Nach rund zwei Jahren Renovierung eröffnet das Château de Raymontpierre im Kanton Jura Anfang Juni. Mit dem neuen Haus ist die Hotelgruppe Living Circle in allen vier Sprachgebieten der Schweiz vertreten. Das Château de Raymontpierre sei kein Hotel im klassischen Sinne, sondern kann exklusiv gebucht werden als ein Rückzugsort für private Feiern, Tagungen oder Incentives, heisst es in einer Mitteilung.

Über das Jahr verteilt stehen Retreats und kulinarische Erlebnisse mit Gastköchen auf dem Programm. Im Zeitraum der Schweizer Sommerferien steht das Schloss auch für Individualbuchungen offen. Das Château wird vom jungen Gastgeberpaar Timon Wolf und Sydney Karolewski geführt und ist bis Ende Oktober geöffnet. 

Historisches Schloss und neuerbaute «La Grange»
Das Château de Raymontpierre umfasst insgesamt 14 Wohneinheiten – sechs davon im historischen Schloss und acht in der nebenan neu gebauten «La Grange». Das Hauptgebäude ist aussen fast unverändert. Helle Materialien sorgen im gesamten Anwesen für ein frisches, zurückhaltendes Farbkonzept.

Aus dem ehemaligen Rittersaal mit dem Kamin wurde die Bibliothek und Lounge «Salle des Chevaliers». Das alte Küchengewölbe ist nun Ort einer modernen Küche, der einstige Wohnbereich wurde zum «Le Grand Salon». Im ersten Stock befinden sich die beiden grössten Suiten. Der oberste Stock des Schlosses beherbergt neben vier Gästezimmern den Boardroom «Salle Belvédère». Neu hinzugekommen ist ein Wellnessbereich mit Dampfbad, Sauna und Ruheraum.

Als Architekt für den Umbau zeichnet sich Daniel Kubli von Kubli Partner Architektur AG (Zürich) verantwortlich, das Interior Design stammt von Daniel Brunner von Sphinx Antiques & Interior Design aus Zürich. Sämtliche Betten sind vom Schweizer Hersteller Elite, die weitere Möblierung ist unter anderem von Vincent Sheppard, Roche Bobois, Kettal und Carl Hansen. Die Beleuchtungselemente sind unter anderem von Etnobel, Martasala und J. Adams, die Tapeten von De Gournay, Cole & Son und Philip Jeffreis, sowie weitere Textilien von Dedar, John Boyd oder Hollan & Sherry. Viele Möbelstücke und Schränke wurden massgefertigt und werden durch Antiquitäten ergänzt.

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Materialien aus der Region
Der Innenausbau des Schlosses und des Anbaus wurde laut eigenen Angaben zum Grossteil mit Mondholz aus dem eigenen Wald gestaltet. Der verwendete Kalkstein stamme aus einem nahen jurassischen Steinbruch. Für die Wärme des Châteaus, der «La Grange», dem Bauernhaus und der Heutrocknungsanlage sorgt eine zentrale, vollautomatisierte Holzschnitzelheizung.

Das Anwesen verfügt zudem über eine private Trinkwasserquelle, die zwei Kilometer in den Ausläufern des Raimeux-Gebirges liegt und sämtliche Gebäude versorgt. Das südlich ausgerichtete Dach der «La Grange» ist mit Solaranlage versehen, welche pro Jahr 92'730 kWh Energie erzeugen kann. Beim Umbau wurden zahlreiche alte Materialien wiederverwendet. 

Natur erlebbar gemacht
Die Verbundenheit mit der Natur zeige sich in der Kulinarik, in den «Signature Experiences» und in der Nachhaltigkeit. So kommen die Zutaten aus dem eigenen Garten, vom eigenen Hof oder aus den umliegenden Wäldern. Nicht selbst produzierte Zutaten werden, von kleinen Produzenten aus der Umgebung und von anderen The Living Circle Landwirtschaftsbetrieben bezogen, so das Unternehmen.

Gäste können den «Le Jardin» besuchen. Zudem stehen auch Besichtigungen von Weizen- oder Dinkelfeldern, Besuch einer Getreidemühle oder die Zusammenstellung der eigenen Teemischung mit Kräutern aus dem Schlossgarten auf dem Programm. Unter dem Thema «La Ferme» können Gäste den angrenzenden Bauernhof von Familie Wenger besichtigen und Wissenswertes über die Haltung, Züchtung und Ernährung der Tiere lernen oder Einblicke in eine Räucherküche erhalten.

«Culinary Highlights» mit Spitzenköchen
Im Château werden «Culinary Highlights» organisiert: Die diesjährigen Gastköche sind Silvio Germann, Tanja Grandits, Naturköchin Rebecca Clopath, Pascal Steffen aus dem Basler Roots  und Luis Zuzarte aus dem «L’Appart» in Lausanne. Den Abschluss der Reihe macht Andreas Caminada Ende Oktober. (mm)

Geschichte des Château de Raymontpierre
Das Schloss wurde von 1595 bis 1600 von Georges Hugué erbaut, damit er sich der Forstverwaltung widmen konnte. Sein Vater hatte das Land 1576 vom Bischof von Basel als Lehen erhalten. Nach der Heirat Anna Hugués, Tochter des Erbauers, mit Hans Jakob Staal, ging das Anwesen zwischen 1623 und 1809 in den Besitz der Familie Staal über, einer Adelsfamilie aus Solothurn. Bis 1941 kamen verschiedene Adelsfamilien aus der Schweizer Jura Region in den Besitz des Schlosses. Im Jahr 1941 erwarb die Familie Bührle das Château de Raymontpierre.

Eine weitgehende Restaurierung im Jahre 1949 rettete das Anwesen vor dem Zerfall. Erste Ideen zu dem heutigen Projekt keimten um 2017 auf, während die umfassende Renovation von 2022 bis 2024 dauerte. Das Château de Raymontpierre besteht nun aus einem Hauptgebäude mit Rundturm, einer Ringmauer mit zwei Ecktürmen und einer Kapelle mit spätgotischen Fenstern. Die Wappen der Familien Hugué und Staal finden sich immer noch an der Südfassade des Châteaus wieder.