Martin von Moos, welche Entwicklung in der Schweizer Hotellerie bereitet Ihnen zurzeit besonders viel Freude?
Die Entwicklung der Logiernächte ist aus unternehmerischer Sicht sicher sehr erfreulich. Tourismus ist keine Krisenbranche mehr. Tourismus ist eine Wachstumsbranche! Der Nachholbedarf nach der Pandemie wird noch einige Zeit anhalten. Davon können wir alle profitieren.

Des Weiteren haben wir zum Beispiel in der Region Zürich wieder einen leichten Anstieg an Lernenden. Junge Menschen sind wieder vermehrt interessiert an einer Arbeit im Gastgewerbe. Das stimmt mich optimistisch. Es ist wichtig, dass wir aktiv für die Hotellerie werben und ein positives Image unserer Branche transportieren.

Was ist grundlegend dafür?
Die richtigen Rahmenbedingungen. Der Verband muss den Betrieben die richtigen Instrumente zur Verfügung stellen, damit sie einen guten Job machen können. Es ist wichtig, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe so gestalten, dass Investitionen möglich sind.

Wir müssen uns immer auch an der europäischen und internationalen Hotellerie messen und dürfen den Anschluss nicht verlieren. Die Schweiz kann im internationalen Wettbewerb nur mit Spitzenleistungen und hoher Qualität bestehen.

Zur Person
Am 27. Juli feierte Martin von Moos seinen 60. Geburtstag. Der EHL-Alumnus und Geschäftsführer der 4-Sterne-Hotels Sedartis in Thalwil und «Belvoir» in Rüschlikon wohnt in Merlischachen, ist verheiratet und Vater dreier Söhne. Als Familienmensch verbringt er seine Freizeit gerne beim Sport – im Sommer auf dem See, im Winter auf den Skipisten in Lenzerheide.

Von 2015 bis 2023 war von Moos Präsident des Zürcher Hotellerie-Vereins. Er hält verschiedene Verwaltungsratsmandate inne, auch bei Swiss Quality Hotel International.

Sind Sie bereit, die Geschicke des nationalen Verbandes zu leiten? Oder anders gefragt: Inwiefern sind Sie von Ihrem urbanen Hintergrund, auch als ehemaliger Präsident des Regionalverbandes Zürich, geprägt?
Die Trennung zwischen Stadt- und Land-Hotelier ist ein Cliché. Ich bin in erster Linie Hotelier und Schweizer. Ich bin stolz, Hotelier in der Region Zürich zu sein, und nehme viel von meinen Erfahrungen mit. Es ist beispielsweise unabdingbar, dass die Zusammenarbeit zwischen den Tourismusorganisationen und der Hotellerie verbessert wird.

Die Individualansprüche müssen geglättet werden. Kooperationen sind das Zukunfts- und Erfolgsmodell. Das beste Beispiel sind unsere Erfa-Gruppen. Der gegenseitige Austausch ist für die Zukunftsfähigkeit der Schweizer Hotellerie fundamental. Als Präsident von HotellerieSuisse will ich die nationale Zusammenarbeit in der Branche fördern.

Welche Herausforderung werden Sie als Präsident von HotellerieSuisse als Erstes anpacken?
Die Arbeitgeberattraktivität und das Image unserer Branche müssen stetig verbessert werden. Dazu gehören auch die Sozialpartnerschaften. Hier besteht im Dialog mit den Partnerorganisationen Nachholbedarf.

Die NZZ beschrieb Sie einst als jovial. Trifft das zu?
Ein Hotelier muss jovial sein. Ich bin nahbar, interessiere mich für mein Gegenüber und finde schnell einen Zugang zu unterschiedlichsten Gruppen. Ob als Gastgeber, Arbeitgeber, Geschäftsmann oder vielleicht als Verbandspräsident: Ich sehe mich als verbindend.

Sie leiten das Hotel Sedartis in Thalwil und das Hotel Belvoir in Rüschlikon. Ist ein 50- bis 60-Prozent-Pensum als Präsident von HotellerieSuisse realistisch?
Wir haben in beiden Betrieben bereits einen Strukturwechsel im Management vorgenommen. Unsere langjährigen Hoteldirektoren Daniel Kost im «Belvoir» und Ueli Knobel im «Sedartis» werden zusätzliche Verantwortung übernehmen. Ich kann da auf grossen Support zählen. Zukünftig werde ich zwei Tage in den Betrieben tätig sein und bleibe damit aktiver Hotelier. Ich finde es notwendig, die unternehmerischen Elemente an der Basis zu spüren. 

Warum ist das wichtig?
HotellerieSuisse ist ein Branchenverband. Wir müssen unsere Branche glaubwürdig vertreten. Glaubwürdigkeit manifestiert sich auch über die frühere Tätigkeit und den Erfahrungsschatz. Für mich ist der unternehmerische Hintergrund in der Verbandsleitung entscheidend.

Wann haben Sie den Entschluss gefasst, für das Präsidium von HotellerieSuisse zu kandidieren?
So richtig Freude an der Verbandsarbeit gewann ich während meiner Zeit beim Zürcher Hotellerie-Verein. Gegen Ende meiner Amtszeit erhielt ich aus der Branche und meinem familiären Umfeld sehr viel Zuspruch. Ich freue mich auf die Herausforderung und will mich weiter für die Interessen der Hotellerie engagieren.

Die Arbeitgeber­attraktivität und das Image unserer Branche müssen stetig verbessert werden.
Martin von Moos

Wo haben Sie noch Nachholbedarf?
Meine Mitstreiter Marie Forestier, Urs Bircher und Claude Meier sind schon sechs, sieben Jahre in der Verbandsleitung. Klar, muss ich mich in gewisse Themenbereiche einarbeiten. Ich freue mich auf die Herausforderung. Das wird mir schnell gelingen, und ich denke, ein wenig frischer Wind und ein neuer Blickwinkel tun jedem Gremium gut. Es geht nicht darum, alles anders, aber vielleicht ein paar Dinge besser zu machen.

Das politische Netzwerk ist für einen national tätigen Verband wie HotellerieSuisse wichtig. Wie bewegen Sie sich auf dem politischen Parkett?
Die politische Vernetzung ist wichtig. HotellerieSuisse ist aber keine politische Partei. Während der Pandemie war ich mit vielen Politikerinnen und Politikern in direktem Kontakt und fand schnell Gehör für Branchenanliegen. Auf nationaler Ebene bin ich politisch vernetzt und kann auf diesen Zugang bauen.

Ich bin ein liberal denkender Mensch, habe aber auch eine Affinität für soziale Themen und bin tolerant. Politisch bin ich parteiunabhängig. Es geht mir stets um die Sache, als Verbandspräsident sind dies die Anliegen der Branche.

Ihr Sohn hat soeben die Ausbildung zum Hotelier erfolgreich abgeschlossen. Mit welchen Themen kommt er auf Sie zu?
Die Themen Fachkräftemangel und Mitarbeiterführung sind präsent. Nicola wünscht sich, dass Arbeitgeber vermehrt junge Menschen begeistern können, und bringt auch Lösungsansätze, beispielsweise ein Tüftel-Lab in einem Betrieb. Wir Hoteliers sind in der Pflicht, die Jungen an Bord zu holen. Auf Verbandsebene laufen bereits viele Programme. Die Rahmenbedingungen stimmen. Nun müssen die Angebote vermehrt von den einzelnen Hotelbetrieben und in der Praxis genutzt werden.

Warum werden die Angebote wenig genutzt?
Hotelièren und Hoteliers werden mit Informationen überschwemmt. Es würde sich lohnen, Schwerpunkte zu setzen und sich auf die Umsetzung einzelner Förder­programme zu fokussieren. Manchmal ist weniger mehr, wenn es dafür richtig gut gemacht wird.

Sie befinden sich mitten im Wahlkampf. Wie nehmen Sie diesen wahr?
HotellerieSuisse hat noch nie einen solchen Wahlkampf mit so vielen Kandidaturen fürs Präsidium erlebt. Das ist sicher auch für die Mitglieder sehr spannend. Wir Kandidierenden kennen uns schon seit vielen Jahren, entsprechend fair ist unser Wahlkampf. Unsere Positionen dürfen und sollen verschieden sein. Die Kandidatur von Claude Meier sorgt für eine zusätzliche Dynamik, die den Wahlkampf anregt. Ein Wahlkampf fordert die Kandidierenden auch heraus. Das ist richtig und gut so.

Was machen Sie am Abend des 22. November?
Ich gönne mir ein gutes Glas Wein. (lacht) Für mich wird der 22. November privat wie beruflich wegweisend sein.

Am 22. November wählen die Delegierten von Hotellerie­Suisse ein neues Verbands­präsidium. Es kandidieren:

Martin von Moos  
Regionalverband HotellerieSuisse Zürich

Marie Forestier und Urs Bircher
Association Romande des Hôteliers, HotellerieSuisse Berner Oberland und HotellerieSuisse Bern + Mittelland

Claude Meier   
nominiert von 80 Hotelièren und Hoteliers aus der ganzen Schweiz

Zudem wählen die Delegierten im November eine Vertretung aus der Marken- beziehungsweise Parahotellerie sowie einen Jung-Hotelier oder eine Jung-Hotelière in die Verbandsleitung.