Die vom Bund verordneten Ladenschliessungen haben die Sportartikelbranche auf den Plan gerufen. Sie warnt vor grossen Verlusten und Jobabbau und fordert eine Öffnung der Geschäfte ab 1. März sowie eine Anpassung der Härtefallregelung.
Die Massnahmen seien nötig, um «den Totalschaden der Wintersportbranche in der Schweiz» abzuwenden, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung des Verbands Schweizer Sportartikelfabrikanten, Importeure und Agenten (SPAF) und des Verbands Sportfachhandel Schweiz (ASMAS).
Die den Verbänden angeschlossenen Mitglieder haben demnach wegen der geschlossenen Läden bis Ende Februar insgesamt Verluste von beinahe 1 Milliarde Franken eingefahren. Davon entfielen etwa eine halbe Milliarde auf das Vorjahr wegen des ersten Lockdowns und die andere Hälfte allein auf die ersten zwei Monate des Geschäftsjahres 2021, wie ASMAS-Präsident Peter Bruggmann gegenüber AWP erklärte. Sollten die Geschäfte am 1. März nicht wieder öffnen dürfen, wachse der Verlust weiter an.
Nordic stark – Alpin schwach
Vom Trend zu Langlauf oder Schneeschuhwandern profitiert die Branche zwar, aber nur bedingt. «Der Bereich Winter-Outdoor im nordischen Bereich läuft gut», so Bruggmann. Mehr als die Hälfte der Geschäfte habe damit steigende Umsätze erwirtschaftet. Sorgen macht dafür der Bereich Ski Alpin.
Denn dieser ist viel grösser. Knapp die Hälfte der Läden verzeichnet im alpinen Bereich gemäss Bruggmann stark rückläufige Umsätze. Und auch das Mietgeschäft – dieses ist nach wie vor möglich – hilft nicht weiter. «Es fehlen die ausländischen Gäste, es fehlen die Skilager und viele Familien haben die Skiferien wegen der geschlossenen Restaurants abgesagt», resümiert der ASMAS-Präsident.
Mit dem Sommergeschäft kann die Branche die Verluste ebenfalls nicht wettmachen, da der Winter die einträglichere Saison ist. Die Sportartikel-Geschäfte erzielen laut Bruggmann 43 Prozent ihrer Umsätze in den drei Wintermonaten.
Den grössten Einbruch bei den angeschlossenen Mitgliedern erlitt bisher allerdings das Geschäft mit Artikeln für Teamsportarten wie Eishockey, Fussball oder Unihockey, was wiederum auf die Schliessungen von Sportstätten und Freizeitanlagen zurückzuführen ist sowie auf das Verbot von Vereins- und Gruppenaktivitäten.
«Personal Shopping» statt Online
Vom explodierenden Velo-Geschäft erhält die Branche ebenfalls kaum Aufwind, da nur wenige der Sportartikel-Verkäufer auch auf Fahrräder spezialisiert sind. Der Verkauf über Online-Kanäle hat nach Bruggmann zwar deutlich zugelegt, kann aber das Geschäft auch nicht retten. Für viele kleinere Sportartikelverkäufer sei ein Online-Geschäft nicht möglich, meinte Bruggmann dazu.
Er schlägt dafür das «Personal Shopping» vor. Damit ist gemeint, dass Verkaufsläden und Kunden gemeinsam einen Termin vereinbaren, wie beim Coiffeur. Der Kunde hätte dann sein Zeitfenster für die persönliche Beratung, wäre aber nebst dem Verkaufspersonal der Einzige im Laden.
Weiter weist Bruggmann darauf hin, dass die Hersteller und Lieferanten erst mit einer Verzögerung von sechs bis zwölf Monaten voll von der Krise getroffen werden, da die Händler und Verteiler wegen der nicht verkauften Ware in naher Zukunft 25 bis 50 Prozent weniger bestellen wollen.
Tausende Stellen gefährdet
Die Branche beschäftigt in der Schweiz rund 19'000 Mitarbeitende. Gemäss einer Umfrage wollen die Unternehmen im Hinblick auf die kommende Saison rund ein Fünftel des Personals einsparen, gefährdet sind damit etwa 3800 Stellen.
Um dies zu verhindern fordern die Verbände nebst der Öffnung ab März auch eine Anpassung der Härtefallregelung. Die vorgesehene Lösung für die Entschädigungsgrundlage stehe in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Ausfall der Branche, so die Mitteilung.
Zum Verband Schweizer Sportartikelfabrikanten, Importeure und Agenten (SPAF) gehören rund 150 Hersteller, wie etwa der Skiproduzent Stöckli, und Lieferanten. Der Verband ASMAS vertritt etwa 420 Händler mit rund 650 Verkaufsstellen. Für die Einschätzung der Lage haben die beiden Verbände eine Umfrage in Auftrag gegeben. (awp sda og)