Laut den provisorischen Sachwaltern will das Traditionsunternehmen Gysi AG Chocolatier Suisse nach Ostern 2020 den Betrieb «geordnet herunterfahren».
Wie viele Angestellte die in Bern-Bümpliz ansässige Firma derzeit hat, war am frühen Dienstagabend nicht zu erfahren. Die provisorischen Sachwalter nannten in einer Medienmitteilung keine Zahl und waren nicht mehr zu erreichen, ebenso wenig wie die Firma Gysi.
In einem auf der Firmen-Internetseite aufgeschalteten Unternehmensporträt von 2018 der «BümplizWoche» ist die Rede von 70 bis 100 Angestellten.
Die Auftragslage sei gut und am Markt habe die Firma Erfolg, schreiben die von einem Berner Richter eingesetzten provisorischen Sachwalter. Das Problem sei, dass die «kritische Grösse» des Betriebs nicht nachhaltig habe sichergestellt werden können.
Dazu habe auch die Wechselkursentwicklung beim britischen Pfund beigetragen. Grossbritannien ist laut dem Firmenporträt in der «BümplizWoche» Hauptexportmarkt der Berner Firma. Als weiteres Problem der Firma wird in der Mitteilung hoher Nachholbedarf an Investitionen in Gebäude und Anlagen genannt.
Teilrettung wird geprüft
Die Firma Gysi hatte am Regionalgericht Bern ein Gesuch um provisorische Nachlassstundung gestellt. Die provisorischen Sachwalter beaufsichtigen nun die Geschäftstätigkeit der Firma im Interesse der Gläubiger. Zudem haben sie die finanzielle Lage der Gysi AG und die Aussicht auf Sanierung zu beurteilen.
Sie haben dem Richter vor der Verhandlung über die Bewilligung der definitiven Nachlassstundung einen entsprechenden Bericht abzuliefern.
Die provisorischen Sachwalter werden zusammen mit der Gysi AG prüfen, ob und wie allenfalls einzelne Betriebsteile längerfristig weiterbetrieben und Mitarbeitende auch in Zukunft beschäftigt werden können. Während der Nachlassstundung will die Firma bereits vorhandene und neue Aufträge – insbesondere rund um das Ostergeschäft – ausführen.
Wurzeln im Zentrum Berns
Die Wurzeln der Firma Gysi AG liegen im Herzen der Stadt Bern, wo Walter Gysi 1931 ein Tea Room mit Confiserie gründete.
Inzwischen ist die dritte Generation der Familie am Ruder. Das Unternehmen stellt Truffes und Pralinés her, dazu Dragées, Gelées und Likörstängeli. Auch Schoko-Armeesackmesser kommen aus der Fabrik an der Berner Morgenstrasse. (sda)