In Scuol machen Zweitwohnungen rund 51 Prozent aller Wohnungen aus (circa 2700 Einheiten) – im Toggenburg werden knapp 5000 Zweitwohnungen gezählt. Sie alle sind eine wichtige Einnahmequelle für die Gemeinden und Leistungsträger. Das Potenzial der touristischen Wertschöpfungsoptimierung ist vorhanden – vorausgesetzt, ihre Auslastung wird effizient und professionell gesteuert und die Eigentümer nutzen ihr zweites Zuhause oft oder teilen es mit weiteren Personen. [RELATED]

Ein Beispiel, wie Gemeinden versuchen, den Anreiz zur Vermietung zu erhöhen, ist in Scuol in der Vernehmlassung der Ortsplanungsrevision. Diese beinhaltet eine Zusatzgebühr für Zweitwohnungen mit weniger als 200 Logiernächten pro Jahr. So sollen Eigentümer motiviert werden, ihre Immobilien stärker in den touristischen Markt zu integrieren und nicht leer stehen zu lassen. Dass die Gemeinde die Problematik aufgenommen hat, ist erfreulich. Aus Erfahrung ist die Zahl von 200 Logiernächten aber zu hoch angesetzt. Die Regelung könnte das Gegenteil bewirken – Eigentümer könnten Vermietungen gänzlich unterlassen. Auch bei einer professionellen Vermietung ist der quantitative Erfolg nur beschränkt beeinflussbar, da äussere Faktoren wie das Wetter stimmen müssen.

Im Toggenburg hat die Tourismusorganisation ein Programm initiiert, durch das Zweitwohnungsbesitzende bei einer Sanierung eine Beteiligung an den Konzeptionskosten erhalten. Die entscheidende Auflage ist, dass das Objekt anschliessend eigenhändig oder über Berg & Bett, eine Tochterfirma von Toggenburg Tourismus, vermietet wird. Das Angebot nutzen bis anhin erst fünf Ferienwohnungsbesitzende. Das zeigt, dass die Eigentümer entweder bereits beim Kauf eines Objekts offen für Vermietungen sind, dem Geschäftsmodell kritisch gegenüberstehen oder der Leidensdruck noch zu klein ist.

Engadin Booking ist seit acht Jahren auf dem Ferienwohnungsmarkt vertreten und konnte zwischen Zernez und Martina über 100 Einheiten für die Vermietung gewinnen, fast alles Zweitwohnungen. Die durchschnittliche Auslastung liegt zwischen 25 und 50 Prozent. Um die Auslastung zu verbessern, braucht es eine gute Zusammenarbeit mit all unseren Partnern vor Ort. Deshalb engagieren wir uns in der Tourismuskommission der Gemeinde.

Berg & Bett hat aktuell knapp 50 Ferienobjekte, zwei Gruppenunterkünfte und ein Hotel im Portfolio. Die Säntis Lodge fungiert als Réception für alle Objekte und bietet allen Gästen verschiedene Zusatzangebote wie das Restaurant oder das hauseigene Kino. Berg & Bett übernimmt für die Eigentümer Vermarktung, Vertrieb, Aufbereitung, Reinigung und Kundenkontakte. Jährlich werden um die 30'000 Logiernächte generiert, was eine grosse regionale Wertschöpfung auslöst. Deshalb kann und will eine Tourismusorganisation als Eigentümerin hinter Berg & Bett stehen.

Martina Hänzi, Geschäftsführerin Engadin Booking, und Christian Gressbach, Geschäftsführer Toggenburg Tourismus, bringen sich als Mitglieder des Verbands Schweizer Tourismusmanager:innen (VSTM/ASMT) in verschiedene tourismusrelevante Themen ein.