Überwirten.
Im Kanton Basel-Landschaft hätten diese Woche noch zahlreiche Fasnachtsveranstaltungen stattfinden sollen. Laut Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer (SP) werden weitere Massnahmen ergriffen, sollte das vom Bundesrat erlassene Veranstaltungsverbot nicht eingehalten werden. Schweizer betonte, dass sämtliche Baselbieter Freinachtbewilligungen während der Fasnachtszeit aufgehoben seien.
Der Baselbieter Krisenstab hat bisher sieben Gesuche im Rahmen des Bewilligungsverfahren für kleinere Anlässe von 200 bis 1000 Personen bewilligt – zehn Gesuche wurden abgelehnt. (sda)