Janine Rüfenacht, Sie wechseln als aktuelle Direktorin des kürzlich wiedereröffneten «The Bristol» Bern und mit 20 Jahren Erfahrung im Hotelmanagement an die Hotelfachschule Thun. Dort werden Sie ab Sommer die Leitung des geplanten «Laborhotels» übernehmen. Was reizt Sie an diesem Projekt?

Mich reizt die Herausforderung, das noch Unbekannte zu erforschen, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihre Zukunftsvorstellungen einzubringen und den eigenen Hotelgästen dank dem zukunftsorientierten Angebot ein neues Erlebnis zu bieten sowie einen gut funktionierenden und rentablen Betrieb zu betreiben.

Künftig werden Sie mit Studierenden zusammen ein Hotel führen. Wo sehen Sie Parallelen zu Ihrer heutigen Tätigkeit?

Als Parallelen sehe ich sicherlich die neue, respektive modernere Sichtweise auf die Dienstleistungen. Die Führung der Generation Y, und bald auch schon Z, kann nicht mehr mit traditioneller Vorgehensweise erfolgen.

Welche Ziele verfolgt das neue innovative Ausbildungsmodell mit dem «realen Hotel»?

Die HF Thun wird das Kompetenzzentrum für innovative Beherbergung und Gastronomie. Das «reale» Hotel ermöglich einerseits den Studierenden, neue Trends und Technologien zu testen und deren Auswirkungen auf den laufenden Betrieb zu erfahren, andererseits ermöglicht die Integration ins «Laborhotel» den Studierenden auch weitere Arbeitserfahrung zu sammeln.

Was zeichnet Ihrer Ansicht nach einen sehr guten Hotelier/Hôtelière aus?

Die Liebe zu den Menschen, der respektvolle Umgang mit den Menschen, ob Gast oder Mitarbeitende, die Allrounder-Fähigkeiten.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Jeder Tag verläuft anders und ganz sicher nicht so wie geplant.

Wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten, worauf achten Sie am meisten?

Auf den Geruch und die Temperatur.

Zur Person
Die Bernerin Janine Rüfenacht übernimmt im August die Projektleitung des geplanten «Laborhotels» und die Vizedirektion der Hotelfachschule Thun. Derzeit führt die dipl. Hotel­managerin NDS HF das Anfang 2017 wiedereröffnete Stadtberner Hotel The Bristol (Swiss Design Collection AG). Die bald 43-Jährige verfügt über lang-
jährige nationale und internationale Erfahrung in der Stadt- und Resorthotellerie sowie im Spitalumfeld – unter anderem in der Hotel Allegro und Kursaal Bern AG, im Kantons-­spital HFR Fribourg sowie im Habtoor Grand Resort & Spa in Dubai.

Beruflich und privat: Welche menschlichen Werte liegen Ihnen am Herzen?

Fairness, Respekt, Offenheit.

Können Sie eine Woche ohne Handy und Internet überleben?

Das könnte schwierig werden …

Mit welcher historischen Person würden Sie gerne Nachtessen?

Ein Gespräch mit Galileo Galilei wäre sicherlich sehr interessant.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen – und warum?

Einige Dinge vorauszusehen, wäre tatsächlich sehr hilfreich.

Was bringt Sie auf die Palme?

Wenn Leute einfach so und ohne Grund schlecht gelaunt sind.

An welchen persönlichen Dingen hängen Sie besonders – und weshalb?

Fotos als Erinnerungsstücke, unsere schöne Wohnung, die mein Rückzugsort ist.

Welches ist Ihre Lieblingsmusik-Gruppe oder Musiker – und warum?

Da gibt es so viele. Noch heute höre 
ich gerne die Dire Straits. Aber eigentlich mag ich auch den heutigen Mainstream.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Lehrerin.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?

Da gab es so einige, aber die behalte ich wohl lieber für mich. Falls meine Eltern dieses Interview lesen sollten, dann komme ich in Teufels Küche.

Mit wem möchten Sie nie im Lift stecken bleiben?

Mit einem Klaustrophobiker.

Welches Buch/Lektüre liegt bei Ihnen auf dem Nachttisch?

«Fire and Fury» – aber irgendwie hat es mich noch nicht gepackt. Daher lese ich jetzt zum zweiten Mal «Breaking News» von Frank Schätzing.

Mit welcher Sportart können Sie rein gar nichts anfangen – und warum?

Schach – es ist mir zu kopflastig.

In welche Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

In diejenigen eines Helikopter-Piloten.

Haben Sie aus Ihrer Kindheit ein Andenken, das Sie noch heute aufbewahren?

Meine Namenskette, welche ich an der Taufe erhalten habe. Und viele Fotos.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Ich reise gerne. Da gibt es noch so vieles – viele Länder und Orte stehen noch auf meiner Liste. Meine Pläne reichen von Japan über Indien bis in den hohen Norden.

Neuausrichtung HF Thun
Im Rahmen einer Neuausrichtung realisiert die Hotelfachschule Thun auf ihrem Schulgelände ein «Laborhotel», wo die Studierenden die gelernte Theorie «on the job» ausführen können. Es sollen aktuelle Trends, neue Technologien und weitere Ideen aus Hotellerie und Gastro­nomie gemeinsam mit Branchenpartnern ausprobiert und umgesetzt werden. Neben dem «eigenen» Hotel mit 40 bis 50 Zimmern für Gäste aus den Segmenten Business, MICE und Leisure plant die Partnerschule von hotellerie­suisse zusätzlich 40 sogenannte Longstay-Wohneinheiten. Der gesamte Entwicklungs­prozess soll per Ende 2021 abgeschlossen sein. Die Kosten belaufen sich auf einen maximal zweistelligen Millionenbetrag.npa