Das Gebäude ist komplett ausgehöhlt. Steht man drinnen und blickt nach oben, sieht man den Himmel», freut sich Bauherr Raphael Wyniger. Seit einem Dreivierteljahr ist die Liegenschaft gegenüber seines «Teufelhof» nun eine Baustelle. Doch in der Immobilie, wo heute noch staubige Leere herrscht, soll bald das «Set» mit 36 Zimmern eröffnen, 16 davon als Serviced Apartments. Der sorgfältige Abbruch der Innenwände und -böden erwies sich als schwieriger als erwartet. Trotzdem rechnet Wyniger damit, dass das «Set» im April 2019 eröffnen kann.
Dem Fortschritt abseits der Baustelle stehen die baulichen Herausforderungen nicht im Weg. Inzwischen ist klar, wie das Innere des Serviced Apartment Hotels dereinst aussehen soll. Als Kompass dient dabei der Leitsatz: «Vom Groben ins Feine.» «Je privater der Bereich, desto feinere Materialien kommen zum Einsatz», erklärt Wyniger. Nähere Details des ungewöhnlichen Design-Konzepts verrät Salvatore Achille, Geschäftsleitungsmitglied des beauftragten Basler Architekturbüros TrinklerStulaAchille Architekten AG. Auf seinem Weg von der Strasse hinauf auf sein Zimmer durchläuft der Gast verschiedene Stationen, die in ihrer Ästhetik dem Grad der Zurückgezogenheit der Räumlichkeit entsprechen. In der Lobby etwa – dem öffentlichsten Bereich des Hotels – dominieren rohe Materialien: aus Sichtbeton gegossene Wände und Böden, an der Decke offene Leitungen und unverkleidete Leuchtstoffröhren, nur leicht strukturiert durch Elemente aus Streckmetall. Der Bartresen soll aus rohem Stahl gefertigt werden. Garagenatmosphäre wird trotzdem nicht aufkommen, verspricht Achille. Dafür sorgten nicht zuletzt die grossen, holzgerahmten Fenster hin zur Strasse.
Auch weiter im Inneren, im Treppenhaus sowie auf den Fluren, prägen kühle Materialien das Bild: Geländer aus Rohstahl, ungestrichene Wände, verputzt nur mit Gips. Lediglich die Zimmertüren aus Eichenholz geben bereits einen Vorgeschmack auf die nächste, intimere Stufe. In den Zimmern verströmen Böden und Fenster aus Holz eine gewisse Wärme. Auch die Wände sollen hier verputzt und gestrichen werden. «Der privateste Ort eines Hotels ist die Nasszelle», sagt Achille schliesslich. Dort sollen nur die feinsten Materialien für Wohlfühlatmosphäre sorgen: Naturstein, Chromstahl, Glas. Ganz unabhängig davon, welche Stoffe wo verarbeitet werden, soll ihr Charakter möglichst unverfälscht zur Geltung kommen. «Wir bleiben ehrlich mit den Materialien. Wenn eine Betonstütze zum Einsatz kommt, dann sieht man sie auch», sagt der Architekt.
Keine Konkurrenz zwischen Architektur und Möblierung
Aussergewöhnliches verspricht auch die Möblierung. «Wir wollen das ‹Set› mit Perlen spicken», sagt Stefanie Klebs. Die Basler Einrichtungsberaterin ist eng in die Ausarbeitung des Hoteldesigns eingebunden. Bereits bei der Einrichtung des Restaurants 1777 arbeitete sie für Raphael Wyniger. Im «Set», ihrer ersten «Teufelhof»-Immobilie, will sie mit Designstücken und Eye-Catchern Akzente setzen. «Wir setzen experimentelle und einzigartige Stücke ein, gerne auch modern und futuristisch. Ein spannender Mix», verspricht Klebs. Zum Zuge kommen sollen auch junge Schweizer Designer. Bei aller gewollten Extravaganz sollen die Möbelstücke fein und leicht wirken und damit einen Kontrast zum baulichen Konzept bieten – ohne jedoch in Konkurrenz zur Architektur zu treten.
Als dritte Designebene neben Architektur und Möblierung soll das «Set», ähnlich wie nebenan der «Teufelhof», einen Kunst-Schwerpunkt erhalten. Wyniger spricht von einem «Urban-Art-Ansatz» oder von «Kunst am Bau». Für die Umsetzung suche man aktuell noch nach jungen Künstlern. Ihnen will man die Chance geben, etwas einzigartiges zu realisieren. Einzelne grosse und prägnante Flächen, zum Beispiel in der Lobby oder im Fitnessraum, sollen «aufsehenerregend und aussagekräftig» inszeniert werden, verspricht der Direktor. Junge, urbane Kunst soll es auch in den Zimmern geben. Aber analog zur Dramaturgie der Architektur gilt auch hier: zurückhaltender, verspielter.