Der Wohnungsmarkt in vielen Tourismusgemeinden funktioniert nicht mehr. Von der akuten Wohnungsknappheit sind nicht nur die Einheimischen betroffen, sondern auch die meist saisonal angestellten Fachkräfte. Der Wohnungsmangel verschärft den Fachkräftemangel. Ohne Fachkräfte läuft der Tourismus und damit der Wirtschaftsmotor der Berggebiete nicht. 

Zahlreiche touristische Unternehmen engagieren sich für ihre Angestellten. Es sind nicht nur 5-Sterne-Betriebe wie der «Lenkerhof» in Lenk, sondern auch kleinere Betriebe wie das Hotel Landhaus in Münster, welche Wohnraum für ihre Angestellten zur Verfügung stellen. Für kleinere, oft familiengeführte Hotels kann das aber eine finanzielle Herausforderung sein. 

Warum schliessen sich also nicht mehrere Hotels zusammen, übernehmen ein leer stehendes Gebäude und betreiben dieses in Form einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft oder Genossenschaft? Jedes Hotel hätte dann Anrecht auf die Anzahl an Wohnungen, die seinem Aktien- oder Genossenschaftskapital entspricht.

Der Wohnungsmarkt in vielen Tourismusgemeinden funktioniert nicht mehr.

Die Gemeinden können die touristischen Betriebe unterstützen, indem sie als Vermittler auftreten. Sie können alle Akteure an einen Tisch holen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Die Gemeinden haben zudem die Möglichkeit, raumplanerische Massnahmen zu ergreifen und beispielsweise eine Zone für Personalwohnungen zu schaffen oder die Umwandlung von Erst- in Zweitwohnungen durch einen Erstwohnanteilsplan zu unterbinden. Personalwohnungen werden durch die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit finanziell unterstützt; der gemeinnützige Wohnungsbau durch die Wohnungspolitik des Bundes. 

Es lohnt sich, kurz innezuhalten, die Problemlage zu analysieren und zuerst eine Wohnraumstrategie zu entwickeln. Eine breit abgestützte Wohnraumstrategie kann Grundlage für konkrete Massnahmen sein. Die Kantone können die Gemeinden aktiv unterstützen, indem sie ebenfalls eine Wohnraumpolitik entwickeln. Das pragmatische Vorgehen des Kantons Graubünden, der sich weitgehend auf die bestehenden Instrumente und Verfahren des Bundes stützt, kann durchaus als Vorbild für andere Kantone dienen.

Thomas Egger ist Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggemeinden.