Artikel von Johannes Brinkmann, AWP
Dies erklärten die Chefs der fünf Mitglieder der IG Parahotellerie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Der Bundesrat hat lange über zusätzliche Einschränkungen beraten und am Dienstagabend auch weitere Massnahmen in Aussicht gestellt. Das mache für die Kunden einen Buchungsentscheid nicht einfach, sagt Janine Bunte, Chefin der Schweizer Jugendherbergen und Vorsitzende der IG Parahotellerie Schweiz.
Viele Gäste fragten, was man in den Destinationen machen könne und was offen sei. Denn es gebe sehr viele kantonale Bestimmungen, was die Übersicht erschwere, sagte Bunte. In der Folge würden die Leute extrem kurzfristig buchen. «Man weiss zwei Tage vorher nicht, wie viele Gäste man im Haus hat. Das ist schwierig für die Verpflegung.»
Bei den Jugendherbergen sei die Buchungslage nach dem Absturz durch den Corona-Ausbruch für den laufenden Monat Dezember «intakt», sagte Bunte. Man liege etwa um 20 Prozent unter dem Vorjahr.
Problematisch werde aber der Januar, weil die üblichen Schullager nicht stattfinden würden. Für die gesamte Wintersaison seien die Buchungszahlen um 25 Prozent tiefer als vor einem Jahr.
Stockende Buchungen
Auch bei Bed and Breakfast Switzerland (BnB) kämen die Reservationen nur sehr zögerlich herein, sagte Geschäftsführerin Dorette Provoost: «Man hängt in der Luft. Die Kunden warten alle noch, was Sache ist.»
Die Kurzfristigkeit bei den Buchungen spürt auch der Ferienwohnungs- und Ferienhausanbieter Interhome. Dennoch zeigte sich Interhome-Schweiz-Chef Roger Müller zuversichtlich, obwohl der Buchungsstand für die gesamte Wintersaison von November bis April um ein Viertel tiefer sei als im Vorjahr. Im Dezember hätten die Reservierungen von Schweizern für die Festtage um 60 Prozent angezogen.
Für die Sportferien im Februar würden die Leute indes noch abwarten. «Das wird schon noch kommen. Denn der Schnee ist da», sagte Müller.
Auch die Buchungen von Ausländern hätten nach dem Einbruch wieder angezogen, aber auf tiefem Niveau, sagte Müller: Und «es fehlen die Stammgäste aus Deutschland wegen der Reisewarnungen der deutschen Regierung.» Allerdings machen die Ausländer auch in normalen Jahren nur gut 10 Prozent des Wintergeschäfts aus.
Rote Zahlen
Beim Ferienwohnungsanbieter Reka seien die Buchungen gar leicht höher als im Vorjahr, sagte Reka-Chef Roger Seifritz: Aber der Vorsprung sei in letzten Wochen wegen der zunehmenden Unsicherheiten geschmolzen.
Die Diskussionen um die Schliessungen von Skigebieten wie etwa im Kanton St. Gallen habe zu vielen Fragen von Kunden geführt. Dagegen spielten Kapazitätsbeschränkungen in Restaurants oder Bergbahnen eine geringere Rolle, sagte Seifritz.
Das Schweizer Reka-Feriengeschäft habe im Gesamtjahr einen Umsatzrückgang von lediglich 5 Prozent hinnehmen müssen. Unter dem Strich rutschte es aber in die roten Zahlen mit einem Verlust im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Wenn kein neuer Lockdown in der Hochsaison von Mitte Januar bis Mitte März verhängt werde, dürfte man im 2021 wieder die Gewinnzone erreichen, sagte Seifritz.
Auch Interhome zeigt sich zuversichtlich: «Für 2021 gehen wir davon aus, dass wir das Vor-Corona-Niveau von 2019 erreichen können», sagte Schweiz-Chef Müller. Die Ferienwohnungen kämen besser durch die Krise als andere Tourismusanbieter.
Campingboom geht weiter
Gar mit einem starken nächsten Jahr rechnet der TCS für seine Campingplätze, die im Sommer einen Boom erlebt haben. Dieser hat trotz der Schliessungen der Campingplätze im April und Mai während des Lockdowns zu einem Übernachtungsrekord im laufenden Jahr geführt.
Die Pandemie hatte einen Ansturm auf die Campingplätze zur Folge, der weitergehen dürfte, sagte TCS-Tourismusverantwortlicher Oliver Grützner. Denn die Leute hätten ihre Wohnwagen oder Wohnmobile gekauft.
Die Campingplätze seien in der Coronakrise einer der wenigen Profiteure in der Tourismusbranche. Man sehe nicht nur Licht am Ende des Tunnels, sondern habe den Tunnel bereits verlassen und sei an der Sonne, sagte Grützner. (awp sda)