An der Winter-Delegiertenversammlung am 22. November in Basel wählen die Delegierten von HotellerieSuisse ein neues Verbandspräsidium. Zudem werden neu ein Jung-Hotelier oder eine Jung-Hotelière sowie eine Vertretung aus der Marken- bzw. Parahotellerie Einsitz im strategischen Organ von HotellerieSuisse nehmen.
Anna Schmutz
Gastgeberin Gadmer Lodge und Tällihütte, Gadmen
Welche Hotelleriethemen möchten Sie in die Verbandsleitung einbringen?
Ich zähle mich weder zur Generation Z noch zu den Millennials. Mit meinen dreissig Jahren gehöre ich zu den «Zillennials», einer Generation, die oft zwischen Stuhl und Bänke fällt. Ich sehe meine Aufgabe als Bindeglied zwischen den Generationen. Welche Arbeit kann in den Betrieben geleistet werden, um die neue Generation ideal zu führen und den Branchennachwuchs dadurch zu halten, zu fördern und fit für eine erfolgreiche Zukunft unserer Branche zu machen? Hier möchte ich ansetzen.
Die Beschaffungskosten für Energie sind explodiert. Was kann der Verband tun, um die Hoteliers zu unterstützen?
Die Frage ist genau richtig gestellt – was der Verband tun kann, ist, seine Mitglieder zu unterstützen. Zum einen durch die Bereitstellung wichtiger Informationen – zum Beispiel, wo überall sinnvoll Strom eingespart werden kann – allerdings auch im Sinne von Verhandlungen bezüglich der Ermöglichung von Kurzarbeitsgelder und Entschädigungen, um die durch die erhöhten Energiekosten entstanden Liquiditätsengpässe schnell überbrücken zu können.
Thomas Gratwohl
Stellvertretender Direktor Hotel Nomad, Basel
Wie kann der Verband die Basler Hotellerie bei der Transformation von der Messe- zur Leisure-Stadt unterstützen?
Wir Hoteliers in Basel können von anderen urbanen Regionen, die seit längerem mehr Leisure-Gäste haben, etwas lernen. Die Unterstützung von HotellerieSuisse liegt entsprechend im Wissenstransfer und im Vernetzen der Regionen – sei dies in Form von Kennzahlen und Erfahrungswerten, aber auch mittels Erfa-Treffen und Round Tables.
Wie kann die Hotellerie überzeugt werden, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen?
Ausbildungsplätze zu schaffen, ist das eine, sie dann tatsächlich zu besetzen, das andere. Die Hotellerie muss attraktiv bleiben, mittels der Rahmenbedingungen wie Lohn, Arbeitszeit und weiteren, welche regelmässig mit den entsprechenden Organisationen überarbeitet werden. Wir Arbeitgeber müssen in jedem Betrieb dafür sorgen, dass der Branchennachwuchs erhalten bleibt und wohlwollend über seine Arbeit spricht. Deshalb müssen wir Wertschätzung zeigen, uns Zeit nehmen, Vertrauen schenken, die Talente fördern und fordern sowie offen und auf Augenhöhe auf die Auszubildenden zugehen.
Manuela Eigenmann
Direktorin Hotel-Restaurant Sonnenberg, Kriens
Was brauchen kleine Landhotels vom Verband?
Es ist wichtig, neue Ausbildungswege für die Hotellerie zu entwickeln. Trotz oder gerade wegen des Mitarbeitermangels fehlt es den Betrieben an Zeit, neue Mitarbeitende auszubilden. In meiner Position arbeite ich heute intensiv daran, neue Ausbildungswege zu finden und Menschen ohne Berufserfahrung für die Branche zu begeistern. Der Verband kann dabei helfen, Menschen, die in der Branche tätig sein wollen, schneller und langfristiger zu integrieren.
Welche Massnahmen braucht es, um das Image des Gastgewerbes bei den Mitarbeitenden zu verbessern?
Wir brauchen Mitarbeitende, die ihre Tätigkeit lieben, denn ohne sie kann ein Hotel nicht betrieben, geschweige denn die Gastfreundschaft gelebt werden. Die Mitarbeitenden wollen Wertschätzung, die müssen wir ihnen geben. Dies gelingt, indem sie Mitspracherecht erhalten und wir ihre Selbstbestimmung erhöhen. In unserem Betrieb haben wir ein Managementsystem eingeführt, das auf den Menschen fokussiert und deshalb alle Mitarbeitenden in die Entscheidungsprozesse einbezieht.
Carole Hauser
Direktionsmitglied Hotel Belvedere, Grindelwald
Wofür würden Sie sich in der Verbandsleitung einsetzen?
Ich möchte die Sicht der jungen Generation, der Frauen und der LGBTQ+-Community einbringen. Die Hotellerie ist für mich eine Herzensangelegenheit – ich bin in unserem Familienbetrieb aufgewachsen und möchte die Diversität in unserer Branche nicht nur anerkennen, sondern aktiv feiern und so unserem Branchenimage zu neuer Stärke verhelfen.
Bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeitende ist in vielen Tourismusregionen ein rares Gut. Wie kann sich der Verband einbringen, eine Lösung zu finden?
Auch in Grindelwald ist das ein Riesenthema. Der Verband kann Best Practices aufzeigen, wie in betroffenen Gemeinden mit dem Thema umgegangen wird. Ich denke da beispielsweise an Genossenschaftswohnungen. Auch Schulungen, Beratungsdienste und Leitfäden können Hoteliers inspirieren, wie sie Wohnraum für ihre Mitarbeitenden sicherstellen können. Dies kann Tipps zur Wohnraumsuche, zur Zusammenarbeit mit Immobilienanbietern und zur Identifizierung von erschwinglichen Wohnoptionen umfassen.
Alain Köslich
Mitglied der Geschäftsleitung Hotel Perren, Zermatt
Was ist das Rezept für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Gastgewerbe?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein komplexes Gericht und kann nicht in einem einzigen Topf zubereitet werden. Die Betriebe müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen, um gemeinsame Lösungen zu gestalten, die zur Verbesserung der Arbeitsattraktivität führen. Beispielsweise mit Kinderbetreuungsmöglichkeiten in der Nähe der jeweiligen Betriebe. Der Verband kann hier ein Grundrezept kreieren, das von den einzelnen Betrieben oder Hoteliervereinen dann verfeinert und umgesetzt werden kann.
Was kann der Verband tun, um die Saisonhotellerie eines Bergdorfes zu unterstützen?
Der Verband kann sich auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass mehr bezahlbarer Wohnraum in Bergdörfern geschaffen wird oder bestehender Wohnraum nur unter strengeren Auflagen vermietet werden darf. Dazu kann auf verschiedenen Ebenen Lobbyarbeit betrieben werden, um die Wettbewerbsfähigkeit wieder gleichmässiger zu verteilen, damit die Bergdörfer nicht an Attraktivität verlieren.
Ruzica Dujmic
VR-Mitglied Cachet Hotel Collection
Was brauchen kleine Stadthotels vom Verband?
Viele Führungskräfte in kleinen Hotels haben wenig Personal und Zeit, sich um Trends in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, soziales Verhalten von Gästen und Mitarbeitenden und vieles mehr rechtzeitig zu kümmern. Daher sind sie auf die Unterstützung des Verbands angewiesen. Sie brauchen vom Verband Lösungsansätze und Werkzeuge zu neuesten Entwicklungen. Darüber hinaus muss der Verband sich in der Politik stark für die Belange kleiner Hotels einsetzen.
Gibt es eine Patentlösung, wie junge Mitarbeitende nach der Lehre im Gastgewerbe verbleiben?
Ich habe im Alltag gelernt, dass es keine Einheitslösung gibt. Wir Arbeitgeber müssen auf die jungen Mitarbeitenden hören und von ihnen lernen. Sie wünschen sich mehr Abwechslung und Verantwortung. Die Work-Life-Balance ist ein zentraler Aspekt, den sie ernst nehmen. Deshalb haben wir in einem Pilotprogramm die Arbeitsstunden um 45 Minuten pro Tag reduziert, und zwar ohne Reduzierung des Lohns. Die Mitarbeitenden haben bei gleichem Gehalt mehr Freizeit.
Andreas Züllig gibt sein Amt als Präsident von HotellerieSuisse nach neun Jahren ab. An der Winter-Delegiertenversammlung am 22. November in Basel wählen die Delegierten von HotellerieSuisse ein neues Verbandspräsidium.
Zudem werden neu ein Jung-Hotelier oder eine Jung-Hotelière sowie eine Vertretung aus der Marken- bzw. Parahotellerie Einsitz im strategischen Organ von HotellerieSuisse nehmen.