Toggenburg Tourismus verfolgt ein grosses Ziel: Ganzjahresdestination bis 2025. Als zentrales Motiv beim Umstieg dient der Resonanzgedanke. Diese Leitstrategie sieht vor, eine Wir-Kultur zwischen Gästen und Einheimischen zu schaffen und einen gesunden Tourismus mit ausgewogenem Gästeaufkommen zu fördern.
«Angebote über das ganze Jahr sind ein wichtiger Baustein», so Geschäftsführer Christian Gressbach. Er achtet darauf, beim Umbau der eigenen Philosophie treu zu bleiben. Die «Klangwelt Toggenburg», basierend auf der Gesangs- und Musikkultur der Region, soll stets zentrales Element sein.
Damit die Umstellung klappt, braucht es saison- und wetterunabhängige Angebote. Der «Klang-Escape-Room» oder das 2025 eröffnende «Klanghaus Toggenburg» erfüllen dieses Kriterium. Zudem sei eine breite Angebotspalette nötig, um Gäste länger in der Region zu halten. Sonst könne eine Destination schnell zur Tagestourismusdestination verkommen. Das «Klanghaus» als Location für mehrtägige Proben oder Aufnahmen wirke dem entgegen. Überhaupt spiele das Destinationsthema Klang den Plänen in die Karten, da es keine Saison brauche wie etwa Skifahren.
Angebote über das ganze Jahr sind ein wichtiger Baustein.
Christian Gressbach, Geschäftsführer Toggenburg Tourismus
Für Gressbach geht es nicht darum, jeden Monat ein spezielles Angebot zu vermarkten. Vielmehr bildeten die Jahreszeiten mit den unterschiedlichen Landschaften – Schnee im Winter, farbige Wälder im Herbst – den Angebotsrahmen. Ein Besuch des Baumwipfelpfads Neckertal sei im Oktober komplett anders als im Januar. «Diese Veränderbarkeit der gleichen Produkte müssen wir vermarkten.» Alle wichtigen touristischen Leistungsträger sollten mitmachen, was viel Überzeugungsarbeit erfordere. Abgeschlossen ist der Prozess nicht. Bei der Beherbergungsinfrastruktur sieht Gressbach noch Investitionsbedarf. Hotels trügen markant dazu bei, als Ganzjahresdestination wahrgenommen zu werden.
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365-Tage-Betrieb vermehrt auch im Berner Oberland
Auch die Destination Adelboden-Lenk-Kandersteg stellt auf Ganzjahrestourismus um – so sieht es die neue Strategie vor. Zu den Massnahmen gehören neue Bike-, Trailrunning- und Wellnessangebote. Man plant, sich ergänzende Angebote zu schaffen. Dann können Gäste in Kandersteg übernachten, in Frutigen auf den Kletterturm und danach beim Blausee den Nachmittag verbringen. Voraussetzung: durchgehend fahrende Bergbahnen sowie Freizeit-, Hotel- und Restaurantangebote das ganze Jahr über.
Um dahin zu kommen, müssen alle lokalen Akteure involviert sein. «Dazu haben wir eine klare Bottom-up-Strategie. Nur so finden wir genügend Leistungsträger, welche die benötigten Angebote auch in den Saisonrandzeiten anbieten», sagt Silvia Nüesch, Leiterin Unternehmenskommunikation der Destination Adelboden-Lenk-Kandersteg. Gemeinsam und in Absprache vorzugehen, hält sie für zentral. Wie bei der Aktion «Kerzenzauber» im letzten Winter.
Über 30 Restaurants hatten immer donnerstags ein Kerzenlicht-Dinner angeboten. Die laufende Umstellung wirkt sich bereits aus. «Die Herbstmonate sind immer besser gebucht, weil die Bergbahnen länger offen bleiben und die Bikestrecken länger befahrbar sind. Der letzte November war einer der besten seit langem», so Nüesch.
In der Ferienregion Interlaken lautet das Ziel ähnlich: den Winter stärken, um den in der Strategie «Interlaken 2030» festgelegten Umstieg auf Ganzjahresbetrieb zu verwirklichen. «Im Sommer ist Interlaken ja schon ein beliebter Übernachtungs-Hub für Ausflüge, Aktivitäten und Erlebnisse aller Art», so Daniel Sulzer, CEO Interlaken Tourismus. «Dieses erfolgreiche Konzept übertragen wir nun auf den Winter.» Auch dann sei Interlaken ideal als Übernachtungsort – dank attraktiver, vielfältiger In- und Outdoorangebote vor Ort zwischen Seen und Bergen sowie perfekter Anbindung an die Jungfrau-Region mit ihren «multioptionalen Wintersportmöglichkeiten».
Die Herbstmonate sind immer besser gebucht.
Silvia Nüesch, Leiterin Unternehmenskommunikation der Destination Adelboden-Lenk-Kandersteg
Die neue 3S-Bahn Eiger Express und die neue BOB-Haltestelle Grindelwald Terminal liessen den Ort noch näher an die Skigebiete rücken. Neue Produkte sollen zu mehr Logiernächten im Winter führen. «Zudem wollen wir die Aufenthaltsdauer verlängern», so Sulzer. Von zentraler Bedeutung: das Übernachtungs-Package «Winterlaken Ski & Lodge». Ab zwei Übernachtungen bringt es Gäste vergünstigt auf die Piste. Weitere Massnahme: der Fahrplanausbau beim Gästeskibus als wichtigem Zubringer in die Skiregion.
Zusätzlich dehnt Interlaken Tourismus die Vermarktung des Winters aus. Bisher lag der Fokus vor allem auf der Schweiz und umliegenden Ländern sowie einzelnen Überseemärkten. Nun wird der Winter in doppelt so vielen Ländern beworben – unter dem international verständlichen Begriff «Winterlaken» und einem einheitlichen Logo. Durch Umschichtungen gibt es mehr finanzielle Mittel für die Bewerbung des Winters. Erste Erfolge sind schon zu vermelden. So wuchs die Nachfrage in Märkten wie Brasilien, USA und Südostasien, zudem verbesserte sich die Bruttobettenauslastung. Und es zeichnet sich bereits eine längere Aufenthaltsdauer ab.