Für Luzius Kuchen und Patrik Scherrer beginnt ein neues Kapitel: Am 1. Januar übernehmen die beiden Besitzer der Swiss Design Collection AG den Hotel- und Gastronomiebetrieb auf der St. Petersinsel im Bielersee. «Wir haben grosse Pläne und möchten die jahrhundertealte Geschichte und die Mystik dieses einmaligen Kraftortes sichtbarer machen», sagt Kuchen. Und Scherrer doppelt nach: «Im Grunde genommen eröffnen wir das Klosterhotel neu».
Während Jahren hatte die Blausee AG Hotels und Restaurants auf der einstmals grössten Insel in einem Schweizer Gewässer geführt, nun verzichtete das Blausee-AG-Trio André Lüthi, Philipp Hildebrand und Stefan Lindner auf die Option zur Vertragsverlängerung.
Seit fast einem halben Jahrtausend gehört das ehemalige Kloster auf der St. Petersinsel der Burgergemeinde Bern respektive ihrer historischen Vorläuferin. Sie schrieb die Pacht neu aus und die Swiss Design Collection AG machte mit ihrem Konzept das Rennen. «Wir setzen auf die vier Elemente Wasser, Erde, Feuer und Wind, also auf die Natur», sagt Scherrer. «Zudem möchten wir in unserem Narrativ die 900-jährige Geschichte des Klosters betonen.»
In Grindelwald neue Akzente gesetzt
Nachdem Kuchen und Scherrer einst das Bristol in Bern betrieben hatten, setzen sie seit 2021 mit dem Hotel Bergwelt und dem Hotel Pinte neue Akzente in der Grindelwaldner Hotellerie. «Für uns kommen nur Hotels in Frage mit einem roten Faden», so Scherrer. Bei der «Bergwelt» heissen die Themen der Grindelwaldner Pioniergeist und zeitgemässes Design, bei der «Pinte» die 150- jährige Historie – inklusive der Legenden um den Lokalhelden «Pinten-Fritz».
Zurück ins Seeland: Anfang April eröffnet das Klosterhotel, im April dann die Gastronomie für die Ausflügler. Neben dem Café mit Bar am Schiffsanleger sollen sich die Kurzbesucherinnen und -besucher weiterhin in der ehemaligen Klosterremise verpflegen können – mit Salaten, Bowls, aber auch mit Fischknusperli und Würsten, die man selber am Lagerfeuer bräteln darf. «Ein Mix aus urbanen und traditionellen Gerichten», sagt Scherrer zum Angebot im «Free-Choice»-Restaurant.
Wir möchten die jahrhundertealte Geschichte und die Mystik dieses einmaligen Kraftortes sichtbarer machen
Luzius Kuchen, Besitzer der Swiss Design Collection AG
Unterkunftskapazität steigern
Für das gepflegte Mahl stehen drei historische Stuben im U-förmigen früheren Klostergebäude und der malerische Innenhof zwischen den Kreuzgängen zur Verfügung. Ein Pavillon im nahen Rebberg, Terrassen und der Outdoorbereich direkt am See dienen Events. «Die St. Petersinsel gehört zu den beliebtesten Hochzeitslocations im Kanton Bern», weiss Kuchen. «Ohne einen Franken ins Marketing zu stecken, haben wir schon sehr viele Anfragen für Hochzeiten und Anlässe verschiedenster Art erhalten.»
Um dieses Geschäft nachhaltig zum Fliegen zu bringen, fehlt es auf der Insel aber an Unterkunftskapazität, denn das Klosterhotel beherbergt nur gerade zwölf Doppelzimmer. «Zusammen mit der Eigentümerin investieren wir in einen Umbau, darunter die Verwandlung von 18 zuletzt kaum genutzten Personalunterkünften in Hotelzimmer», berichtet Scherrer.
«Die Arbeiten sind für die Winterpause 25/26 geplant. Mit total 30 Hotelzimmern werden wir bestens gerüstet sein für die Zukunft.» In der ganzen, aus total vier Gebäuden bestehenden Anlage soll ein dezenter Landhausstil mit vielen sehenswerten Details implementiert werden, der zu einem ehemaligen Kloster passt.
Wir wollen auch den Winter attraktiv machen, zum Beispiel mit einem Weihnachtsdörfli
Patrik Scherrer, Besitzer der Swiss Design Collection AG
Rousseau und Goethe als Botschafter
Die Insel wurde schon von Pfahlbauern besiedelt. Archäologen fanden keltische und römische Spuren, in der Merowingerzeit entstand hier ein kleines Kloster, das im 12. Jahrhundert an das Kloster Cluny im Burgund ging – damals das geistliche Zentrum Mitteleuropas. Die Cluniazenser-Mönche bauten den Aussenposten im Bielersee zu einem stattlichen Komplex aus, mussten die Insel aber zu Beginn der Reformation verlassen.
Die damalige Grossmacht Bern übernahm 1530, schleifte später die romanische Kirche. 1765 zog sich der französische Philosoph und Freidenker Jean-Jacques Rousseau auf die Insel zurück, auch Goethe erlag dem Zauber des Refugiums. Seit Rousseau gilt die St. Petersinsel als Kraftort.
«Wir sind überzeugt, dass wir diese Gefühle wieder wecken können», sagt Kuchen. «Wer auf der St. Petersinsel ankommt, erlebt ein anderes Licht, ganz andere Gerüche und Stimmungen.» Bis dato galt das Klosterhotel als klassischer Saisonbetrieb. Ab 2026 soll es ganzjährig geöffnet bleiben: «Wir wollen auch den Winter attraktiv machen, zum Beispiel mit einem Weihnachtsdörfli», verrät Scherrer. «2025 wird zur Übergangssaison, in der wir, bevor der grosse Umbau startet, einiges ausprobieren und Erfahrungen sammeln können.»
Nachgefragt
Patrik Scherrer: «Nicht einfach Durchlauferhitzer»
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Patrik Scherrer, weshalb übernehmen Sie ausgerechnet das abgelegene Klosterhotel auf der St. Petersinsel?
Wir wollen expandieren und mit Swiss Design Collection eine Handvoll Hotels betreiben. Wir prüften viele Projekte, aber so wirklich überzeugt und gereizt hat uns nur die St. Petersinsel.
Was gab den Ausschlag?
Wir sehen viel ungenutztes Potenzial und denken, dass das Klosterhotel nach dem Umbau gut funktionieren wird als Ganzjahresbetrieb. Die St. Petersinsel soll zur Option werden für mehrtägige Aufenthalte und nicht einfach nur Durchlauferhitzer sein.
Wie sollen Gäste gerade im Winter die etwas umständliche Anreise bewältigen?
Für Hotelgäste dürfen wir einen kleinen Elektrobus einsetzen, ausserdem bieten wir ein Taxiboot an. Im Sommer kommen die meisten Leute per Kursschiff, zu Fuss oder mit dem Velo ab Erlach.