Aktuell sind die Preise für Kaffeebohnen tief und die Kaffeeernte gut. An der Börse war die Arabica-Bohne, die einen Anteil von ungefähr 60 Prozent am Weltmarkt hält, zeitweise so günstig zu haben wie in den letzten 14 Jahren nicht, wie Cafetiersuisse-Präsident Hans-Peter Oettli am Montag an der Jahresmedienkonferenz des Interessenverbandes sagte.
«In erster Linie trifft diese Entwicklung die Produzenten in den Anbauländern hart», so Oettli. So hatte die internationale Kaffeeorganisation ICO im Mai in einem Bericht gewarnt, dass die an Bauern gezahlten Preise in vielen Fällen nicht ausreichten, um die Produktionskosten zu decken. Die Existenzgrundlagen von Kleinbauern seien dadurch ernsthaft beeinträchtigt.
In einem zweiten Schritt sei dadurch auch die Vielfalt und Qualität des Kaffeeangebots gefährdet, sagte Oettli. Denn der Anbau von Kaffee lohne sich dann nur noch für Grossproduzenten in wenigen Ländern.
Bedrohung durch Klimawandel
Zudem bedrohe der Klimawandel die Kaffeeanbauregionen, sagte Oettli weiter. «Kaffeepflanzen sind empfindlich und benötigten stabile Bedingungen.» Denn sie könnten schnell von Schädlingen und Krankheiten bedroht werden. So würden auch die Ausbreitung des Kaffeeblattrosts und des Kaffeekirschenkäfers dem Klimawandel zugeschrieben.
Zugleich erwarteten Experten, dass sich die Nachfrage nach Kaffee in den kommenden 30 Jahren verdoppeln könnte, wenn auch in den asiatischen Ländern die Lust auf Kaffee steige. «In der Folge dieser Entwicklungen könnte Kaffee verstärkt zu einem Luxusprodukt werden.» Allerdings bissen die Trends teilweise auch und es sei schwierig zu sagen, in welche Richtung es letztlich gehe.
Bereits heute seien die soziale und ökologische Komponente des Kaffees jedenfalls vielen Konsumentinnen und Konsumenten ein zunehmendes Anliegen. Biokaffee und Spezialitätenkaffee lägen im Trend, sagte Oettli.
Zusammenarbeit mit Röstern
Um etwa zu guten Bedingungen für die Produzenten beizutragen, seien die Cafés auf gute Partner angewiesen. Beispielsweise könnten Cafés die Lage von Bohnenproduzenten nur beeinflussen, indem man mit Röstern zusammenarbeite, die sich für die Produktionsorte engagierten.
«Für die Kosten der Cafés ist der Kaffeepreis eine Kleinigkeit», sagte Oettli. Viel wichtiger seien die Lohn- sowie die Mietkosten.
Entsprechend müsse man bereit sein, beim Kaffeeanbau gewisse Anstrengungen zu belohnen. Er kenne viele Röster, die sich sehr engagierten und verschiedene Projekte umsetzten, damit es den Produzenten besser gehe.
Überhaupt lohnt es sich laut Oettli für die Cafés, für qualitativ guten Kaffee mehr zu bezahlen. «Das Qualitätsniveau wird heute von den Kapseln bestimmt, die viele zu Hause einsetzen.» Das sei das Minimum. «Die Gastronomie muss entsprechend mehr bieten.»
Neue Ausbildung
Cafetiersuisse habe auch deshalb zusammen mit der Schweizer Röster Gilde die neue Ausbildung des Kaffeesommeliers eingeführt. Nach einem Testlauf in diesem Jahr findet der Kurs im nächsten Jahr zweimal statt. Dabei sei die Teilnehmerzahl wegen des praktischen Teils beschränkt. Oettli geht davon aus, dass zweimal die acht bis höchstens zehn Plätze gefüllt werden könnten.
«Der Kaffee ist heute ein wenig ein Stiefkind in der Gastronomieausbildung», sagte Oettli weiter. Sein Ziel sei es, dass der für den Kaffeesommelier vermittelte Stoff Basis für die Kaffeeausbildung an der Hotelfachschule werde.
Schliesslich ist der Kaffee laut Cafetiersuisse die margenstärkte Sparte in der Gastronomie. In den letzten 32 Jahren, in denen Cafetiersuisse die Kaffeepreise bei 650 Cafés, Cafeterias, Café-Bäckereien und Café-Bistros in der deutschsprachigen Schweiz erhoben hat, ist der Preis erst einmal gesunken – in diesem Jahr.
Im nächsten Jahr dürfte sich die Preisentwicklung aber noch einmal zurückhaltend gestalten. Der Trend gehe dahin, dass sich die Preise zwischen den teureren und günstigeren Regionen anglichen. (awp/sda)