Unlängst öffnete das neu renovierte Château de Raymontpierre als jüngstes Mitglied der Gruppe The Living Circle. Gastgeberpaar in diesem im 16. Jahrhundert erbauten Jagdschloss in Vermes sind Sydney Karolewski und ihr Partner Timon Wolf. Die Baslerin achtet auf ihre Work-Life-Balance, wobei ihr insbesondere die kleinen Momente Freude bereiten: ein Cappuccino draussen auf dem Balkon, ein Spaziergang oder ein Sonnenuntergang am Rhein. Die Absolventin der Schule für angewandte Linguistik mit Diplom in Education, Journalism & Corporate Publishing spricht über das Wahrwerden ihres grössten Traums und ihre Aufgabe als junge Hotelière.

Sydney Karolewski, was hat Sie als Journalistin zu einem Wechsel als Resortmanagerin im Hotelbusiness bewogen?
Ich hatte schon immer eine grosse Affinität zur Gastronomie. Als 18-jährige Praktikantin bei der «Basler Zeitung» schrieb ich bereits über Kulinarik. Foodjournalismus war seit jeher mein Ding, Politik- und Wirtschaftsthemen interessierten mich nie. Mein Journalismusstudium finanzierte ich mit Jobs in Cafés, Restaurants und bei Catering-Agenturen. Die Gastronomie ist mir in all ihren Facetten vertraut.

Dies oder das?

Bier oder Champagner?
Champagner – Pet Nat geht auch immer.«Für mich ist der Jura die Toskana der Schweiz.»

Blumenkohl-Kartoffel-Curry oder T-Bone-Steak?
Blumenkohl-Kartoffel-Curry

Basler Läckerli oder Tête de Moine?
Definitiv Tête de Moine. Ich habe als kleines Kind zu viele Läckerli gegessen.

Street-Food-Festival oder Punkte-Restaurant?
Punkte-Restaurant. In der Schweiz ist die Street-Food-Festival-Kultur noch nicht so weit wie in anderen Ländern.

Agrotourismus oder Businesshotel?
Agrotourismus

Wie kam es zum Engagement beim prestigeträchtigen Projekt Château de Raymontpierre?
Mein Partner Timon Wolf ist EHL-Absolvent. Auf beruflichen Stationen in Kopenhagen, Paris und in der Toskana sammelten wir Erfahrungen und erhielten Einblicke in die vielfältigsten Bereiche der Kulinarik und Gastronomie. Nachdem wir ein halbes Jahr in einem Agriturismo in der Toskana gearbeitet hatten, träumten wir davon, eines Tages selbst so einen Betrieb zu führen. Dass es jetzt geklappt hat und nicht erst in ferner Zukunft, war purer Zufall.

Erzählen Sie.
Ein Studienfreund von Timon erzählte ihm vom Projekt Château de Raymont­pierre. Sofort war uns klar: Das ist das Objekt unserer Träume. Wir hatten nichts zu verlieren, schickten sofort eine Bewerbung ab und wurden tatsächlich engagiert.

Die Neueröffnung eines Hotels ist eine grosse Sache für ein so junges Paar, wie Sie es sind.
Das stimmt, aber zugleich auch eine unglaubliche Chance. Wir sind unendlich dankbar, dass wir uns von Anfang an mit Ideen einbringen durften. Schon jetzt steckt viel Liebe und Passion von uns im Schloss.

Was ist Ihre Philosophie?
Das Château de Raymontpierre mit seinen 14 Zimmern soll nicht als Hotel verstanden werden, sondern als Agrotourismus. Im Vordergrund steht die Nachhaltigkeit. Das Schloss wurde mit Mondholz aus dem umgebenden Wald sanft renoviert. Wasser beziehen wir von der eigenen Quelle. Der angrenzende Bauernhof ist mit Solarpanels für die Stromversorgung ausgestattet. Wir streben nach qualitativ hochwertigem Essen auf der Grundlage lokaler Produkte: Das Fleisch kommt vom angrenzenden Bauernhof, das Gemüse aus dem eigenen Garten. Zudem pflegen wir eine Kreislaufwirtschaft, um unseren Abfall zu reduzieren.

Für mich ist der Jura die Toskana der Schweiz.

Welche Gästezielgruppe sprechen Sie an?
In den Sommermonaten begrüssen wir Individualgäste. Man kann uns aber auch als Private Hideaway für Anlässe, Feiern, Seminare oder Incentives buchen. Gerade junge Menschen legen heute vermehrt Wert auf qualitativ hochstehendes Essen und Auszeiten in der Natur. Aber auch reifere Menschen, die Kulinarik und Ruhe lieben und gerne wandern, werden sich bei uns wohlfühlen. Zudem sind verschiedenste Retreats und kulinarische Events mit renommierten Sterneköchen wie Andreas Caminada, Tanja Grandits, Silvio Germann oder Pascal Steffen geplant. Kulinarik spielt bei uns eine wichtige Rolle.[RELATED]

Was zeichnet für Sie eine gute Küche aus?
Wenn mir der erste Bissen eines Gerichts ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Weshalb sind Sie eine gute Gastgeberin?
Ich liebe es, Gäste zu verwöhnen, und stelle sicher, dass sie sich bei uns zu Hause fühlen. Als gute Beobachterin konnte ich aus meinen früheren Jobs viel lernen und weiss, was es dafür braucht und was einen guten Service ausmacht.

Seit kurzem leben Sie in einem kleinen Dorf in der Nähe des Schlosses. Wie kommen Sie als Stadtmensch mit dem Landleben klar?
Sehr gut! Für mich ist der Jura die Toskana der Schweiz. Hier zu sein, fühlt sich wie Nachhause­kommen an. Im Einklang mit der Natur zu leben, ist wunderschön. Dennoch haben wir unsere Wohnung in Basel behalten. Während der Wintermonate, wenn wir geschlossen haben, werden wir das Stadtleben geniessen.

Keine Bedenken, dass die Zusammenarbeit mit Ihrem Partner Ihrer Beziehung schaden kann?
Nein, wir arbeiten ja nicht das erste Mal zusammen. Wir werden aber bestimmt darauf achten, mindestens einen Tag pro Woche gemeinsam frei zu haben und ihn abseits des Schlosses zu verbringen. Doch jetzt freuen wir uns einfach, dass wir die Tore von Château de Raymontpierre am 1. Juni öffnen und loslegen konnten.

Responsible Hotels of Switzerland
Die Hotelgruppe «Responsible Hotels of Switzerland» wurde im Januar 2022 gegründet. Sie vereinigt die Betriebe mit dem Fokus auf die ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Die Mitglieder sind eigenständige, charakterstarke Betriebe an schönen Orten und von hoher Qualität. Die Hotelgruppe will die Gäste mit hohem Anspruch an verantwortungsvolles Reisen eine Lösung bieten.

 

 

Eva Eyholzer