Thomas Allemann, warum ist die Stiftung Tschumi auch 75 Jahre nach der Stiftungsgründung noch relevant?
Die Stiftung und davor der Fonds wurden ursprünglich gegründet, um mehr Nachwuchskräfte für eine Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie zu motivieren. Der Fachkräftemangel war bereits damals präsent, wenn auch aus anderen Gründen. Die Finanzierung der Ausbildung sollte daher kein zusätzliches Hindernis sein, sich für diese zu entscheiden. Dasselbe gilt genauso für heute. Doch wir müssen noch viel bekannter werden, um unsere Wirkung zu vergrössern. [RELATED]
Welche Rolle spielt das Schulhotel Regina in Zukunft?
Als Ausbildungsstätte nimmt das Schulhotel einen zentralen Stellenwert ein. Lange Zeit hat die Stiftung Tschumi den Internatsbetrieb geführt, was aber weder ihre Aufgabe noch Kernkompetenz ist. Seit letztem Jahr verpachtet die Stiftung, als Eigentümerin der Liegenschaft, das Schulhotel an die Hotelfachschule Thun. Das war ein wichtiger Schritt. Nun sind sämtliche Bildungsangebote in der Hand von Leuten, die darauf spezialisiert sind und es kommt alles aus einer Hand. Der Schul- und Internatsbetrieb läuft daher effizienter. Die Stiftung ihrerseits kann sich auf ihre Stärke konzentrieren: die Förderung der Aus- und Weiterbildung.
Was sind die Zukunftspläne der Stiftung Tschumi?
Einerseits möchten wir uns mehr auf die Grundausbildung konzentrieren. Aktuell setzten wir einen Grossteil unserer jährlichen Förderbeiträge in der höheren Berufsbildung und akademischen Bildung ein. Es muss uns aber gelingen, mehr junge Schulabgänger in die gastgewerblichen Ausbildungsgänge zu bringen. Dazu möchten wir entsprechende finanzielle Anreize schaffen. Andererseits soll die Förderung auf der Stufe der Fachschulen und der Fachhochschule noch mehr in Richtung Talentförderung gehen. Bereits heute müssen die Stipendiatinnen und Stipendiaten einen bestimmten Notenschnitt erreichen. Man könnte aber auch weitere Anreize schaffen, beispielsweise mit einem Preisgeld für eine herausragende Diplomarbeit.
Der Fachkräftemangel war bereits damals präsent, wenn auch aus anderen Gründen.
Was braucht es, um diese Pläne umzusetzen?
Lange haben wir im Stillen agiert. Nun ist es an der Zeit, sichtbarer zu werden. Wir überarbeiten unsere Internetpräsenz und planen, zusammen mit dem Verband an den Berufsmessen präsent zu sein. Ausserdem werden wir die Stiftung den Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben näherbringen, damit diese die anspruchsberechtigen Jugendlichen an uns verweisen. Auch weitere Massnahmen sind denkbar, wir sind hier noch in der Ideenfindung.
Was wünschen Sie der Stiftung zu ihrem Jubiläum?
Ich wünsche der Stiftung, dass sie noch lange wirken darf und mehr jungen Leuten den Einstieg in die Branche ermöglicht sowie Talente fördert. Und somit zugleich versucht, dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen. Dazu müssen wir als Stiftung aber zu mehr finanziellen Mitteln kommen, denn wir gehen sehr sorgfältig mit dem Stiftungsvermögen um. Es wäre schön, wenn wir mehr Gönner motivieren könnten, uns mit einem Beitrag zu unterstützen oder der Stiftung Tschumi ein Legat zu hinterlassen. Mit vereinten Kräften bewirken wir viel mehr, als wenn jeder für sich allein etwas macht.